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Parashat Balak: Der beschädigte Gott

Wenn man sich das Ende des Wochenabschnitt für diese Woche anschaut (Balak – Num 22,2-25,9), könnte man meinen, dass man über das Ende des israelitischen Volkes liest. Im Lager der Israeliten herrscht Chaos, das große Projekt, ein neues Volk aus Sklaven zu bilden, scheint zu scheitern. Wir werden Zeugen eines sehr dramatischen Moments während der Wüstenwanderung.
Schauen wir uns doch einmal die Situation genauer an.

Die 40jährige Wüstenwanderung ging ihrem Ende zu. Von der ersten Generation, also denjenigen, die einst Sklaven waren, lebte nur noch eine Hand voll, das Volk war müde von der Wanderung, Mosche war längst kein dynamischer Anführer mehr und die vor 40 Jahren eingeführten Rituale und Gebote scheinen, wie Mosche auch, an Autorität verloren zu haben. Gleichzeitig war das Volk mit den ersten Kriegen im Rahmen der Landnahme konfrontiert. Nach dem Krieg gegen die Emori war eine Auseinandersetzung mit Moav unausweichlich.

Es geschah, was häufig in solchen Situationen passiert: Die Situation geriet außer Kontrolle. Nach dem Segen Bileams über die Israeliten spricht alles dafür, dass die Herrschaft von Gott zerbrochen war. Es war der Prophet eines fremden Gottes, der Israel in direkter Konfrontation mit dem Feind Moav segnete, nicht einer von Gottes Priestern, nicht Mosche oder Elazar. Die Israeliten konnten nicht wissen, dass Gott selbst Bileam die Segensworte in den Mund gelegt hatte. Es scheint mir fast logisch, dass Zimri, einer der Prinzen Israels, sich wie alle anderen Israeliten von Gott abwandte und den Ba’al Peor anbetete. Die Regeln, Gebote und Verbote der Torah hatten nach 40 Jahren in der Wüste ihre Gültigkeit verloren und waren damit irgendwie auch zu einer Qual für die Menschen geworden.

Die direkte Folge war, dass die Ordnung im Lager zusammen brach – die Tora, die Gebote und Verbote sollten das Zusammenleben organisieren, ohne sie, herrschte jetzt nur noch die Willkür. Dass Gott nicht sehr glücklich mit dieser Entwicklung war, können wir uns sehr gut vorstellen. Sein Projekt, all seine Mühen schienen zu scheitern. Mehr noch, er erkannte, dass die Kinder Israels auch nach so vielen Jahren immer noch ohne Vertrauen in ihn waren, sonst hätten sie gewusst, dass er es war, der sie segnen ließ, und kein fremder Gott. Die Schilderung in der Tora beschreibt sehr eindrücklich, wie groß die Enttäuschung Gottes gewesen sein muss: Er schlug die Israeliten mit einer großen Plage und ließ in seiner Zornesglut die Israeliten zu Tausenden an einer Seuche sterben.

Blicken wir noch weiter zurück. Im Wochenabschnitt „Ki Tissa“ sind wir schon einmal Zeugen einer vergleichbaren Situation geworden. Damals weilte Mosche noch auf dem Berg Sinai, während die Israeliten um das Goldene Kalb tanzten. Damals wie heute reagierte Gott zornig und eifersüchtig. Es gab aber einen markanten Unterschied: Damals reagiert Mosche auf die Ereignisse. Er stellt sich vor Gott und Kämpft gegen die Vernichtung des Volkes und vor allem für die Ehre Gottes:

„Warum sollen die Mizraijm sprechen: Zum Unglück hat er sie herausgeführt, sie zu erschlagen auf dem Bergen … Kehre um von deiner Zornesglut und bedenke dich wegen des Unheils über Dein Volk“ (Ex 32.12f)

Und diesmal? Was macht Mosche jetzt? Mein Eindruck ist, dass er aufgegeben hatte. Er versucht nicht mehr Gott zu stoppen. Er wird zu einem passiven Beobachter und sogar Henker. Ich muss zugeben, ich war enttäuscht von seiner Reaktion.

Sollte die Geschichte vom Auszug aus Ägypten tatsächlich so enden? Sollte Israel so kurz vor dem Einzug ins versprochene Land verschwinden? Vernichtet von einer Seuche bzw. komplett assimiliert im Volk der Moabiter?

Wenn Ihr mich fragt, ich glaube, dass diese Katastrophe fast Wirklichkeit geworden wäre, hätte Pinchas nicht eingegriffen. Auf dem Höhepunkt der Entweihung des Bundes mit dem Ewigen, dem Augenblick als Zimri, der Prinz aus Israel, mit Kosbi, der moabitischen Fürstentochter, im Zelt verschwanden (einigen Kommentatoren zufolge handelte es sich hierbei um das Stiftszelt) um einen neuen Bund zwischen Israel und Moav und damit mit dem Ba’al Peor, durch die körperliche Vereinigung zu besiegeln, sehen wir Pinchas die beiden töten. Diese dramatische Handlung bringt die Wende.
Erstaunlicherweise endete unser Wochenabschnitt genau auf diesem dramatischen Höhepunkt – mit einem Blick auf die 24.000 Toten. Wir alle haben gelernt, dass man eine Toralesung nicht mit etwas negativen beenden soll, aber trotzdem finden wir genau hier einen solchen Schluss.

Es ist wie ein Innehalten, Nachdenken über das, was gerade geschehen ist. Eine Atempause für uns und für Gott.

Zu Beginn des Wochenabschnittes für die nächste Woche lesen wir:

„Pinchas, Sohn Elazars … hat meinen Grimm abgewendet von den Kindern Israels, indem er eiferte an meiner Statt unter ihnen, dass ich nicht auftrieb die Kinder Israel in meinem Eifer (Num 25.11)“

Pinchas konnte nicht wie Mosche direkt mit Gott sprechen um ihn in seiner Wut zu stoppen, aber durch sein – zugegebener Maßen – extremes Handeln, konnte er Gott doch erreichen.
Ich will die Tat Pinchas nicht gut heißen, ich frage mich aber selbst, wie wir Situationen, in denen alles außer Kontrolle gerät, wieder in geordnete Bahnen zurück lenken können. Wie stoppen wir jemanden, der wie wild um sich schlägt? Oder auf unsere Gemeindesituation übertragen, wie verhindern wir, dass ein Moment so aus dem Ruder läuft, dass der Name Gottes beschädigt werden könnte?
Pinchas ist für mich nicht vergleichbar mit den Extremisten, die heute im Namen Gottes töten. Er hat genau das Gegenteil aufgezeigt. Töten aus Eifer beschädigt den Namen Gottes und bringt weiteres Töten mit sich. Die Handlung Pinchas war wie eine Ohrfeige für das Volk und für Gott, oder ein lautes auf den Tisch schlagen. Die Reaktion Gottes darauf zeigt, dass es sich dabei nur um eine einmalige, extreme Handlung handeln durfte und dass wir in solch einer Situation den Frieden suchen müssen. Pinchas wird nicht zum neuen Anführer der Israeliten, oder zu einem Krieger: Gewalt ist nicht die Lösung. Durch den Friedensbund den Gott am Anfang der nächsten Parascha mit Pinchas schließt, bindet Gott Pinchas an sich und an das Volk Israel. Der Extremist wird als Priester zum Vermittler zwischen ihnen und Gott.

