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Parashat Chayei Sarah: Death is not the end

avrams-tombWhen someone we love passes away, we experience deep sorrow and grief. We miss that person’s presence and caring. We miss the support and all that we shared. Jewish mourning rituals and customs are meant to help us cope, to face the loss realistically, and to find comfort. Jewish tradition helps us to understand that “death is not the end” but rather that our loved ones continue to live in our memory and keep influencing the ones left behind.

In this regard, this week’s Torah portion, Chayei Sarah, provides us with a very important tool. While Chayei Sarah may be translated as “Sarah’s lifetime,” our parashah actually deals with Sarah’s death, how Abraham dealt with it, and how life continued for her family after this big break, just before Yitzchak and Rivka start their own new family.
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„Wer sich nicht seiner Vergangenheit erinnert, ist verurteilt, sie zu wiederholen“

„Sag mir ein Wort, irgendein Wort, und ich beweise Dir, dass es griechischen Ursprungs ist.“

So lautet einer der Running Gags aus dem Film „My big Fat Greek Wedding“. Gus Portakolos, der Patriarch der Familie der Braut ist davon überzeugt, dass für jedes Wort die Wurzel in der griechischen Sprache gefunden werden kann.

Im Falle einer Bezeichnung für das 5. Buch der Tora – Deuteronomium – hätte Gus Portakolos selbstverständlich Recht. – Aber Gus geht es nicht wirklich um die Richtigkeit seiner Wortabstammungslehre. Ihm liegt nur etwas an seiner griechischen Sprache und deren Beitrag für die weltweite Kultur. Er ist einfach stolz auf sein Griechenland.
Die Bezeichnung Deuteronomium leitet sich, wie gesagt, aus dem Griechischen ab. Das Wort Deuteronomos bedeutet so viel wie „eine zweite Schilderung der Gesetze“, oder“ zweites Gesetz“. Diese Bezeichnung entstammt der Septuaginta und basiert auf dem Tora-Zitat aus dem 5. Buch, Kapitel 17, Vers 18:

‏וְכָתַב לוֹ אֶת־מִשְׁנֵה הַתּוֹרָה הַזֹּאת‎ wə-chatav lo et mischne ha-Tora ha-sot Er soll ihm von dieser Lehre eine Wiederholung schreiben.

Und im Grunde ist es genau das, was Mosche im letzten Teil der Tora macht. Er wiederholt die Gesetze und Gebote und schildert die Ereignisse der letzten 40 Jahre.

Zwei Dinge sind für mich dabei wichtig:

In Bezug auf die Gebote und Gesetze erleben wir etwas sehr Bedeutendes. Es ist nicht mehr Gott, der die Gebote darlegt, es ist der Mensch Mosche, der sie auslegt und interpretiert. In der Tora wird somit die Grundlage für unser progressive Judentum gelegt: Mosche passt die Gebote, die er zuvor von Gott gehört hatte, durch Auslegung an die nächste Generation an. Realitäten, wie z.B. die während der Wüstenwanderung entstandenen neuen Gesellschaftsstrukturen zeichnen sich unter anderem sehr schön in der „zweiten Fassung“ des Dekalogs – der 10 Gebote – ab.

Das zweite, was wir im Buch Devarim – so der hebräische Name für das fünfte Buch der Tora – lesen, sind Mosches lange Schilderungen der Ereignisse seit dem Auszug aus Ägypten. Er, der Zeitzeuge, schildert der nächsten Generation, was geschehen ist. Er tut dies, obwohl die, die ihm zuhören, vermutlicher Weise einen großen Teil selbst miterlebt haben.

Der spanisch-amerikanische Philosoph George Santayana schrieb in seinem Buch The Life of Reason folgenden Satz:

„Wer sich nicht seiner Vergangenheit erinnert,
ist verurteilt, sie zu wiederholen”

Doch lange bevor Santayana mit diesem Satz eines der wichtigsten moralischen Gesetze unserer Zeit formulierte, legten die Autoren des Buches Devarim, dies, als eine der Grundlagen im Judentum, für uns fest. Mosche hält die Reden nicht, weil er sich gerne selbst reden hört, oder weil er den Israeliten etwas Neues zu erzählen hat. Er spricht zu den Israeliten (und damit auch zu uns), damit sie und wir uns der Bedeutung der Ereignisse bewusst werden, die stattgefunden haben. Er erinnert uns an die Lebensbedingungen als Sklaven und die Befreiung aus der Sklaverei durch Gott, an die Rebellionen der Israeliten und an die Vergebung durch Gott.

