stundenplan

es wurde ja der wunsch geäußert, mehr über mein studium zu erfahren. ich mache mal den anfang, meinen stundenplan aus dem vergangenen semester zu veröffentlichen.

da ich momentan zeitlich etwas eingespannt bin, werde ich versuchen stück für stück etwas zu den einzelnen fächern zu schreiben. dies sozusagen als erster eindruck. sorry für die kürze

Mein Stundenplan

1. ergänzung:

im letzten semester hatte ich 10 stunden hebräisch, davon 6 stunden an der uni, zur vorbereitung auf das hebaicum (ende märz ist die prüfung). hierbei handelt es sich um biblisches hebräisch. ein uni-kurs, d.h. viel grammatik und komisch begriffe, aber jetzt habe ich doch einiges an der struktur der sprache besser verstanden. dank an herrn müller 🙂 – die kurse waren montags, mittwochs und freitags.

am kolleg habe ich zwei mal die woche hebräisch. dienstag modernes hebräisch und donnerstags übersetzen wir texte aus verschiedenen siddurim – im letzten semester waren es gebete zu den hohen feiertagen, von unetane tokef bis zu avinu malkenu …

alle kurse (uni und kolleg) werden übrgens mit prüfungen abgeschlossen.

17 Comments

  1. medbrain2001

    Jetzt wird´s interessant.

    Neugierig gefragt: Was ist denn die Grundlage der Halachot zu den G´ttesdiensten? Talmud?

    Aus welchem Blickpunkt werden “Jüdische Feste” gelehrt? Talmud, Torah-Referenz?

    Ist Hebräisch Althebräisch oder Neuhebr.? Gibt es das dann andere zusätzlich?

  2. Juebe

    Mich würde interessieren, was unter “Jewish Spirituality” läuft. Hört sich erst mal nach Jewish Renewal an, aber nachdem Kosman das macht, kann ich mir das nicht vorstellen.

  3. Adi

    Juebe: Richtig, es ist kein Renewal, sondern wir lesen und diskutieren zur Zeit Martin Bubers “Ich und Du”.

  4. Miriam Woelke

    B”H

    Ist das Dein ganzer Stundenplan ? Denn allein schon auf der Yeshiva sah unser Stundenplan ganz anders aus.

    Was ist mit Talmud, Shulchan Aruch, Rambam und Mussar ? Gibt es das bei Euch auch ?

    Shabbat Shalom,
    Miriam

  5. another rabbi student

    @ Miriam

    Talmud, Rambam und Schulchan Aruch kommt in den Seminaren von Kosman vor, Mussar? Ich glaube wir machen genug andere Sache die Ethic betreffen und da brauchen wir nicht unbedingt die Ansichten aus den 18 und 19 Jh. aus Osteuropa, die für die Orthodoxe Welt geschrieben wurde.

    Das selbe gilt z.B. für Halacha, als liberaler Rabbiner muss du definitv nicht wissen, ob der Topf nach 24 treijf wird oder nicht wenn da ein Stück Schweinebraten drin lag – in unseren gemeinden wird sich die Minderheit dran halten.

    Und übrigens, unsere Leute gehen für ein Jahr nach Israel ans Machon Pardes, da gibt es nochmal alles Zusammen (Mischna, Talmud, Halacha) in etwas größeren Dosen (gute 45SWS)

  6. Matronit

    Mir stellt sich hier die Frage, wie das Selbstverständnis des (deutschen) liberalen Rabbiners aussieht. Mir scheint ein Vergleich mit dem Curriculum bzw. dem Aufgabenbereich orthodoxer Rabbiner hier nicht passend: wie “Another Rabbi Student” durchblicken lässt, hat Halacha bzw. ein fundierteres talmudisches Studium nicht die oberste Priorität.
    Wie versteht sich also ein liberaler Rabbiner? Ein Gelehrter wird er nicht sein, ein Lehrer mit dem Wissen eines Abgängers eines orthodoxen Rabbinerseminares auch nicht. Hat Seelsorge beispielsweise mehr Priorität? Oder anderes?

    Was das Machon Pardes angeht: könnt ihr Euch nicht aussuchen, wo ihr hingeht? Und wenn man schon an einem liberalen Institut studiert, warum geht ihr nicht ans HUC in Jerusalem? Das hat dort doch einen Riesencampus.

  7. Matronit

    @another rabbi student
    “Ich glaube wir machen genug andere Sache die Ethic betreffen und da brauchen wir nicht unbedingt die Ansichten aus den 18 und 19 Jh. aus Osteuropa, die für die Orthodoxe Welt geschrieben wurde.”

