Meine Drascha möchte ich mit einer kurzen chassidischen Geschichte beginnen:

Eines Tages kam ein Akrobat nach Krasny und verkündete, er wolle auf einem gespannten Seil den Fluss überqueren. Rabbi Chaim von Krasny, ein Schüler des Baal Schem Tow, begab sich zum Fluss, um sich die Darbietung anzuschauen.

Als seine Freunde bemerkten, wie interessiert er zuschaute, fragten sie ihn, warum er so gebannt der Vorstellung folgte. Er antwortete:

„Ich bewundere die Bereitschaft des Akrobaten, sein Leben zu riskieren. Ihr könnt natürlich sagen, er tue es für Geld oder um Applaus zu bekommen. Aber das trifft nicht zu.

Wenn er es alleine aus diesen Gründen täte, würde er ins Wasser fallen. Seine Aufmerksamkeit ist ausschließlich auf seine Sache gerichtet, denn nur so kann er sein Gleichgewicht halten. Seine Rettung verdankt er ausschließlich seinem unbeugsamen Willen, sich gerade zu halten und seinem unbegrenzten Vertrauen in sich selbst und in Gott. Auf diese Weise, so der Rabbi, muss der Mensch das dünne Seil es Lebens überqueren.“[1]

Der Wochenabschnitt Schelach Leacha beginnt mit der Erzählung über die  12 Späher, die für die Kinder Israels das Land Kana’an auskundschaften sollten. Continue reading