Für uns bedeutet es, dass wir extreme Situationen und Positionen wahrnehmen müssen, auch wenn sie uns unangenehm sind. Wir müssen ihnen entschieden entgegentreten, aber gleichzeitig müssen wir auch lernen sie einzubinden. Manchmal muss man doch den Bock zum Gärtner machen. Schalom bedeutet eben mehr als nur Frieden.

Shabbat Shalom

Beha’alotecha: Ein Zeichen der Liebe und der Stärke

Viele von Euch erinnern sich vielleicht noch daran, dass sie als Kind irgendwann ein Fahrrad geschenkt bekommen haben. Ich erinnere mich auch noch daran. Mit dem Fahrrad habe ich damals ein Stück Unabhängigkeit bekommen und ich erinnere mich auch noch gut daran, wie ich einige Jahre lang mit dem Fahrrad täglich zu meinen Freunden gefahren bin und meine Welt entdeckt habe. Ich habe recht spät gelernt, mit dem Fahrrad zu fahren und ich weiß noch, dass es nicht einfach war, es zu lernen. Heute kann ich mir zudem ganz gut vorstellen, dass es nicht nur schwer für mich war, sondern irgendwie auch für meine Eltern. Das schöne war, dass mein Vater aber nie aufgehört hat, mit mir zu üben.
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Gebet für die in Nigeria entführten Schulkinder

תהלים קמב
מַשְׂכִּיל לְדָוִד, בִּהְיוֹתוֹ בַמְּעָרָה תְפִלָּה׃ קוֹלִי אֶל יְהוָה אֶזְעָק, קוֹלִי אֶל יְהוָה אֶתְחַנָּן׃ אֶשְׁפֹּךְ לְפָנָיו שִׂיחִי, צָרָתִי לְפָנָיו אַגִּיד׃ בְּהִתְעַטֵּף עָלַי רוּחִי וְאַתָּה יָדַֽעְתָּ נְתִיבָתִי, בְּאֹֽרַח זוּ אֲהַלֵּךְ טָמְנוּ פַח לִי׃ הַבֵּיט יָמִין וּרְאֵה וְאֵין לִי מַכִּיר, אָבַד מָנוֹס מִמֶּֽנִּי אֵין דּוֹרֵשׁ לְנַפְשִׁי׃ זָעַקְתִּי אֵלֶֽיךָ יְהוָה אָמַֽרְתִּי אַתָּה מַחְסִי, חֶלְקִי בְּאֶֽרֶץ הַחַיִּֽים׃ הַקְשִֽׁיבָה אֶל רִנָּתִי כִּי דַלּֽוֹתִי מְאֹד, הַצִּילֵֽנִי מֵרֹדְפַי כִּי אָמְצוּ מִמֶּֽנִּי׃ הוֹצִֽיאָה מִמַּסְגֵּר נַפְשִׁי לְהוֹדוֹת אֶת שְׁמֶֽךָ, בִּי יַכְתִּֽרוּ צַדִּיקִים כִּי תִגְמֹל עָלָי׃

Psalm 142
1 Ein Weisheitslied Davids, als er in der Höhle war. Ein Gebet. 2 Mit lauter Stimme schrei ich zum Ewigen, laut flehe ich zum Ewigen um Gnade. 3 Ich schütte vor ihm meine Klagen aus, eröffne ihm meine Not. 4 Wenn auch mein Geist in mir verzagt, du kennst meinen Pfad. Auf dem Weg, den ich gehe, legten sie mir Schlingen. 5 Ich blicke nach rechts und schaue aus, doch niemand ist da, der mich beachtet. Mir ist jede Zuflucht genommen, niemand fragt nach meinem Leben. 6 Ewiger, ich schreie zu dir, ich sage: Meine Zuflucht bist du, mein Anteil im Land der Lebenden. 7 Vernimm doch mein Flehen; denn ich bin arm und elend. Meinen Verfolgern entreiß mich; sie sind viel stärker als ich. 8 Führe mich heraus aus dem Kerker, damit ich deinen Namen preise. Die Gerechten scharen sich um mich, weil du mir Gutes tust. (Einheitsübersetzung)

אֵל אֱלֹהֵי הָרוּחוֹת לְכׇל בָּשָׂר: חֽוּשָׁה לְעֶזְרַת מְאוֹת נְעָרוֹת נִיגֶֽרְיָה, תַּלְמִידוֹת חָפוֹת־מִפֶּֽשַׁע, שֶׁנֶּחְטְפוּ מִבֵּיתָן וּמִבָּתֵּי סִפְרֵיהֶן בְּאַכְזָרִיּוּת אֲיוּמָה עַל יְדֵי בְּנֵי עַוְלָה חַסְרֵי כׇּל צֶֽלֶם אֱלֹהִים בְּהִתְנַהֲגוּתָם, בְּכַוָּנָה לְמׇכְרָן לְעַבְדּוּת וּלְעַנּוֹתָן. מוֹשִׁיב יְחִידִים בַּֽיְתָה, מוֹצִיא אֲסִירִים בַּכּוֹשָׁרוֹת, אַל תַּסְתֵּר פָּנֶֽיךָ מֵהֶן וְאַל תִּתְעַלֵּם מִתְּחִנָּתָן. הוֹפַע בַּהֲדַר גְּאוֹן עֻזְּךָ, גְּאָלָן וְהַצִּילָן מִמְּצֻקָּתָן. שְׁלַח לָהֶן אֹֽמֶץ־לֵב וְתִקְוָה, רְפוּאַת הַנֶּֽפֶשׁ וּרְפוּאַת הַגּוּף, וְהַחֲזִירָן בִּמְהֵרָה, בְּרִיאוֹת חֲזָקוֹת וּשְׁלֵמוֹת, לְחֵיק מִשְׁפְּחוֹתֵיהֶן.
בּוֹרֵא עוֹלָם אֲשֶׁר רַחֲמָיו עַל כׇּל מַעֲשָׂיו, שִׂים קֵץ לְטֶרוֹר, עַבְדּוּת, סַֽחַר־נָשִׁים וְנִיצוּל חֲלָשִׁים בָּעוֹלָם וּבָרֵךְ אֶת עוֹלָמְךָ בְּשַׁלְוָה, הַשְׁקֵט וָבֶֽטַח. אַתָּה חוֹנֵן לָאָדָם דַּֽעַת וּמְלַמֵּד לֶאֱנוֹשׁ בִּינָה. הָגֵן עַל כׇּל יַלְדָּה וְיֶֽלֶד, נַעֲרָה וְנַֽעַר, אִשָּׁה וְאִישׁ, שֶׁמִּתְאַמֵּץ לִלְמוֹד, לְהַחְכִּים וּלְהַשְׂכִּיל. תֵּן שָׁלוֹם בָּעוֹלָם וְנִשְׁכַּב לְלֹא מַחֲרִיד, תַּשְׁבִּית חַיָּה רָעָה, וְחֶֽרֶב תַּעֲבִיר כָּלִיל, וְנֹאמַר אָמֵן.