Das was uns das letzte Buch der Tora vor Augen führt, ist ein sehr sorgsamer Umgang mit der Tradition. Es verlangt, dass wir uns an die Vergangenheit erinnern, sie bewahren und zur Grundlage unserer Entscheidungen nehmen. Mehr noch, unsere Geschichte erschafft den Rahmen, innerhalb dessen wir handeln sollen.

ABER, mit denselben Worten erfahren wir auch, dass dies keinen Stillstand bedeutet. Aus den Erfahrungen lernen wir für die Zukunft. Die Gebote und Verbote müssen für jede Generation und durch jede Generation neu ausgelegt werden. Realitäten ändern sich, weil wir uns ändern.

 

  • Aus Sklaven werden freie Menschen,
  • Aus Überlebenden werden Menschen, die die Zukunft gestalten.
  • Aus Kindern wird eine neue Generation.

 

Etwas, das m.E. bis heute seine Gültigkeit und Bedeutung hat.

Vor drei Wochen war ich mit einer Gruppe von Netzer Chanichim in Auschwitz. Wir haben uns vor Ort mit der Vergangenheit auseinandergesetzt – Fragen gestellt, Antworten gesucht.

Ein Fazit dieser Reise ist für uns, dass wir alle mithelfen müssen, an die Verbrechen der Shoa zu erinnernd und das Andenken der Opfer zu bewahren. UND gleichzeitig müssen wir auch die Ereignisse nach 1945, u.a. der Aufbau eines neuen jüdischen Lebens in einem demokratischen Europa, würdigen. Weder das eine, noch das andere darf alleine maßgebend für das sein, was wir als jüdische Gemeinschaft tun.

  • Die Erinnerung an das was geschehen ist,
  • die Erfahrungen der Überlebenden
  • und die Visionen der nächsten Generationen

bilden im Dreiklang den Handlungsspielraum, in dem wir uns bewegen sollten.

Gus Portakolos, unser Protagonist aus dem zitierten Film ist stolz auf sein Griechenland und dessen Beitrag zur Sprachkultur. Ich finde zu Recht. Und so wie er stolz auf das ist, was seine, griechische Sprache beigetragen hat, sollten wir nicht verstecken, was unsere Tradition und unsere Werte zu bieten haben. Nicht von einem überlegenen, unreflektierten Standpunkt aus, sondern im Dialog mit anderen,

  • als eine Gemeinschaft, die zuhören kann;
  • als Menschen, die Werte leben um damit die Zukunft zu gestalten,
  • und als Menschen, die anderen helfen, ihren eigenen Weg zu finden, ohne ihnen die eigene Identität abzusprechen.

Das zählt für mich zum Kern des fünften Buches der Tora und bildet die Grundlage für ein weiterhin modernes Judentums.
Schabbat Schalom

Drascha gehalten anläßlich der Jahrestagung der Union progressiver Juden in Deutschland, Schabbat Chazon – Dewarim 5773 (11-14.7.2013)

Presseschau zur Ordination

Foto: Tobias Barniske

Foto: Tobias Barniske

Ich danke schon mal an dieser Stelle allen Journalisten, Medien und Freunden, die über die Ordination berichten.

Ein schönes Portrait über meine Arbeit in Hameln ist hier zu finden:

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ausderjuedischenwelt/2072438/

“Neue Rabbiner und Kantoren braucht das Land – Ordinationsfeier in Erfurt”

Der MDR hat ausführlich berichtet. Hier ist die Startseite zur Berichterstattung: http://www.mdr.de/thueringen/mitte-west-thueringen/rabbinerordination100.html

Eine Zusammenfassung der Ereignisse ist hier als Video abrufbar: http://www.mdr.de/tv/programm/video117002.html

Die Jüdische Allgemeine hat hier über die Ordnination berichtet:

Gebet und Gesang

Und hier ist der Bericht von Heide Sobotka in der JA ist hier zu finden: http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/15695

Und hier die Tickermeldung der Bild-Zeitung: Bild Berlin

Hier die Meldung in den PNN: http://www.pnn.de/potsdam/740456/

Auf T-Online / Yahoo / Die Welt (dapd) ist folgender Bericht über die Ordination zu finden: http://www.t-online.de/regionales/id_62918606/rabbiner-und-kantoren-des-abraham-geiger-kollegs-in-aemter-berufen.html

und Deutschland today berichtet hier: http://www.dtoday.de/regionen/lokal-nachrichten_artikel,-Besonderes-Ereignis-juedischen-Lebens-weit-ueber-Thueringens-Grenzen-_arid,242805.html

