ich danke euch für die vielen kommentare zu meiner frage.

ausgangspunkt war, dass “another student rabbi” und ich darüber diskutiert haben, ob ein rabbiner, der an der uni lehrt, eine kippa tragen kann, oder nicht. man müsse bedenken, so ASR, dass die uni ja ein “neutraler” ort sei, an dem keine religiösen symbole durch institutionen der universität (d.h. auch ihre lehrkörper) in irgendeiner art und weise heurausgestellt werden dürften.

und dies ist im direkten vergleich mit dem kopftuchstreit in deutschland eine durchaus wichtige und korrekte betrachtung. eine muslimische lehrerin sollte kein kopftuch tragen und damit sollte auch ein jüdischer dozent keine kippa tragen. aber …

ist ein rabbiner ein “normaler” dozent? gehört nicht die kippa zu seiner amtskleidung. muss ein mönch seine kutte ablegen, wenn er an der uni lehrt? ich denke nicht. ich finde diese betrachtungsweise, die übrigens von einem weiteren rabbinerstudenten stammt, überzeugend. wenn der rabbiner eine lehrauftrag in seiner funktion als rabbiner erhält, verläßt die universität ihr neutrales terrain für eben jene veranstaltungen. studenten, die diese veranstaltung besuchen, wissen aus dem vorlesungsverzeichnis, dass hier eine – zumindest teilweise – einseitige sichtweise auf das judentum zu erwarten ist.

und wie ihr in euren kommentaren geschrieben habt, denke ich, dass der gleichheitsgrundsatz natürlich gewahrt sein muss, d.h. wenn die universität beschließt, für ein seminar “einführung in den islam” eine muslima aus der örtlichen muslimischen gemeinschaft einzuladen, so kann sie als funktionsträgerin natürlich auch, die für sie geltenden kleidungsvorschriften auch in der uni umsetzen.

zusammengefasst: funktionsträger darf, alle anderen nicht.

wie sehe ich mich jetzt selbst innerhalb der diskussion. also, ich trage in der uni kippa. immer. sie gehört zu meinem erscheinungsbild.  für mich gibt es – so meine eigene entscheidung – auch schon eine art “amtskleidung”, zu der auch die kippa gehört. und auch wenn ich an der universität nur ein student unter vielen bin, so bleibe ich trotzdem auch dort ein rabbinerstudent und werde auch als solcher wahrgenommen (ich möchte auch als solcher wahrgenommen werden, da ich es für wichtig halte, dass unsere ausbildung bereits wahrgenommen wird und andere studenten sehen, dass rabbiner nicht vom himmel fallen und sich auch das eine oder andere fach durchbeißen müssen …).

und es ist keinesfalls so, dass durch die rolle “rabbinerstudent/in” mir oder meinen komillitonen bevorzugungen oder ähnlichs zufallen. oftmals denke ich, dass der anspruch an uns eher höher ist. es gibt einen erwartungsdruck, dass wir alles, was mit dem judentum zu tun hat, bereits kennen. ich konnte keine hebräische grammatik vor meinem studium.

einige andere jüdische studenten entscheiden sich bewusst dafür, ihre identität als jüdinnen und juden an der uni zu verbergen, aus angst vor diskrimminierung, anfeindungen, aber auch um philosemitischen “angeboten” aus dem weg zu gehen, oder um bestimmten erwartungshaltungen weder erfüllen noch enttäuschen zu müssen. ich halte diesen weg für durchaus nachvollziehbar und verständlich, jedoch denke ich, dass er für rabbinerstudenten nicht der richtige sein kann. spätestens mit der ordination zur rabbinerin, zum rabbiner müssen wir den weg der öffentlichkeit bestreiten und dafür kann der einigermaßen geschütze bereich der universität ein guter übungsplatz sein.

in diesem sinne plädiere ich auch dafür, dass rabbinerstudenten kippa in der uni tragen sollten.