ferien ende

die uni hatte, wie es im pc-deutsch heisst: winterpause. in einem bundesland, in dem eh weniger als 50%* der bevölkerung religiös ist, scheint dies auch die bessere bezeichnung zu sein, als weihnachtsferien. also war mein plan, mich noch einmal auszuruhen und vor allem was für die uni zu tun:

das kolleg hat gerade besuch von einem jungen mann, der vielleicht auch bei uns studieren möchte und sich daher mal den laden näher anschauen möchte. er sollte natürlich seinen ersten shabbat in berlin nicht alleine verbringen und so habe ich angeboten, dass nach der synagoge ein essen bei mir stattfinden kann. mein wochenende begann also mit putzen, einkaufen, essen vorbereiten, und mich auf den shabbat mental einrichten (ich musste zum glück nicht alleine das ganze essen machen, die anderen haben noch nachmittags etwas vorbei gebracht).

wir waren – für mich seid langer zeit mal wieder – in der pestalozzi-synagoge, da sie nur einige gehminuten von unserer wohnung entfernt liegt und ich mich dort auch dringend mal wieder blicken lassen musste, nachdem ich es dem dortigen gabbai vor kurzem versprochen hatte. ich glaube, dass das, was mich am meisten an dieser synagoge stört, einfach die passivität ist, zu der ich mich als beter gezwungen fühle. ich komme immer aus der synagoge raus und habe das gefühl, mich nicht richtig “augetobt” zu haben; diesmal konnte ich das ja gleich anschließend nachholen.

das essen bei mir war wunderbar. die stimmung war gut, wir haben gesungen, diskutiert, gelacht und einen perfekten shabbat abend gehabt. am meisten hat mich zlata, die tochter von Yuriy beeindruckt, da sie bei einigen zemirot so toll mitsingen konnte (sie ist etwas über 2). der große tisch, den ich von meinen eltern erhalten habe, hat sich absolut bewährt, nur unser besteck und service reicht nicht aus – irgendwie ist es schon komisch, aber ist euch schon mal aufgefallen, dass die meisten sets (also das was student kauft) nur für 6 personen ausgelegt sind?  wie soll man dort ordentlich durch den shabbat kommen ;-).

den shacharit-G’ttesdienst haben wir in der sefardischen synagoge besucht. inzwischen kennt man uns dort und man glaubt mir inzwischen, dass ich nicht aus dem jemen stamme, auch wenn ich doch noch eine gewisse skepsis in den augen der fragenden erkenne. die synagoge ist mir wirklich ans herz gewachsen. und der tscholent war wieder erste klasse.

gestern (sonntag) hatte ich mich mit einem jungen mann verabredet, den ich schon länger von emails her kenne und der gerade zu besuch in berlin ist. er möchte gerne einen gijur machen. wir haben dann drei stunden über das judentum im allgemeinen, die verschiedenen strömungen und seine erfahrungen gesprochen. ich konnte durch das gespräch mit ihm viel lernen, sicher viel mehr als umgekehrt. dass ich stattdessen nicht in der bibliothek gessen habe um eine hausarbeit vorzubereiten bereue ich definitiv nicht.

übrigens habe ich in diesem zusammenhang noch ein tee-haus in berlin kennengelernt, dass wirklich empfehlenswert ist: es handelt sich um das tee-tea-the in der goltzstraße, nähe der u-bahn-haltestelle eisenacher-straße. eine bombastische auswahl an tee-sorten zu verrnünftigen preisen.

heute abend hat mir dann ein freund berichtet, dass er, wenn alles gut geht, an eine yeshiva zum studieren geht. ein beeindruckender entschluss. ich freue mich schon jetzt auf die vielen diskussionen, die wir hoffentlich weiter über internet führen können und die spannenden themen, die ich dank ihm entdecken werde.

 nun ja, vom ausruhen ist an diesem wochenende nur ein shabbes-shlof übriggeblieben und das lernen sah anders aus als geplant, aber es war es ein sehr gelungenes wochenende. hoffentlich war es bei euch auch so …

shavuah tov und allen studenten einen guten start in die zweite semesterhälfte

*ich meine so etwas mal gelesen zu haben, finde aber die quelle gerade nicht mehr.