Gott aller Seelen: In großer Sorge beten wir um die Errettung der vielen hundert nigerianischen jungen Mädchen, unschuldige Schülerinnen, welche in einem großen Akt der Grausamkeit von seelenlosen Verbrechern aus ihren Häusern und aus ihren Schulen entführt wurden, um sie in die Sklaverei zu verkaufen und sie zu quälen. Ewiger, der Du die Einsamen nach Hause zurückbringst und die Gefangenen herausführst, wenden Dein Angesicht nicht ab von ihnen, verschließe Deine Ohren nicht vor ihrem Wehklagen. Zeige Dich in Deiner Pracht und der Herrlichkeit Deiner Macht; befreie und erlöse sie aus ihrem Horror. Gib ihnen Kraft und Hoffnung, eine schnelle Heilung ihrer Seelen und Körper, und bringe sie schnell, gesund und wohlbehalten, zurück in den Schoß ihrer Familien.
Schöpfer der Welt, dessen Gnade über all seinen Werken ruht, setze allem Terror, aller Sklaverei und Menschenhandel, aller Ausbeutung von Schwächeren in dieser Welt ein Ende und segne Deine Welt mit Frieden, in Stille und Sicherheit. Du zeichnest den Menschen mit Verstand aus und lehrst dem Sterblichen Einsicht. Halte Dein Schutzschild über alle Mädchen und Jungen, alle Frauen und Männer, damit sie durch Wissen und Bildung weiter wachsen werden können.
Gib der Welt Frieden, damit wir uns ohne Angst niederlegen können und schaffe hinfort die wilden Tiere und verbirg das Schwert für alle Zeiten. Und so lasst uns sprechen: Amen!

Rabbi Hillel Lavery-Yisraëli
Jüdische Gemeinde Göteborg, Schweden
Übersetzung von Rabbiner Adrian Michael Schell
Jüdische Gemeinde Hameln, Deutschland

Hier das englische Original und die arabische und deutsche Übersetzung herunterladen:

Nigeria Arabic

Nigeria Eng

Nigeria Deutsch

Hier eine PDF  der deutschen Fassung laden: Prayer-Gebet Nigeria – DE

In jedem Menschen steckt das Potential, ein Messias zu sein

Dieser Schabbat ist in der jüdischen Tradition ein besonderer Schabbat. Er wird Schabbat Ha-Gadol, der große Schabbat genannt und ist der Schabbat, der direkt vor Pessach gefeiert wird. Von der Liturgie, also der Art, wie wir den Schabbat feiern, unterscheidet ihn eigentlich nichts von anderen Schabbatot. Nur die Haftarah, also die Lesung nach der Tora ist anders.

Am Schabbat Hagadol lesen wir als Haftarah einen Abschnitt aus dem Prophetenbuch MALEACHI. Es ist ein wunderbarer Abschnitt, der von der besonderen Beziehung von uns Juden mit Gott spricht. Der Abschnitt spricht von einer besonderen Zukunft, einer, in der die Welt gerechter sein wird und wir Juden nicht mehr unterdrückt und verfolgt werden. Am Ende kündigt der Autor das kommen des Propheten Elijahu an, der diese besondere Zeit einläuten wird.

Genau auf diese Stelle werden wir uns auch am Montagabend, während des Pessachseders zurück kommen, wenn wir für Elijahu ein Glas eingießen und ein Gebet sprechen, dass Elijahu bald kommen möge. Wie zu jedem Schabbat-Ausgang auch, werden wir Gott freundlich an dieses Versprechen erinnern und bitten, dass wir, also unsere Generation, die messanische Zeit erleben darf.

An Pessach erinnern wir daran, dass Gott schon einmal das Schreien und Flehen der Israeliten gehört und sein Volk, also unsere Vorfahren aus der Unterdrückung befreit hat. Also eine besondere Zeit in unserer Geschichte eingeleitet hat. Pessach ist das Fest der Freiheit und mit der Lesung der Haftarah drücken wir unsere Hoffnung aus, dass auch das kommende Pessach wieder zu einem Fest der Freiheit wird.

Ihr habt sicher schon alle einmal den Spruch gehört, dass alle jüdischen Eltern bei der Geburt ihres Kindes hoffen (und denken), dass ihr Kind der zukünftige Messias sein wird. Ich bin der Meinung, dass alle Eltern recht haben, denn in jedem Menschen steckt das Potential, ein Messias zu sein, also ein Mensch zu sein, der dazu beiträgt, dass die Welt besser sein wird.

Wenn wir am Montagabend den Beginn von Pessach feiern, dann sollen wir uns erinnern, dass wir Juden zum ersten Pessach in Ägypten ein großartiges Geschenk erhalten haben: Wir haben unsere Freiheit erhalten. Wir können und müssen unsere Zukunft selbst gestalten. Die Haftarah spricht von einer gerechten Welt. Die Haftarah ist aber auch sehr deutlich und sagt, dass nur dann Elijahu kommen kann, wenn wir uns an die Gebote Gottes halten, also unsererseits gerecht handeln. Das ist unser Teil, in unserer Partnerschaft mit Gott und unsere Verantwortung, die wir mit der Freiheit in Ägypten erhalten haben. Verhalten wir uns ethisch, ist auch die messianische Zeit keine Utopie mehr.

Schabbat Schalom und Chag Pessach Sameach

 

Schabbat Zav: Es liegt buchstäblich in unseren Händen

Der Wochenabschnitt in dieser Woche ist inhaltlich eine Fortsetzung des letzten Wochenabschnitts. Er führt die Anleitungen zu den Opfern fort und erklärt genau, welche weiteren Opferarten es gibt und wie sie dargebracht werden sollen. Am Ende folgt, nach den theoretischen Unterweisungen, der nächste wichtige Schritt, auf dem Weg zur Errichtung der neuen Gottesdienstordnung. Aaron und seine Söhne werden von Mosche „ordiniert“. In der einzigartigen Zeremonie werden die neuen Priester vor das ganze Volk gestellt und in die neuen Kleider gehüllt. Aaron erhält das Brustschild, die Krone und die URIM und TURIM – die Orakelsteine.

Der nächste Schritt ist die Salbung mit Öl. Daher kommt übrigens das Wort Meschiach – Messias. Es bedeutet salben oder im übertragenen Sinne “der Gesalbte”.

Der Wochenabschnitt erwähnt ebenfalls ein wichtige Speisevorschrift, die vielen Juden bis heute wichtig ist:

Lev 7.26 Ihr sollt auch kein Blut essen, weder vom Vieh noch von Vögeln, überall, wo ihr wohnt.
Lev 7.26 Где бы вы ни жили, не ешьте кровь ни птиц, ни животных.

Wir leiten von diesem Vers ab, dass Fleisch geschächtet werden muss, damit es „Koscher“ ist. Aber woher kommt diese besondere Aufmerksamkeit für das Blut? Die meisten Kommentatoren stimmen darüber überein, dass es zwei Gründe für das biblische Verbot gibt:

Der erste hat etwas mit der Verwendung von Blut in anderen Kulten der damaligen Zeit zu tun. In diesen Kulten wurde Blut zum Beispiel verzehrt (getrunken), da man glaubte, dass man dadurch die Kraft und Stärke der Tiere übernehmen würde und von Krankheiten geheilt werden könnte. Oftmals gab es noch eine weite Komponente, nämlich die, dass man mit den Blutopfern die Götter beruhigen bzw. bestechen wollte. Daher waren in diesen Kulten auch Menschenopfer keine Seltenheit.