    Diese Haltung verstehe ich nicht. Das eine lässt sich mit dem anderen doch gar nicht vergleichen. R’Israel Salanter ist eine ungemein spannende Erscheinung, auf dessen Lehren sich viele Andere wiederum beziehen (u.a. Emanuel Levinas) bzw. aus dem viel Anderes entstanden ist, bis in die heutige Zeit. Warum sollte man nicht dafka Dinge lesen, die ausserhalb des eigenen Focus sind, selbst wenn man meint, man hätte gewissen Dinge schon abgedeckt?

  8. Adi

    ich denke schon, dass das bild eines rabbiners sich gewandelt hat. er ist natürlich ein lehrer und das wird ein großteil unseres späteren berufes ausmachen, aber auch seelsorge und g’ttesdienstleitung in der ganzen fülle. viele gemeinden in deutschland sind zu klein, um sich mehrere hauptamtliche zu leisten und die ehrenamtlichen mitarbeiter können und sollen auch nicht alles übernehmen.

    auch orthodoxe rabbiner merken das hier in deutschland und ich nehme an, dass sie dann den bereich seelsorge usw. nachlernen müssen.

    unsere ausbildung entspricht den vorstellungen der größten rabbinervertretung der welt, der central conference of american rabbis (das kolleg ist als eine der wenigen ausbildungsstätten anerkannt), was für mich zum beispiel ein grund war, mich für das kolleg zu entscheiden. es bürgt für eine gewisse qualität.

    auf grund des dualen systems erhalten wir, meine meinung, zudem eine gute akademische ausbildung, die auch eine breite mit sich bringt, die dem entspricht, was ein rabbiner in unserer heutigen zeit mitbringen sollte. ob reines jeschive-wissen diesen anforderungen genügt mag ich nicht zu beurteilen, aber ich sehe es durchaus kritisch.

    das machon pardes bildet eine gute ergänzung in unserem lehrplan. meine hoffnung ist, durch das eine jahr dort einen weitere, ganz anderen zugang zu den quellen zu erhalten. ich denke, es ist eine chance, die man ruhig nutzen sollte.

  9. Adi

    Was ist mit Talmud, Shulchan Aruch, Rambam und Mussar ? Gibt es das bei Euch auch ?

    natürlich. mit kosman haben wir sicher ein echte größe als dozenten. desweiteren spielen alle quellen in unserer ausbildung eine wichtige rolle und wir lernen damit umzugehen. keiner unserer kurse kommt ohne sie aus und alles andere wäre auch unlogisch. als liberaler jude verstehe ich mich ja gerade als jemand, der die quellen und traditionen heranzieht und sie mit der moderne in einklang bringt. judentum bedeutet dies von anfang an, nicht stehen zu bleiben, aber den weg, den man gegangen ist, dabei nicht zu vergessen.

  10. Matronit

    “Reines Yeshive-Wissen”… einmal: auch die Orthodoxie ist nicht homogen.
    Es gibt sehr unterschiedliche Yeshivot – von der Yeshiva-University, wo ebenfalls säkulare Studien Teil des Programms sind, bis hin zu den klassischen Yeshivot wie Mir.
    Davor ist die Mesivta, also eine klassische jüdische Erziehung mit säkularen Studien bis zum Abitur/ high school usw.

    Was die Seelsorge in der Orthodoxie angeht: ich glaube, die Vorstellung, daß Orthodoxe nur an den Buchstaben kleben ist eine falsche… “Seelsorge” wird vielfach in der Orthodoxie von Kindesbeinen an gelernt, ob man in einem Gemach-Center arbeitet als Jugendlicher oder Kranke besucht, ohnehin in der eigenen Familie und Bekanntschaft soziale Aufgaben erledigt. Es ist ja nicht so, daß Orthodoxe völlig abseits von Menschen und nur in Büchern leben.

  11. Adi

    matronit, das ist mir bewusst und es war genauso unsachlich wie generelle urteile über liberale rabbiner / liberale juden. es gibt stärken uns schwächen und die sind höchst individuell verteilt. ich entschuldige mich hierfür.

  12. Adi

    Neugierig gefragt: Was ist denn die Grundlage der Halachot zu den G´ttesdiensten? Talmud?

    ja, auch. fragen, die wir erörtert haben sind z.b. wann sagt man was (z.b. das schma israel), wann und wer kann/sollte tfillin legen und wie, grundlagen davon, minjan, amida, wer kann/soll vorbeten usw.

