24.12. – Part II

juval beschreibt in seinem blog seine erfahrungen des diesjährigen weihnachtlichen tamtams und diesen möchte ich zwei drei beobachtungen/gedanken hinzufügen.

meine frage ist, darf man ignoranten böse sein. es gibt nun wirklich viele menschen in meinem umfeld, die wiessen, dass ich als jude kein weihnachten feiere. eventuell sind es sogar menschen, denen ich dies schon ausführlich erklärte habe und trotzdem kommt ein weihnachtsgruß. andere situation: wir leben in berlin und ich würde mal behaupten, dass ein gutes drittel der berliner einwohner nicht mal nominell christlich ist.  laut einer statistik sind an die 80 prozent der brandenburger (jugendlichen) atheisten, was in irgendeiner näher zu bestimmenden relation doch sicher auch auf den osten der hauptstadt zutreffen müsste. und trotzdem wird man in der post mit weihnachtsmützen beglückt und mit weihnachtsmusik in anderen kaufhäusern gequält.  wenn man sich der allgemeinen feierlaune nicht anschließen möchte, wird man leicht zum spielverderber.

oder es kommt sogar noch dicker und man wird gleich gefragt, warum wir juden eigentlich nicht an jesus glauben und seine geburt feiern. und so oft ich meinen christlichen freunden und bekannten mit respekt für ihren glauben begegne, so oft bin ich von deren (nicht alle, aber einige sind besonders hartnäckig) unaufmerksamkeit  enttäuscht. ich werde jetzt sich nicht aus “rache” mit dem »nitteln« beginnen, aber es könnte sein, dass mein freundliches, verständiges “also noch einmal von vorne” in ein unwirsches “jesus ist mir *** egal” umspringen könnte.

noch einmal, mir ist bewusst, dass ich in einer christlichen umwelt lebe und ich sehe in der tatsache, dass weihnachten ein familienfest für die meisten deutschen ist, sehr viel positives. mich freut es, wenn menschen sich freuen und wenn weihnachten der anlass dazu ist, soll es mir recht sein. aber wie juval wird es mir ab und an zu viel. es ist nicht mein fest und ich habe auch keine lust, die ganze feierei mitmachen zu müssen. und ich könnte mich mehr mit anderen freuen, wenn diese mich mehr respektieren würden.

6 Comments

  1. Yoav Sapir

    “unser” lichterfest vs. “ihr” lichterfest: religionsgeschichtlich betrachtet, ist beides doch nicht so weit voneinander entfernt.

  2. Yoav Sapir

    P.S.
    vielleicht hilft dir das weiter:

    http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/413024

    🙂

  3. Yankel Moishe

    Was durfte ich kürzlich für einen geistreichen
    Kommentar lesen:
    “Mir ist egal, ob das Weihnachtsfest heidnische
    oder christliche Wurzeln hat. Hauptsache, am
    Abend des 24.12. finde ich eine große, schön
    verpackte Box unter dem Tannenbaum,
    auf der “Playstation Wii” steht.

    Mir macht weder das christliche noch
    das heidnische in der Umgebung was aus.
    Im Gegenteil, dann spürt man stärker, wer man selbst ist.

    YM

  4. Adi

    chayim meinte, als mündliche reaktion auf meinen eintrag, dass wir nicht so empfindlich sein sollen. die meisten menschen, die uns schöne weihnachten wünschen und/oder uns zu weihnachten beschenken, meinen das wirklich einfach nur nett und wollen uns etwas gutes tun.

    wahrscheinlich hat er recht.

  5. Juebe

    Manchmal ist das so, manchmal anders. Ich habe mal von Leuten, wo ich einen Vortrag zu einem jüdischen Thema gehalten habe, eine Weihnachtskarte bekommen, die den Tenor hatte: Möge-das-Kind-in-der-Krippe …
    Das ist dann schon respektlos!

  6. vered

    Nitteln finde ich unsympathisch, denn es ist ein “negatives Kleben” am Weihnachtsfest. Lass andere ihre Feste feiern und du feiere die deinen, basta.

    Übrigens steckt manchmal hinter den penetranten Festwünschen schlicht Geschäftssinn.

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