Die zweite Erklärung besagt, dass das Blut der Sitz der Seele eines jeden Lebewesens ist. Während wir Menschen zwar Fleisch in bestimmten Maßen essen dürfen, bleibt das Blut tabu, weil die Seele einzig und alleine Gott gehöre.

Irgendwo zwischen den beiden Argumenten liegt die Erklärung von Nachmanides (Nachmanides war ein jüdischer Arzt, Rabbiner, Philosoph und Dichter aus Katalonien 1194-1270). Er glaubte, dass der Verzehr von tierischem Blut uns animalischer machen würde, also dass wir uns dadurch weniger menschlich und ethisch verhalten würden.

Auch wenn ich Nachmanides nicht in dem Punkt zustimmen würde, dass wir durch den Verzehr von Blut irgendwelche tierischen Eigenschaften annehmen, so sehe ich aber, dass die Vorschrift etwas mit Ethik zu tun hat und der Art, wie wir mit unserer Umwelt umgehen sollen.

Das vergießen von Blut ist oft gleichbedeutet mit dem Tod des Tieres oder eines Menschens. Wenn wir nun dem Blut von Tieren eine besondere Beachtung schenken, führen wir uns sehr eindrucksvoll vor Augen, dass wir Tiere töten, wenn wir sie verzehren wollen. Die Tora verbietet Blut zu essen, da es einen „heiligen“ Bestandteil in sich trägt, der Leben ermöglicht – die Seele –.

Das Schächten ist ein aufwendiger Vorgang. Man kann Tiere nicht in einer Nebensache töten. Auch wenn die Meisten von uns heute nicht mehr mitbekommen, wie ein Tier geschlachtet wird und viel zu häufig Fleisch, auch wenn es Koscher geschlachtet wird, noch lange nicht garantiert, dass die Tiere mit Würde behandelt wurden, können wir trotzdem aus diesem kleinen Gebot etwas für uns ableiten: Es liegt buchstäblich in unseren Händen, was wir essen. Wir können bewusst Essen einkaufen. Zum Beispiel Fleisch von kleinen Bauern, die ihre Tiere nicht in Tierfabriken großziehen. Früchte, die nicht zweimal um die Erde geflogen wurden, bis sie in unseren Supermärkten landen und andere Lebensmittel, von dem wir wissen, dass auch die einfachen Arbeiter in der Landwirtschaft ordentlich bezahlt wurden. Es gibt diese Dinge und sie sind oft nicht teurer als andere Lebensmittel. So kann jeder von uns einen Beitrag leisten und für sich selbst den alten biblischen Gesetzen eine ganz moderne Bedeutung geben.

Schabbat Schalom

Hoffung und Trost – Drascha zum Schabbat Schuwa

Diesen Schabbat lasen wir den vorletzten Wochenabschnitt im Jahreslauf der Toralesungen. Die Parascha “Ha’asinu” ist das letzte Gebet, dass Moses vor der Gemeinde Israels spricht. In den Versen des Gebets erklärt Moses noch einmal, dass Gott perfekt und gerecht ist. Gott, so Moses ist “niemals falsch”, sondern immer “wahr und geradlinig”. Ein letztes Mal warnt der Moses davor, nicht Ehrlich gegenüber Gott zu sein und er mahnt die Kinder Israels, sich ihrer Geschichte zu erinnern und sie an die nächsten Generationen weiterzugeben.
Die dazu gehörige Haftara, die auch diesem Schabbat seinen Namen gibt, enthält die prophetischen Mahnung: Kehre um Israel – macht Teschuva.

Beide Texte helfen uns, dem Schabbat zwischen Rosch HaSchana und Jom Kippur eine besondere Bedeutung zu geben. Entsprechend der jüdischen Tradition sind die 10 Tage zwischen Rosch Ha Schana und Jom Kippur ganz besondere Tage. An ihnen ist unsere Beziehung mit Gott auf einer anderen Ebene. Wir sind – wenn wir es wollen – Gott näher. Es ist die Zeit – wie ich schon erklärt habe – Bilanz zu ziehen. Nicht nur das Negative, sondern auch das Positive können wir Gott vortragen.

Und hier genau greift die Botschaft unserer biblischen Texte. Bilanz ziehen bedeutet immer, in die Vergangenheit zurückzukehren. Die 10 Tage sollen eine Art Reise durch das letzte Jahr sein. Vor unserem inneren Auge kehren wir zurück zu den Ereignissen, die uns dieses Jahr geprägt haben. Momente, die schön waren, die einmalig waren, die uns Angst gemacht haben und Ereignisse, zu denen wir uns vielleicht anders hätten verhalten können oder müssen. Das ist die Ehrlichkeit, die Moses einfordert. Lasst mich die Worte Moses dahingehend erweitern, dass wir zunächst ehrlich gegenüber uns selbst sein müssen. Nur dann können wir auch ehrlich gegenüber Gott sein.

Das ist das Schwerste. Ganz ehrlich. Mir fällt es oft viel schwerer, mir selbst gegenüber ehrlich zu sein, als anderen gegenüber. Viel zu oft erwische ich mich dabei, dass ich das eine oder andere “übersehe”. Oder ich will es so nicht wahrhaben. Habe ich wirklich so gehandelt, habe ich das wirklich gesagt? Oder ich bin zu streng mit mir selbst. Die Maßstäbe, die ich an mich selbst anlege, sind oft nicht ganz fair uns korrekt. “Das schaffst Du nicht!” sagt man zu sich selbst viel zu oft, statt sich selbst mehr zuzutrauen. Oder man nimmt sich zu viel vor, und weiß, dass es besser wäre, etwas weniger zu machen und dafür das andere genießen zu können.

Teschuva, die Rückkehr zu Gott, beginnt mit der Ehrlichkeit gegenüber uns selbst. Wie gesagt, das ist der schwierigste Teil. Alles andere, was dann folgt, wird dann viel viel leichter.
Die Botschaft der Bibel richtet sich aber nicht nur an uns Individuen. Es ist auch eine Botschaft an unsere Gemeinschaft. Wir alle sind gemeinsam verantwortlich für die Geschichte Israels und wie wir die Zukunft für die kommenden Generationen gestalteten. Am Schabbat zwischen den Feiertagen soll uns diese Verantwortung genauso bewusst werden, wie die Verantwortung für uns selbst. Schon der biblische Text spielt damit, dass Israel sowohl der Zweite Name von Jakob ist, als auch der Name des ganzen Volkes. Wir alle sind Israel, d.h. jeder von uns ist Jakob, der mit Gott in einer besonderen Beziehung steht und auch mal mit Gott streitet. Und jeder von uns ist auch das Volk Israel. Israel als Volk braucht jeden einzelnen von uns. Judentum lebt davon, dass jeder einzelne das einbringt, was er oder sie kann. Im Judentum gibt es keinen Papst oder König, der für alle spricht. Jeder einzelne repräsentiert das Judentum, so wie es gerade ist. Das macht es so spannend, so lebendig und vielfältig. Aber es ist auch eine große Verantwortung. Und wenn wir an den Hohen Feiertagen Bilanz ziehen, dann bedeutet es eben auch, dass wir als Gemeinschaft umkehren sollen und schauen müssen, was wir als Gemeinschaft erreicht haben. Was haben wir alle dazu beigetragen, dass diese Welt eine lebenswerte Welt für alle Menschen ist? Welche Grundlagen haben wir gelegt, damit die jüdischen Werte weitergegeben werden können? Wo gibt es Bedarf für Verbesserungen in der Zukunft?

