in diesem semester…
vergangenen mittwoch war mein letzter tag mit vorlesungen im nun vergangenen semester und ich schaue ihm mit einigen tränenden und auch einigen lachenden augen hinterher. es war – um mit dem typischen studentischen sprachgebrauch zu beginnen, und um es dann auch gleich hinter mir zu lassen – eine echt anstrengende zeit. die kursanzahl war recht hoch und der scheinoutput wird wohl recht niedrig sein, da ich z.b. einen hebräischkurs nur für meine weiterbildung belegt habe, aber dank des wunderbaren ba-systems keine “credits” dafür bekommen kann. laut studienordnung habe ich neuhebräisch bereits mit dem kurs aus dem letzten semester ordentlich abgeschlossen und damit hat sich das auch.
überhaupt. dieses ba-studienordnung macht das studieren eh sehr schwierig. es geht eher darum, das kurzzeitgedächtnis eines studenten zu stimmulieren. ein bissl von dem und ein bissl von dem und möglichst nicht zu weit den deckel der wissenschaft öffnen – es könnte ja sein, dass sich ein junger mensch in einem thema festbeißen könnte und damit einen gewissen erkenntnisgewinn davon tragen könnte, den man – der vergleichbarkeit mit anderen universitäten (weltweit) zuliebe, so nicht haben will. wenn nach dem ba sich ein teil der studenten verabschiedet hat, versucht man das wohl über den master wieder gerade zu biegen, aber ob das der bildungsoffensive in deutschland nützlich sein wird.
aber ich will nicht zu viel klagen, denn an der uni potsdam (so zumindest in meiner studienrichtung) gibt es doch ein wenig platz für exoten und nicht alle müssen sich der verschulten einförmigkeit hingeben. professoren und dozenten scheinen es tatsächlich noch zu mögen, wenn studenten hausarbeiten statt klausuren schreiben wollen und einige unterstützen diese waghalsigen ausbrüche mit ernsthafter studienbegleitung. so ist es mir zumindest geschehen.
zurück zum letzten semester: spannend war die vorlesung zu sozialismus und antisemitismus (vorallem vor 1950). ein eindruck, dass in der linken (nicht nur die pds-nachfolgepartei, sondern die linken politischen bewegungen als ganzes) antisemitismus ein unerwünschtes, aber gängiges phänomen war und ist, konnte nicht beseitigt werden, aber die betrachtung ist nun für mich differenzierter möglich. die tiefen verwurzelung antijüdischer resentiments innerhalb des linken spektrums sind für mich erschreckend deutlich geworden, aber auch der andauernde kampf, der von anfang an von politikern innerhalb der linken dagegen geführt wurde. auch wichtig, dass der antisemitismus innerhalb der linken nichts mit dem antizionismus zu tun hat. es wäre eine faule ausrede, den antisemitismus auf die ablehnung des zionismus’ reduzieren zu wollen. letzteres entstand im wesentlichen aus der ablehnung sämtlicher nationalen bestrebungen innerhalb der kommunistischen / sozialistischen bewegung und war damit konträr zur propagierten ideologie, während antisemitismus durchaus auch als ein politisches instrument und in den gleichen abartigen erscheinungsformen wie in allen anderen politischen- und gesellschaftlichen gruppierungen zu finden war und leider noch immer ist.
meine anderen kurse an der uni: amida – wissen vertieft, hebräische quellen – erhellend: versucht einmal nur eine fussnote von ginzburgs ‘legends of the jews’ rückwärts aufzudröseln, d.h. die quellen, die dieser geniale wissenschaftler verwendet hat, mit hilfe des internets und von bibliotheken, ausfindig zu machen und nachzuprüfen. es gelingt und mehrere große a-ha-erlebnisse sind eingeschlossen, aber auch viele stunden von irrwegen und toten links. (eine gute linksammlung stelle ich die tage mal ins netz.)
jüdische religionsgeschichte – die klausur wird zeigen, wie weit ich das gehörte verinnerlicht habe und die vorlesung zum jüdischen eherecht war ein amüsanter ausflug in die wandlungsfähigkeit biblischer quellen durch die halacha in die heutige wirklichkeit, eingeschlossen aller “stilblüten”.
in diesem semester habe ich wieder einen kurs angeboten, in dem ich – diesmal zusammen mit einer weiteren studentin – ein seminar inhaltlich begleitet und vertief habe. es war kein reines tutorium, sondern eine übung, was bedeutet, dass es auch – für die ba studienordnung wichtige – credits für die teilnehmerInnen gab. es hat mir – erneut nach dem tutorium im letzten jahr – durchaus einige freude bereitet und ich habe manches dazulernen können.
soviel als rückblick auf das uni-potsdam semester. der rückblick auf mein geiger-semester folgt, spätestens nach dem nächsten wochenende, wenn ich zum letzten mal die gemeinde in hameln im rahmen meines praktikums besucht haben werde.