Die Hamelner DEWEZET hat ebenfalls einen kleinen Bericht verfasst: http://www.dewezet.de/portal/startseite_Vom-Buchhaendler-zum-Rabbiner-_arid,518318.html

Und hier der Bericht der TLZ: http://www.tlz.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Erfurt-Renaissance-juedischen-Lebens-in-Deutschland-227625197

Und hier die Pressemitteilung des AGKs zur Ordnination:

Seien Sie unser Gast bei der Ordination in Erfurt:

Das Ereignis in den Medien:

“Neue Rabbiner und Kantoren braucht das Land – Ordinationsfeier in Erfurt”

Ab 14.00 Uhr: als Live-Übertragung
des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR Thüringen) im Internet:

http://www.mdr.de/tv/programm/sendung243888.html

Eine Zusammenfassung der Ereignisse mit dem gleichen Titel sendet der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) in der Sondersendung von 22.05 – 22.25 Uhr im regionalen Fernsehprogramm und danach unter gleicher Web-Adresse im Internet.

Am Mittwoch, den 10. April 2013, werden mit Rabbiner Alexander Nachama und Rabbiner Adrian M. Schell zum fünften Mal Absolventen des Abraham Geiger Kollegs an der Universität Potsdam ordiniert. Daneben werden mit Isidoro Abramowicz und Nikola David auch zwei Kantoren in ihr Amt eingeführt.

Die Ordination findet in der Neuen Synagoge der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen in Erfurt in Anwesenheit zahlreicher Rabbiner und Gemeinderepräsentanten aus dem In- und Ausland statt.

Unter den Ehrengästen wird die Ministerpräsidentin des Freistaats Thüringen, Christine Lieberknecht, sein, die auch die Festansprache hält.

Weitere Festgäste sind:
Aus dem Zentralrat der Juden: Dr. Josef Schuster (Vizepräsident), Mark Dainow und Heinz-Joachim Aris (Präsidium), Rabbiner Dr. Henry Brandt (Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland); aus den Kirchen: Landesbischöfin Ilse Junkermann (Evangelische Kirche Mitteldeutschland), Dr. Christian Stawenow (Regionalbischof Erfurt-Eisenach) und Gregor Arndt (Dompropst Bistum Erfurt); sowie Vertreter des Deutschen Bundestages und der Landtage Thüringen und Brandenburg.

Absolventen des Abraham Geiger Kollegs 2013

Rabbiner:

Alexander Nachama
Ordinationsspruch:
“Sei beherzt und tapfer, zage nicht und sei nicht ängstlich,
denn der Ewige, dein Gott, ist mit dir, überall wohin du gehst.”
(Josua 1,9)

Alexander Nachama, geboren 1983 in Frankfurt am Main, erhielt nach einer Ausbildung zum Kantor 2008 seinen Bachelor in Judaistik (Freie Universität Berlin) und 2013 seinen Master (Universität Potsdam). In seiner Masterarbeit beschäftigte er sich mit dem Anzünden der Schabbatkerzen (Hadlakat Nerot).

Seit November 2012 arbeitet Nachama als Gemeinderabbiner für die Jüdische Gemeinde zu Dresden.

Adrian Michael Schell

Ordinationsspruch:
“Lass deine Hand sein ob dem Manne deiner Rechten,
dem Menschensohn, den du dir stark gemacht”
(Psalm 80,18).

Adrian Michael Schell, geb. 1973 in Frankfurt am Main, ist hauptamtlicher Jugendleiter der Union progressiver Juden in Deutschland. Der gelernte Buchhändler hat vor seinem Studium der Religionswissenschaft und Jüdischen Studien in Potsdam zunächst im Buchhandel und dann beim Deutschen Taschenbuch Verlag in München gearbeitet. In seiner rabbinischen Abschlussarbeit behandelt er die Adoption von Kindern und die dazugehörigen halachischen (religionsrechtlichen) Diskussionen.

Er betreut seit Frühjahr 2012 zusätzlich die Jüdische Gemeinde Hameln, deren Rabbiner er nach seiner Ordination sein wird.

