zugegeben, ich gehöre auch zu den menschen, die gerne etwas erst auf den letzten drücker machen und obwohl ich gerne und viel plane und organisiere, ist es eigentlich der normalzustand, dass ich erst in letzter sekunde die arbeit oder die aufgabe durchführe, die ansteht. gerade meine arbeiten für die uni entstehen oft in der nacht vor dem abgabetermin. jetzt musste ich jedoch die schmerzliche erfahrung machen, dass ein “schaffe ich es heute nicht, mache ich es morgen”, bzw. “es ist ja noch zeit”, böse “in die hosen” gehen kann. ein von mir sehr geachteter mann ist gestorben.
professor axel azzola, z”l
während des sommers habe ich oft an ihn gedacht, er war sehr krank und immer wieder habe ich mir vorgenommen, ihn zu besuchen, aber fast genauso oft hatte ich “gründe”, warum es diesmal nicht klappt und warum ich diesen besuch verschieben muss. an jom kippur, bei den überlegungen, wer wohl ins buch des lebens eingeschrieben wird und wer nicht, war meine große hoffnung, mein gebet, dass er noch ein weiteres jahr geschenkt bekommen wird. wieder habe ich mir vorgenommen, ihn zumindest zu schreiben, eine email. mir fällt kein grund ein, warum ich es nicht getan habe. und jetzt ist es zuspät.
eine freundin hat mir gesagt, dass man bei älteren menschen niemals warten soll, es könnte immer zu spät sein. ja, sie hat recht. jedoch habe ich mir vorgenommen, dass diese regel für mich nicht nur bei älteren menschen gelten darf – man kann G’tt nicht bitten, den “abgabetermin” zu verschieben, wie man einen dozenten um mehr zeit bei einer hausarbeit bittet.
axel azzola z”l. war ein großartiger lehrer, voller energie und besonders voller kampfesgeist, wenn es um sein verständnis von (liberalem) judentum ging. leider habe ich es versäumt, mich persönlich bei ihm zu bedanken, aber sein name steht für jemanden, mit dem ich gerne gelernt und diskutiert habe.