im vergangenen jahr habe ich ja schon mehrfach über meine besuche in der jüdischen gemeinde in hameln gesprochen. nachdem ich mein praktikum dort nun abgeschlossen habe, möchte ich gerne meine eindrücke noch einmal revue passieren lassen.
hameln ist eine kleine stadt im mittleren westen :). jüdisches leben wurde dort wie in allen städten deutschlands durch die nazis im grunde ausgelöscht. die erst 1879 erbaute synagoge wurde im novemberpogrom von 1938 zerstört, mit ihr auch die bewegte jüdische geschichte der stadt, die mit der “Glikl von Hameln” eine bekannte protagonistin hatte.
damals wie heute sind es frauen, die der gemeinde ein gesicht verleihen. mit der zuwanderung von juden aus den FSU staaten bildete sich 1997 die “kritische masse”, eine eigene, liberale, jüdische gemeinde zu gründen (neben der traditionell(er)en gemeinde, die von rabbiner sievers rabbinisch betreut wird). zusammen mit einigen zuwanderern schuf rachel dohme, die gemeindevorsitzende, eine gemeinde, die ein deutlicher beweis dafür ist, das kleinere gemeinden in deutschland keinesfalls “russische kulturclubs” sein müssen.
wer sich den kalender der gemeinde ansieht, stellt schnell fest, dass jüdisch-religiöse inhalte den ablauf vorgeben. abgesehen von der kurzen sommerperiode finden jedes wochenende, d.h. freitag abend und samstag früh g’ttesdienste statt. eine gehaltvolle torahstudy schließt jedem shabbat-shacharit ab. selbstverständlich werden alle feiertage begangen und darüber hinaus gibt es für kinder wöchentlich einen gemeinsamen nachmittag, es gibt sozialarbeit, deutsch- und hebräisch-unterricht usw.
ich habe die gemeinde im letzten jahr ende mai kennengelernt und danach mehr oder weniger im monatsrhytmus besucht. natürlich sind mir in dieser zeit viele gemeindemitglieder ans herz gewachsen. es war schön zu erleben, wie kinder der gemeinde in mehrfacher sicht gewachsen sind. so gibt es jetzt einen kleinen kinderchor, der mich bei den G’ttesdiensten toll unterstützen konnte und einen jungen, der seine bar mitzwa hatte und einen, der seiner bar mitzwa einen großen schritt näher gekommen ist.
wie berichtet, besetht die gemeinde zum großen teil aus zuwanderern und so hatte ich im anfang groß befürchtungen, dass die sprache eine barriere zwischen mir und der gemeinde sein könnte. ich muss wirklich sagen, G’tt sein dank, war dem nicht so. wenn notwenig fand sich immer jemand, der in die eine oder andere richtung übersetzen konnte und meine kleinen ausflüge in die russische sprache wurden lächelnd (oder amüsiert) begleitet.
wie in vielen gemeinden gibt es auch in hameln den traum von einem eigenen gebäude für eine synagoge. mir scheint der traum realistisch und ich glaube, dass es die gemeinde schaffen wird. ich habe eine gemeinde erlebt, die viel in den vergangenen jahren durch eigene arbeit erreichen konnte und das vor allem, weil alle gemeinsam angefasst haben. bei den synagogenplänen handelt es sich nicht um einen überdimensionierten großbau, der nur schwer mit leben zu füllen sein wird. ich bin davon überzeugt, dass das gegenteil eintreten wird. pläne gibt es auf der website der gemeinde zu sehen.
übrigens: es wäre toll, wenn ihr das projekt unterstützen könntet. entweder durch spenden 🙂 oder durch einen link auf euer site und durch “mundpropaganda”. die gemeinde hat unser engagement verdient.