juval hat in seinem letzten blog-eintrag “die lage” kurz erwähnt, dass es wieder ein gemeinsames seminar der geiger-studenten mit studenten der uni bamberg und (neu dabei) regensburg gab, zu dem wir nach bamberg gefahren sind. es war nicht das erste mal, dass es eine jüdisch-christliche-begegnung im rahmen eines uni-seminars zum thema “homiletik” gab. für mich war es das dritte mal und obwohl schon ein stück routine für mich dazugehört, war es doch wieder ein interessantes wochenende. um es vorweg zu nehmen, im rahmen des wochenendprogramms haben wir auch an einer veranstaltung der jüdischen gemeinde in bamberg teilgenommen und frau knobloch getroffen. diese begegnung war (leider) kurz und (glücklicherweise) schmerzlos, die veranstaltung in der gemeinde aber außerordentlich gehaltvoll und wichtig.

 
[zweierlei begegnungen: mit charlotte knobloch und heiner olmer in der bamberger gemeinde und mit studenten aus regensburg in der bamberger uni]

inhalt des seminars war das “predigen”. und zwar ganz praktisch betrachtet. bisher wurden immer zwei drashot von jüdischer seite vorbereitet und während der shabbat G’ttesdienste in der synagoge gehalten. diese wurden dann anschließend innerhalb des studentenkreises (also nicht mehr in der gemeinde) analysiert und diskutiert. ganz nebenbei wird das zweite standbein des seminars, die “begegnung” zwischen judentum und christentum praktiziert. es ist spannend zu sehen, wie jüdische textrezeption durch christen wahrgenommen wird und wie sich katholiken ihren biblischen texten nähern. welche erwartungen eine jüdischen gemeinde an eine drasha hat und wie ein katholischer priester den vorstellungen seiner gemeinde in hinsicht auf eine predigt nachkommen kann/könnte. welche zwänge gibt es, welche parameter (leseordnungen z.B.). spannenster teil bleibt für mich aber weiterhin, der umgang  mit dem jeweils “anderen” text. was machen angehende priester, theologie studenten mit unserem wochenabschnitt und wie wirkt eine perikope aus der katholischen leseordnung auf uns jüdische teilnehmerInnen.

 
[schwieriger dialog – moderne und alte vorstellungen vom judentum im zusammenhang mit christlichem glauben (mitte: synagoga mit verbundenen augen und gebrochenem stab und rückrat)]

es ist zum beispiel erschreckend wenig, was in kirchen sonntag für sonntag aus der bibel gelesen wird. die katholische leseordnung sieht in einem dreijährigen lesezyklus zwar die komplette lesung der synoptischen evangelien (matthäus, markus, lukas) vor, die zwischen ostern und pfingsten durch das vierte evangelium (johannes) unterbrochen wird, aber dem evangelium wird nur ein miniabschnitt aus dem “alten testament” zugeordnet – entweder recht “plump” nach stichwort, oder irritierend nach dem prinzip “ankündigung im AT -verwirklichung im NT”. was nicht nach einem dieser beiden zuordnungsprinzipien in die leseordnung gelangt ist, ist mehr oder weniger kein bestandteil der kirchlichen lesung. wer nicht zufälligerweise einen engagierten priester o.ä. hat, der z.B. einen “bibelkreis” ins leben ruft, kommt sein ganzes leben ohne einen blick in die anderen texte des tana”chs durchs leben.

ein weiteres thema war, den aktuellen innerdialogischen ereignissen entsprechend, die beschäftigung mit der karfreitagsliturgie in der katholischen kirche, schwerpunkt die fürbitte “für die juden”. vorweg, es war gut, sich mit jungen katholiken darüber zu unterhalten und die texte zu sehen, aber es ist tatsächlich auch schmerzlich zu sehen, wie ratzinger in rom gefährlichen schmarrn produziert, der unnötig und kontraproduktiv ist und im grunde aufrechten, engagierten, aufgeklärten katholiken direkt vor die füße gekotzt (ich denke, dieses bild ist das einzig treffende) wird. [eine ausführliche stellungnahme zu diesem thema folgt als eigener eintrag]


[jüdisches bamberg – ort der zerstörrten synagoge]

zurück zum erfreulichen teil des seminars: ein besondere freude für mich ist es, dass wir gäste der jüdischen gemeinde in bamberg waren und wir geiger studenten “das kommando” in den shabbat G’ttesdiensten übernehmen durften. wer bereits mal in bamberg in der gemeinde war, weiss, dass es sich hierbei um eine besonders angenehme angelegenheit handelt. die gemeinde ist offen in jeder hinsicht, bereit, studenten die möglichkeit zu geben, neues auszuprobieren und vorzustellen und konstruktiv-kritisch zu begleiten. zudem ist man in einer der schönsten, architektonisch gelungensten synagogen, die in den vergangenen jahren errichtet wurde. ein beweis dafür, das eine moderne bauweise nicht gleichbedeutent mit “bauklötzchen übereinander stapeln” ist.

dies sind einige, wenige eindrücke von 4 tagen seminar. ich bin mir fast sicher, dass von juval auch noch eine rückschau folgt [inzwischen hier veröffentlicht] und somit euer bild abrunden wird.