Moses hat in seinem Gebet noch eine weitere wichtige Botschaft, die ich bisher noch nicht erwähnt habe, die aber hier zum Schluss Hoffnung uns Trost geben soll. Gerade weil die Bilanzen, die wir wahrscheinlich alle ziehen werden, oft nicht so positiv ausfallen, wie es wünschenswert wäre, gibt uns Moses noch mit auf den Weg, dass Gott immer an unserer Seite stehen wird. So lange wie wir auf Gott vertrauen und den Ewigen nicht vergessen, so lange wird er uns begleiten. Wir sind Menschen und unsere Bilanzen sind die von normalen Menschen. Wir sind keine Engel oder Übermenschen. Wir machen Fehler, so wie alle Generationen vor uns. Gott ist, um es noch einmal mit den Worten der Tora zu sagen, geradlinig und gerecht. Wir können uns darauf verlassen, dass wir auf unseren Wegen, sowohl in die Vergangenheit, als auch in die Zukunft, niemals alleine sein werden.

Schana Tova v’Gmar Chatima Tova

Drascha für den Wochenabschnitt Emor 5773

Im Rahmen unserer Tora-Lesung befinden wir uns genau in der Mitte der fünf Bücher der Tora. Die Kapitel des letzten Wochenabschnittes und des Wochenabschnittes in dieser Woche werden zusammen als der Heiligkeits-Codex bezeichnet. Ein Codex ist eine Art Gesetzbuch oder eine Sammlung von Geboten und Verboten.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine heilige Schrift wie unsere Bibel auch Vorschriften für die enthält, die zum Beispiel als Priester, für die Religionsausübung zuständig sind. Schließlich soll ja der Gottesdienst „richtig“ ausgeführt werden. Daher ist es auf den ersten Blick auch nicht ungewöhnlich, dass unser Wochenabschnitt mit einer ganzen Reihe von besonderen Anweisungen für die Priester, die Kohanim, beginnt. Um Gott dienen zu können, sollen sie auf ihre Reinheit achten, in ihrem Tun und in der Art, wie sie leben.

Wie gesagt, so eine Vorschrift ist nicht ungewöhnlich. Aber die Tora ist nun mal kein gewöhnlicher Text. Die Besonderheit liegt darin, dass sie nur ein kleiner Teil des sehr ausführlichen Heiligkeits-Codex den eigentlichen Priestern gewidmet ist. Der größte Teil der Vorschriften richtet sich an uns alle, an alle Israeliten, alle Juden und im Grunde genommen an die ganze Menschheit. Die Tora begründet alle Gebote damit, dass der Ewige, unser Gott, heilig (kadosch) ist, und wir, sein Volk, ihm nacheifern sollen.

Die Tora beschränkt die Ausübung der Religion also nicht nur auf einige wenige Menschen. Das heißt, dass nicht nur alleine die Priester dafür zuständig sind, dass das Judentum richtig gelebt und ausgeführt wird. Jeder von uns trägt einen Teil der Verantwortung. Von unseren Vorfahren bis zu unseren Kindern und immer weiter. Jede Jüdin und jeder Jude ist Teil des besonderen Bundes mit Gott. Das klingt nach einer großen Verantwortung. Mehr noch, es klingt nach einer Aufgabe, die man nicht schaffen kann. Wer von uns ist schon ein Heiliger?

Die Tora selbst und unsere Auslegungen helfen uns jedoch bei der Bewältigung der Aufgabe und machen zudem deutlich, dass jeder von uns „Heilig“ sein kann. Heilig – ich glaube ich habe schon einmal darüber gesprochen – bedeutet im Judentum zunächst einmal nicht, dass es sich dabei um etwas Einmaliges und Unerreichbares handelt. Im Gegenteil. Heiliges kann etwas sehr Alltägliches sein. Heilige Dinge sind Dinge, die wir Menschen aus unseren alltäglichen Dingen herausnehmen und sie einer besonderen Sache zu widmen. Kadosch (Heilig) bedeutet, dass wir etwas für einen besonderen Zweck oder Moment hernehmen. Oder wiederum anders gesagt, „heilig“ bedeutet, dass wir etwas, das uns selbstverständlich erscheint, aus dem Gewohnten herausnehmen und ein neue Ansicht geben. Etwas “heiligen” bedeutet im Grunde genommen, dass wir mit vollem Bewusstsein und ganzer Absicht etwas Gewöhnliches außergewöhnlich benutzen.

Zu unserem Wochenabschnitt passt als Beispiel die Zeit (der Wochenabschnitt behandelt u.a. die Festzeiten). Zeit ist für uns was ganz gewöhnliches. Abend, Morgen, Mittag, Tage, Wochen, Monate und Jahre. Sie kommen und vergehen. Wenn man nicht aufpasst, fließt die Zeit einfach dahin. Ohne, dass wir sie als etwas Besonderes wahrnehmen. Zeit ist ganz gewöhnlich und normal.

In unserem Wochenabschnitt finden wir aber viele Vorschriften, die unseren Kalender betreffen. Die bekannteste Vorschrift ist das Schabbat-Gebot. Einmal in der Woche ist Schabbat. Ein heiliger Tag in der Woche. Dadurch, dass wir am Freitagabend den Beginn von Schab-bat feiern und jeder von uns in seiner ganz persönlichen Art und Weise Schabbat halten, geben wir der gewöhnlichen Zeit eine neue Bedeutung. Schabbat ist eben nicht ein normaler Wochentag, er ist nicht nur der siebte Tag in der Woche, Schabbat ist Schabbt. Im hebräischen ist es noch viel deutlicher. Montag bis Freitag heißen im Hebräischen einfach erster, zweiter, dritter Tag usw. Nur der Schabbat hat einen eigenen Namen.

Und so ist es mit den Festen im jüdischen Jahr. Pessach, Schawuot und Sukkot, Rosch HaSchana und Jom Kippur – zu allen Feiertagen erinnern wir uns daran, dass es eine be-sondere Zeit ist. Eine heilige Zeit. Zeit, die wir anders verbringen. Zeit, die zu etwas beson-derem wird, weil wir ganz bewusst anders mit ihr umgehen (und sei es nur, weil wir jeman-den eine besondere Email oder einen Brief mit Glückwünschen zu dem Feiertag schreiben, oder weil wir am Samstag für zwei Stunden in die Synagoge kommen und und und).

Heilige Dinge zu tun bedeutet also, dass wir ganz bewusst Dinge ein bisschen anders tun.

