Ist es in Ordnung, bei entsprechenden Gegebenheiten (zB. Nachbarschaft) in Ausnahmefällen die Mesusah an der Innenseite des Türrahmens der Wohnungstür anzubringen?
Selbstverständlich ja. Fragen der Sicherheit gehen immer vor. Es ist sogar vollkommen in Ordnung, die Mesusah nur an der Wohnzimmertür und den Schlafräumen anzubringen, oder eben nur an der Innenseite des Türstocks zur Wohnung.
Damit meine Antwort etwas verständlicher wird, zunächst noch eine Erklärung zur Bedeutung der Mesusah im Allgemeinen:
Das, was wir generell als Mesusah – מזוזה (Mehrzahl Mesusot) bezeichnen, sind kleine Behältnisse, die an den Türen zu jüdischen Wohnungen, Häusern, Geschäften und Versammlungsorten angebracht werden. Sie können bunt, eckig, kurz, groß, klein, aus Glas oder Metall oder Holz oder Ton sein, selbst gebastelt oder gekauft sein, der Phantasie sind hierbei kaum Grenzen gesetzt. In den Behältern, die hebräisch Beit (Haus) heißen, befindet sich eine kleine Schriftrolle – קלף (Klaf) die handbeschrieben ist. Häufig ist das Beit mit einem Schin (ש) verziert.
Grundlage für das Gebot zum Anbringen der Mesusah bilden die beiden Torah-Zitat „Du sollst die Worte, die ich dir heute sage, schreiben an die Pfosten deines Hauses und an deine Türe.“, aus dem 5. Buch Moses (Devarim 6:4-9, 11:13-21), die zusammen mit dem „Schma Israel“ (W) auch den Text für die kleine Schriftrolle bieten. In der Reihe der vielen jüdischen Rituale hat auch dieses natürlich die Funktion, zwischen etwas zu unterscheiden. Jeder, der die Wohnung betritt, erkennt an der Mesusah, dass es sich um einen jüdischen Wohnort handelt, mit eigenen Geboten, Riten und Glaubensvorstellungen.
Ich denke aber, dass diese Bedeutung hier eher nebensächlich ist, da neben dieser eher „profanen“ Funktionen die Mesusah auch eine weitere, spirituelle Bedeutung hat. Sie soll uns Juden an den Bund mit G’tt erinnern, an die Mitzwot, die Ausdruck dieses Bundes sind, und an die Beständigkeit des Bundes, den wir von Generation zu Generation weitergeben, und an unser Bestreben, ein jüdisches Haus zu schaffen. Dafür braucht es nicht notweniger Weise eine Mesusah an der Eingangstüre, ich halte es aber für wünschenswert, wenn man eine in der Wohnung hat.
Nachbemerkung:
Immer mal wieder taucht die Frage auf, ob die Mesusah so etwas wie ein Amulet ist, etwas das Unglück vom Haus oder der Wohnung abhalten soll?
Das Klaf (die kleine Schriftrolle) ist fast ausschließlich nur auf einer Seite beschrieben. Auf der anderen Seite befindet sich nur ein Wort: „Schaddai שדי“, ein Name, der für G’tt gebraucht wird (eine häufige Übersetzung ist „Allmächtiger“). Wenn das Klaf richtig zusammengerollt ist, ist „Schaddai“ gut lesbar. Die drei Buchstaben, die dieses Wort bilden, sind auch die Initialen für den hebräischen Satz „שShomer דDaltot יIsrael“ – Hüter der Türen Israels.
Zum Teil wegen dieser Buchstaben, zum Teil, weil generell einige Menschen leichter für Aberglauben empfänglich sind, hat man der Mesusah den Status eines Amulets zugeschrieben. Erstaunlicherweise hat sich bis heute der Aberglaube gehalten, dass eine unkoschere Mesuzah die Ursache für Unglück sei. Ich schließe mich allerdings der generellen Meinung an, dass eine Mesusah nicht als „Schutzschild“ gedacht ist, und daher ein „Fehler“ auch keine Quelle für eine direkte g’ttliche Strafe sein kann.
(Quelle, u.a. auch: MyJewishLearning Dort findet man auch eine Anleitung zur Anbringung der Mesuzah.)