  13. Miriam Woelke

    B”H

    Ich habe gefragt, weil schon mein Stundenplan zu Yeshiva – Beginn wesentlich anders aussah als der Deinige. Auch unterrichte ich 1x pro Woche Schueler der Noam – Schule (nationalrelig.) und einer meiner Schueler (9 Jahre alt) hat einen anderen Stundenplan als du. Ganz zu schweigen von dem 14 – jaehrigen, bei dem ich entsetzt war als er mir zu Schulbeginn im Sept. den Talmud Traktat Bava Batra vorlegte. Auch das noch.

    Aber bei Euch scheint es wohl in erster Linie um die Seelsorge zu gehen.
    Uebrigens ein bisschen Pardes gibt Dir nicht das Wissen von jahrelangem Yeshiva – Studium.

    Laila Tov,
    Miriam

  14. Adi

    das system ist sicherlich nicht zu vergleichen mit einer yeshiva – und in meinen augen ist das auch gut so.

    sagen wir es so, an der universität erhalten wir eine breite, akademische ausbildung im bereich jüdische studien und religionswissenschaft. diese werden dort auch mit einem magister/master abgeschlossen.

    am kolleg erhalten wir eine praktisch orientierte ausbildung. seelsorge ist nur ein kleiner teil davon. die liturgische ausbildung spielt eine wichtige rolle (rabbiner müssen in deutschland in der regel die G’ttesdienste leiten und sollten daher wissen, was sie tun), wir erlernen den umgang (auffinden und benutzung, lesen und auswerten) mit den resourcen, d.h. sämtliche traditionellen schriften über responsa literatur bis zur internet suche, usw. usw.

    man darf nicht von israel und der ausbildung dort auf deutschland schließen. wir haben nicht die selben möglichkeiten und die gleiche anzahl von angeboten, aber ich bin mir sicher, dass wir im gegenzug dinge lernen, die an yeshivot nicht vorkommen und ich mag nicht beurteilen, wass besser oder schlechter ist.

    momentan habe ich 30 stunden an der uni und am kolleg die woche, ohne die vor und nachbereitung und das notwendige selbststudium. für mich ist das ein pensum, das ich bewältigen kann, immerhin habe ich ja auch ein leben neben dem studium (familie, freunde, gesellschaft).

    klar bin ich auch angetan, wenn ich einen jungen von 9 oder 13 jahren sehe und erlebe, der mehr über einen talmudtraktat weiss als ich und dann wünsche ich mir auch, ich hätte schon mit 3 oder vier jahren lernen können. dies ist mir aber nicht gegeben worden und deswegen macht es auch keinen sinn mich mit ihnen zu messen. warum auch?
    dafür bringe ich meinen ganzen schatz an lebenserfahrung mit.

  15. another rabbi student

    Ich glaube wir müssen hier klar und deutschlich zwei Linien auseinanderhalten. Orthodoxes und nicht Orthodoxes Rabbinat. Das erste hat klare Linie, einhaltung von Halacha und Fragen und Antworten zu diesen, erst danch kommen sachen wie Seelsorge. Das liberale Rabbinat liegt mehr Wert auf einen Gemeindeseelsorger mit Backgroundwissen in Jüdischer Tradition, der nicht unbedingt wissen muss wann die Frau wieder rein ist oder ob das Huhn gegessen werden kann. Wenn jemand in der liberalen Gemeinde diese Fragen aufwirft wird er auch die natwort bekommen, nur wird sie sehr selten kommen, daher ist es auch in der Ausbildung nicht der primäre Punkt leute auf halachisches Wissen zu trainieren. Es ist viel mehr die Ethik die eine Rolle spielt und die jüdische Erfahrung, als Regeln und Verbote die angeblich das leben schöner machen. Die klassischen Reformer hatten schon sehr gut in die Zulkunft geblickt, als sie sich von dre Halacha lösten.

  16. Matronit

    @ Another Rabbi Student

    “als Regeln und Verbote die angeblich das leben schöner machen”.

    “Die klassischen Reformer hatten schon sehr gut in die Zulkunft geblickt, als sie sich von dre Halacha lösten.”

    Es geht weder um Verschönerungen, noch darum, wer besser in die Zukunft blickt (im Moment wird wohl keine der Strömungen guten Gewissens von sich behaupten können, sie hätte den vollen Durchblick).
    Ich finde, man kann die eigene Perspektive und das eigenen Anliegen darstellen, ohne Andere, in diesem Fall Orthodoxe, abzuwerten.
    Ich hoffe, Du lernst das noch in Deinem Studium ;-).

  17. another rabbi student

    @ Matronit

    ein bisschen weniger Überheblichkeit würde dir gut tun, ich tu nur dass, was du machst, du wertest Reform ab, ich die Orthodoxie, wie heisst es so treffen, kehr doch mal vor deinem Haus.

    Ich glaube in deinem Studium hast du das was du mir vorschlägst verpasst zu lernen.

    Bestens

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