Moment, vielleicht ist dies doch ein wenig zu einfach. Nur etwas anders zu machen, macht eine Sache noch nicht heilig. Das wäre zu kurz gegriffen. Martin Buber erklärt Heiligkeit wie folgt: „Die Tora verlangt von uns, Gott zu imitieren“. Anders gesagt bedeutet dies, dass in jedem von uns die Möglichkeit steckt, mehr Göttlichkeit, mehr Heiligkeit in diese Welt zu bringen, in dem er oder sie bewusst handelt. Wir Menschen sollen ETHISCH und MITFÜHLEND auf dieser Erde handeln. Heilig sein bedeutet nicht so sehr, dass Rituale „richtig“ ausgeführt werden, oder dass Gott die Opfer zum richtigen Moment dargebracht werden sollen. Der göttliche Auftrag an jeden von uns bedeutet, dass jeder von uns die Welt um ihn herum achten soll und ihr mit Respekt entgegen tritt. In jedem Menschen steckt die-selbe von Gott gegebene Menschenwürde, die niemand verletzen darf, wie auch in jedem Tier Leben steckt, das geschützt werden muss.

Wenn unser Nachbar nicht mehr nur „ein Nachbar“ ist, sondern ein Mensch mit seiner eige-nen Persönlichkeit, dann entsteht Heiligkeit. Wenn wir am Schabbat zusammenkommen, um gemeinsam Zeit zu verbringen, werden wir zu einer heiligen Gemeinde. Feiertage wie Pes-sach werden erst dann zu heiligen Tagen, wenn wir uns an sie erinnern und die Feiertage als eine besondere Zeit wahrnehmen.
Es gibt kein perfektes Musterbeispiel dafür, wie wir Heiligkeit erreichen können. Der Heilig-keits-Codex, den wir in diesen Wochen studieren, ist wie die gesamte Tora ein Schatz, der von jeder Generation und von jedem einzelnen von uns immer wieder neu entdeckt werden kann und ausgelegt werden muss. Es ist nicht schwer heilige Dinge zu tun. Es ist schwer, nicht zu vergessen, dass man sie tun kann.

Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Bernard J. Bamberger der in seinem Kommentar zu Kedoschim folgendes schreibt:
Zitat: “Die Idee von Heiligkeit besagt …, dass alles was wir tun und was wir aus unserem Leben machen, nicht nur uns als Individuen betrifft, und auch nicht nur unsere Gesellschaft. Es hat auch Konsequenzen auf den ganzen Kosmos. In allem steckt Göttlichkeit. Wir können dem folgen, oder – schlimmer – wir können es ignorieren.” Zitat Ende.

Wir haben die Wahl.

Shabbat Shalom

Unsere Verantwortung – Drascha zu Jom Kippur

Es gibt eine alte Weisheit, die ursprünglich von den Indianern Nordamerikas stammen soll: „Wir erben nicht die Welt von unseren Vorfahren, wir leihen sie nur von unseren Kindern“. Diese Weisheit halte ich für bedeutend. Ich verstehe sie dahingehend, dass wir, dass unsere Generationen, derzeit die Hüter dieser Welt sind, wir aber auch Teile einer Kette sind. Wir sind verbunden mit den Generationen vor uns und mit den Generationen nach uns.

Oft wird die Weisheit in Verbindung mit Umweltschutz gebracht. Sie soll uns ermahnen, mit den Ressourcen dieser Welt verantwortungsbewusst umzugehen, so dass auch zukünftige Generationen noch gut auf dieser Erde leben können. Aber sie Idee geht darüber hinaus. Alleine die Finanzkrise ist ein gutes Beispiel dafür. Die Schulden, die wir heute machen, müssen die nächsten Generationen als Hypothek weitertragen. Gesetze und ethische Werte, die wir heute gestalten, bilden den Handlungsspielraum unserer Kinder.

Wenn ich mir diesen Weisheitsspruch so ansehe, stelle ich fest, dass sich meine Haltung in den letzten Jahren gewandelt hat. Lange Zeit hatte ich das Gefühl, ich stehe auf der Seite der Kinder, von denen sich die anderen die Welt ausborgen. Mir ging es um das, was einmal mir gehören sollte. Heute, gerade nachdem ich angefangen habe, mit Jugendlichen zu arbeiten, geht es mir umgekehrt. Ich frage mich, was ich weitergeben werde.

Entsprechend unserer Tradition lesen wir morgen Vormittag im Schacharit-Gottesdienst den Abschnitt aus der Parascha “Nitzawim”, der ganz gut eine jüdische Variante der indianischen Weisheit sein könnte. Gott bestätigt den Bund mit dem Volk Israel, kurz bevor sie das gelobte Land betreten. Der Text in der Tora betont, dass alle Israeliten in diesem besonderen Augenblick anwesend waren:

DTN: 29.9 Ihr steht heute alle vor dem Ewigen, eurem Gott, die Häupter eurer Stämme, eure Ältesten, eure Amtleute, jeder Mann in Israel, 10 eure Kinder, eure Frauen, dein Fremdling, der in deinem Lager ist, dein Holzhauer und dein Wasserschöpfer,

 

Und es folgt eine weitere bedeutende Information:

13 Denn ich schließe diesen Bund und diesen Eid nicht mit euch allein, 14 sondern mit euch, die ihr heute hier seid und mit uns steht vor dem Ewigen, unserm Gott, wie auch mit denen, die heute nicht mit uns sind.

Dieser Bund reicht von Abraham bis zu den Kindern Israels in der Wüste. Und er reicht von den Kindern Israels bis zu uns und allen Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt. Und er wird weiterreichen. Bis zu unseren Kindern und Enkeln, bis zu den Enkeln unserer Enkel und immer weiter. Wer weiß, vielleicht wird es einmal Juden auf dem Mars geben? Selbst dort werden sie weiter Teil des Bundes sein. Alle Generationen sind Teil dieser Kette.

Die Aussage in der Tora ist sehr wichtig. Gott hat die Tora nicht nur einer Person, nicht nur einer Generation, übergeben, sondern allen Jüdinnen und Juden. Egal ob sie damals gelebt haben, oder ob sie heute leben, oder in der Zukunft.

Für mich enthält dieser Text zwei wichtige Botschaften, die sehr typisch für das sind, was Judentum für mich ausmacht. Zum einen geht es um Vertrauen: Natürlich waren nicht alle Generationen damals am Sinai physisch anwesend, als Gott den Bund mit dem Volk Israel bestätigte. Aber im Geiste schon. Gott sprach unseren Vorfahren das unendliche Vertrauen aus, dass sie und ihre Kinder und Kindeskinder den Bund bewahren und weiterreichen würden. In der Tora folgt zwar direkt auf den Bundesschluss eine Mahnung an das Volk, was alles passieren wird, wenn der Bund nicht gehalten wird, aber die Tatsache, dass Gott ihnen die Tora trotz des Wissens, dass es nicht immer einfach wird, übergeben hat, beweist, dass Gott ihnen vertrauen konnte. Gott vertraute ihnen, dass sie verantwortungsbewusst die Tora von Generation zu Generation weitergeben würden.

„Verantwortungsbewusst“ ist das zweite Stichwort, das mir in den Sinn gekommen ist. Unsere Vorfahren haben in großer Verantwortung die Tora und den Bund mit Gott angenommen. In dem Vertrauen, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen haben. Sie hatten sich für einen Weg entschieden, der auch noch für ihre Kinder sicher sein sollte. Ganz so wie Eltern auch heute noch wichtige Entscheidungen treffen, immer in der Hoffnung, dass diese auch zum Nutzen ihrer Kinder sein werden.

Die Gabe der Tora war nicht etwas Statisches, etwas Einmaliges, das damals am Sinai sein Ende gefunden hatte. So wie der Bund von Generation zu Generation weiter reicht, so ist die Tora selbst etwas sehr Lebendiges in unserer Mitte. Die Tora wurde unseren Vorfahren mit dem Hinweis übergeben, dass sie zu uns Menschen gehört und damit von uns interpretiert werden muss. In der Tora heißt es:

Dtn. 30.12. Lo BaShamaim Hi. Nicht im Himmel ist sie (die Tora).

Оно не на небе

יב  לֹא בַשָּׁמַיִם, הִוא:  לֵאמֹר, מִי יַעֲלֶה-לָּנוּ הַשָּׁמַיְמָה וְיִקָּחֶהָ לָּנוּ, וְיַשְׁמִעֵנוּ אֹתָהּ, וְנַעֲשֶׂנָּה.

Und wenige Zeilen weiter heißt es:

Dtn 30.19 Das Leben und den Tod habe ich dir vorgelegt, den Segen und den Fluch! So wähle das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen.

Und dies gilt bis heute. Auch heute sind wir noch die Hüter der Tora. Wir sind diejenigen, die den Bund von den Generationen vor uns übernommen haben und ihn hoffentlich an die nächste Generation weitergeben dürfen. Wir genießen dasselbe Vertrauen von Gott, das er damals unseren Vorfahren gewährt hat. Gott vertraut uns, dass wir verantwortungsbewusst mit der Tora und seinem Bund umgehen. Und noch etwas gilt weiterhin: Wir dürfen keine Angst im Umgang mit der Tora haben.

Wir leben jetzt und hier. Wir müssen Dinge ausprobieren. Wir müssen schauen, wie wir Dinge verändern können, die sich als nicht gut erwiesen haben. Manchmal muss man leider Schulden machen, um etwas für die Zukunft aufbauen zu können. Manchmal muss man neue Techniken ausprobieren, um zu sehen, welche Fortschritte wir damit machen können. Wichtig ist dabei nur, dass wir unsere Grenzen erkennen, dass wir Fehler sehen, wenn wir sie machen und ,dass wir nicht weiter einen falschen Weg gehen, wenn wir schon längst wissen, dass er uns in die Irre führt.

Die Tora ist nicht im Himmel. Sie ist Teil unserer Welt und daher gilt  auch für die Tora, dass wir aktiv dafür sorgen müssen, dass sie weiterhin existieren kann. Wie ein alter Baum, den jede Generation umsorgen muss, dass er kräftig bleibt. Wie er, so soll auch die Tora Schutz und Halt geben, aber auch mit dem Wind gehen dürfen und neue Triebe hervorbringen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Tora genau so lebendig ist, wie alles andere auf dieser Welt, und dass jede Generation sie weiterentwickeln muss. Wir alle haben die Möglichkeit das mitzubestimmen, was wir an die nächste Generation weitergeben wollen.

Heute, an Jom Kippur, geht es darum, das wir erneut über unsere Fehler, Dummheiten und Sünden nachdenken sollen. Wir sollen die Grenzen unseres Handelns erkennen. Wir sollen überprüfen, ob wir noch auf dem Weg sind, der uns in die richtige Richtung bringt. Dabei geht es zwar auf den ersten Blick um die Vergangenheit, aber es geht eigentlich um noch viel viel mehr: Es geht um unsere Zukunft. Aus diesem Tag soll uns die Kraft und Hilfe erwachsen, die Zukunft weiter gestalten zu können.

Die Entscheidungen die wir machen, haben immer auch eine Auswirkung auf die Generationen, die noch nicht geboren wurden. Unser Handeln wird beeinflussen, welche jüdische Welt die nächsten Generationen vorfinden kann. Wenn wir uns immer vergegenwärtigen, dass unser Judentum etwas ist, das wir gleichzeitig von unseren Vorfahren geerbt und nur von unseren Kindern geliehen haben, werden wir alle dazu beitragen, dass das Judentum etwas sehr Lebendiges, Liebenswertes  und Lebenswertes bleibt.

Gmar Chatima Tova!

Ein neues Jahr und ein Sommerloch – Drascha zum Neuen Jahr

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“Und Abraham gab seinem Sohn, der ihm geboren worden war, den Sara ihm geboren hatte, den Namen Isaak. Und Abraham beschnitt seinen Sohn Isaak, als er acht Tage alt war, so, wie Gott ihm geboten hatte.“

Авраам дал новорожденному сыну, которого родила Сарра, имя Исаак. Когда его сыну Исааку исполнилось восемь дней, Авраам обрезал его, как велел ему Бог.

(Bereschit 21.3-4)

In Deutschland gibt es Regeln für alles. Wann die Schule beginnt, wie man sich im Auto auf der Straße verhalten muss, wie die Lebensmittel in Supermärkten verpackt sein müssen. Alles ist geregelt. Und es gibt eine weitere Regel: Im Sommer, also wenn die wichtigsten Politiker des Landes Urlaub machen, dann suchen weniger bekannte Politiker oder Journalisten nach Themen, mit denen sie bekannt werden können. Oft sind das Themen, die wenig Bedeutung haben und nach drei bis vier Wochen auf den Titelseiten unserer Zeitungen wieder verschwinden. Die Politiker aus der zweiten Reihe konnten sich ein bisschen im Scheinwerfer-Licht der Journalisten zeigen, die Zeitungen wurden trotz der Urlaubszeit gut verkauft und richtig Schlimmes ist nicht passiert. Nach den Sommerferien kommen Angela Merkel und die anderen wieder zurück nach Berlin und alles ist so wie immer.

Im Grunde stimmte diese Regel auch für das diesjährige Sommerloch-Thema. Ein paar Journalisten fanden ein perfektes Thema für die Sommerloch-Debatte: Einige Wochen zuvor hatte ein recht unbedeutendes Gericht in Köln geurteilt, dass die Beschneidung von Jungen eine Verletzung der körperlichen Unversehrtheit von Kindern sei. Da in Deutschland erstaunlicherweise keine Regelung bezüglich religiöser Beschneidungen existiert, haben die Juristen aus Köln, ganz bürokratisch Gesetze verglichen und wie Mathematiker ein Urteil gefällt. Dass sie nicht bedacht haben, dass Beschneidungen für Muslime und Juden auch eine sehr emotionale Bedeutung haben, kann man ihnen nicht unbedingt vorwerfen. Für emotionale Komponenten sind Politiker zuständig, die die Gesetze machen. Juristen urteilen nach diesen Gesetzen.

Zurück zum Sommerloch. Die Journalisten fanden also ein Thema, das emotional perfekt in die Sommerlochdebatte passen würde. Mindest. 50% der deutschen Bevölkerung, nämlich alle Männer, konnten etwas dazu sagen. Wenn es um den Intimbereich des Mannes geht, dann wird jeder Mann zu einem Experten, auch wenn er nicht beschnitten ist und eigentlich keine Ahnung hat, worum es in der Debatte geht.

Bis dahin glich die Sommerloch-Debatte jeder anderen. Otto-Normalverbraucher durfte mal Experte sein und seine Meinung äußern. Neu war in diesem Jahr aber, dass es nicht um die richtige Aufstellung der Fußball-National-Mannschaft ging, oder die Kleidung von Prominenten. Es ging plötzlich um „Wir“ und „Die“. Mit der Debatte wurde ein Teil der Bevölkerung gegen einen anderen Teil der Bevölkerung gestellt. Mit einem Mal standen alle Juden auf der Anklagebank. Es war wieder da: „Juden sind Kinderschänder“. Und weil die wichtigsten Politiker Deutschlands im Urlaub war, konnten selbsternannte Kinderretter ungehindert alte Parolen in die Presse bringen.

Die Regel lautet, dass das Sommerloch-Thema nach ein paar Wochen wieder verschwindet und niemand verletzt zurückbleiben wird. In diesem Jahr war es aber anders. Ja, das Thema wird wieder verschwinden. Das Urteil war so unbedeutend, dass man in Deutschland natürlich weiterhin Beschneidungen vornehmen kann und in einigen Wochen wird der Bundestag ein Gesetz verabschieden und alles wird perfekt geregelt sein. Aber für uns Juden hat sich etwas geändert. Die Verletzungen der letzten Wochen haben Spuren hinterlassen. Wenn der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland sagt, dass „Jüdisches Leben in Deutschland nicht mehr möglich“ sei, dann hat er vielleicht in der Hitze der Debatte übertrieben, aber dass er alleine zu solchen Worten greifen musste, zeigt, wie schwierig es bis heute ist, jüdisches Leben in Deutschland zu gestalten und wie stark alte Vorurteile gegenüber uns Juden bis heute vorhanden sind. Die Debatte um die Beschneidung hat alte Wunden neu aufgerissen und ich verstehe, dass viele Jüdinnen und Juden in Deutschland sehr verstört nach diesem Sommer überlegen, wie offen man noch jüdisch in Deutschland leben kann.

Im Zentrum des Tora-Abschnittes, den wir zu Rosch HaSchana lesen, steht der Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat. Die Beschneidung ist für uns Juden das andauernde Zeichen für diesen Bund. Wir Juden vertrauen seit Generationen darauf, dass Gott sein Versprechen gegenüber Abraham einhält, nämlich treu an unserer Seite zu stehen und wir Juden halten unseren Teil, in dem wir den Bund an unsere Kinder weitergeben. Wir geben unser Wissen weiter, so wie auch unsere Traditionen.

Ich weiß, dass nicht jeder männliche Jude beschnitten ist, und dass wir Juden natürlich darüber streiten sollten, ob wir eine Beschneidung der Vorhaut überhaupt noch für zeitgemäß halten. Als liberale Juden sollten wir sogar darüber diskutieren, denn jedes Gebot aus unserer Tradition sollte von jeder Generation neu diskutiert werden. Aber diese Diskussion müssen WIR führen. Wir sollten sie unabhängig von politischen Überlegungen führen, unabhängig von Ratgebern, die nicht verstehen, dass der Bund zwischen Gott und uns Juden eine Dimension hat, die über Gesetzestexte hinausgeht. Etwas, das so schwer zu beschreiben ist, wie Liebe oder Trauer. Unser Bund mit Gott ist so einmalig und unbeschreiblich, wie das Leben selbst.

Rosch HaSchana ist in der jüdischen Tradition der Geburtstag der Welt. Das wir uns gerade heute an die Erschaffung der Welt erinnern sollen, ist für mich kein Zufall. Es ist etwas Großartiges und etwas, das wir Menschen nicht einfach als etwas Selbstverständliches hinnehmen sollten. Genauso wenig wie den Bund zwischen Gott und uns Juden. Dass andere diese Besonderheit nicht wahrnehmen und ein Zeichen für diesen Bund, die Beschneidung, als etwas Barbarisches hinstellen, sollte uns nicht davon abhalten, trotzdem diesen Bund zu bewahren. Als Juden wissen wir, spätestens seit diesem Sommer, dass jüdisches Leben auch jetzt noch verteidigt werden muss. Wir wissen, dass Beschneidungen seit Generationen verantwortungsbewusst durchgeführt werden und wir unsere Kinder nicht verstümmeln. Eltern, die sich dafür entscheiden, an dieser Tradition festzuhalten, sollten die Möglichkeit dazu haben und wir alle sollten fest zu ihnen stehen. Womöglich sind wir nämlich die einzigen, die das tun werden.

Unsere Synagoge in Hameln, unsere Gemeinde, steht dafür, ein offenes Haus zu sein. Beiteinu, unser Haus ist offen für alle, die mit uns in den Dialog treten wollen, auch über die schwierigsten Fragen. An der Debatte in diesem Sommer hat mich gestört, dass es kein Dialog war, dass es wie gesagt eher ein „Wir“ und „Die“ war. Ich hoffe sehr und wünsche mir, dass diese unschöne Episode so schnell verschwindet, wie alle anderen Sommerloch-Themen und, dass das Miteinander, das hier in Hameln vorgelebt wird, wieder zur Normalität in Deutschland wird.

Und auch das sollten wir an diesem Rosch Ha Schana nicht vergessen: Gott hat die Welt nicht nur für uns Juden, oder für Muslime oder Christen erschaffen, sondern für alle Menschen, so wie Gott auch einen Bund mit allen Menschen geschlossen hat. Möge dies als Botschaft von diesem Rosch Ha Schana ausgehen. Möge das kommende Jahr für alle ein friedliches Jahr und ein Jahr des gegenseitigen Respektes werden.

Schana Tova

Tora Lesungen bis Schawuot in liberalen Gemeinden(5772)

Chaverim,

ich melde mich aus meiner Blog-Schlafpause, um Euch auf eine Besonderheit hinzuweisen, die momentan für die Tora-Lesungen in den liberalen Gemeinden gilt. Die nächsten Wochen (bis zum 19. Mai) sind die Tora-Lesungen in den Liberalen Gemeinden und in Israel andere, als in den traditionellen Gemeinden der Diaspora. Dies liegt daran, dass es in den liberalen Gemeinden, wie in Israel auch, kein 8 Pessachtag (Doppelung des 7. Tag Pessach) gefeiert wird, sondern Pessach am kommenden Freitag endet. Daher wird in israelischen und liberalen Gemeinden die normale Toralesung mit dem Abschnitt “Sch’mini” fortgesetzt. Erst zur BaMidbar sind die Lesungen wieder identisch (da der Wochenabschnitt “Bahar – Bechukotai” auf zwei Schabbatot aufgeteilt wird).

Damit ergeben sich für die kommenden Wochen folgende Lesungen :

Datum Abschnitt Haftarah* Traditionelle G.
14. April Sch’mini 2 Sam 6.1-7.17 8. Tg. Pessach
21. April Tasria-Mezora 2 Kön 7.3-20 Sch’mini
28. April Achare Mot-Kedoschim Amos 9.7-15 Tasria-Mezora
5. Mai Emor Ezechiel 44.15-31 Achare Mot-Kedoschim
12. Mai BaHar Jer 32.6-27 Emor
19. Mai BeChukotai Jer 16.19-17.14 BeHar-Bechukotai
26. Mai BaMidbar Hos 2.1-22 BaMidbar

* Haftarot nach Plaut

Einige liberale Gemeinden folgen aber der traditionellen Lesung für die Diaspora, daher empfehe ich, dass Ihr gezielt Eure Rabbiner fragt, was der Minhag Eurer Gemeinde ist.
Liebe Grüße

Moadim le Simcha

Adrian

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