Kantoren:

Isidoro Abramowicz

Investiturspruch:
“Gott, höre mein Gebet, lausche den Sprüchen meines Mundes.”
(Psalm 54,4)

Isidoro Abramowicz wurde 1972 in Buenos Aires geboren. Er studierte Musik an der Universidad Nacional de Buenos Aires in Argentinien, bevor er 2009 seine kantoralen Studien am Abraham Geiger Kolleg und im Masterstudiengang der Jüdischen Studien an der Universität Potsdam aufnahm. Im Rahmen seiner Studien absolvierte er zwei Studienjahre in Israel und studierte am Hebrew Union College in Jerusalem und am Tel Aviv Cantorial Institute, das von Naftali Hershtik geleitet wird. In seiner Masterarbeit zum Thema “Das Frankfurter Kaddisch – Ein liturgischer Kalender” hat sich Abramowicz mit den Kaddischmelodien in der Tradition von Frankfurt am Main beschäftigt – einem Schatz von über fünfzig Melodien für die Liturgie eines ganzen Jahreszyklus. Bis zu diesem Zeitpunkt existierten noch keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem Thema.

Isidoro Abramowicz ist verheiratet und hat eine Tochter.

Nikola David

Investiturspruch:
“Singet dem Ewigen ein neues Lied, denn Wunderbares hat Er vollbracht, Seine Rechte half Ihm, der Arm Seiner Heiligkeit.”
(Psalm 98,1)

Nikola David wurde 1969 in Bela Crkva, Serbien, geboren. An der Musikakademie Novi Sad studierte er Gesang und Musikpädagogik. 1998 kam er mit einem Stipendium der Anni-Eisler-Lehmann-Stiftung nach Deutschland und absolvierte dann am Peter-Cornelius-Konservatorium der Stadt Mainz sein künstlerisches Aufbaustudium. Nikola David nahm 2008 sein Kantorenstudium am Abraham Geiger Kolleg auf. In seiner Bachelorarbeit zum Thema “Die Hymne Adon Olam” hat sich David mit der Bedeutung dieses traditionellen Schlussliedes in der jüdischen Gottesdienstliturgie und mit verschiedenen Vertonungen auseinander gesetzt.

Nikola David befindet sich zur Zeit in Verhandlungen mit der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Eine Pressemappe zur Ordination und Investitur finden Sie auch hier.

Ein neues Jahr und ein Sommerloch – Drascha zum Neuen Jahr

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“Und Abraham gab seinem Sohn, der ihm geboren worden war, den Sara ihm geboren hatte, den Namen Isaak. Und Abraham beschnitt seinen Sohn Isaak, als er acht Tage alt war, so, wie Gott ihm geboten hatte.“

Авраам дал новорожденному сыну, которого родила Сарра, имя Исаак. Когда его сыну Исааку исполнилось восемь дней, Авраам обрезал его, как велел ему Бог.

(Bereschit 21.3-4)

In Deutschland gibt es Regeln für alles. Wann die Schule beginnt, wie man sich im Auto auf der Straße verhalten muss, wie die Lebensmittel in Supermärkten verpackt sein müssen. Alles ist geregelt. Und es gibt eine weitere Regel: Im Sommer, also wenn die wichtigsten Politiker des Landes Urlaub machen, dann suchen weniger bekannte Politiker oder Journalisten nach Themen, mit denen sie bekannt werden können. Oft sind das Themen, die wenig Bedeutung haben und nach drei bis vier Wochen auf den Titelseiten unserer Zeitungen wieder verschwinden. Die Politiker aus der zweiten Reihe konnten sich ein bisschen im Scheinwerfer-Licht der Journalisten zeigen, die Zeitungen wurden trotz der Urlaubszeit gut verkauft und richtig Schlimmes ist nicht passiert. Nach den Sommerferien kommen Angela Merkel und die anderen wieder zurück nach Berlin und alles ist so wie immer.

Im Grunde stimmte diese Regel auch für das diesjährige Sommerloch-Thema. Ein paar Journalisten fanden ein perfektes Thema für die Sommerloch-Debatte: Einige Wochen zuvor hatte ein recht unbedeutendes Gericht in Köln geurteilt, dass die Beschneidung von Jungen eine Verletzung der körperlichen Unversehrtheit von Kindern sei. Da in Deutschland erstaunlicherweise keine Regelung bezüglich religiöser Beschneidungen existiert, haben die Juristen aus Köln, ganz bürokratisch Gesetze verglichen und wie Mathematiker ein Urteil gefällt. Dass sie nicht bedacht haben, dass Beschneidungen für Muslime und Juden auch eine sehr emotionale Bedeutung haben, kann man ihnen nicht unbedingt vorwerfen. Für emotionale Komponenten sind Politiker zuständig, die die Gesetze machen. Juristen urteilen nach diesen Gesetzen.

Zurück zum Sommerloch. Die Journalisten fanden also ein Thema, das emotional perfekt in die Sommerlochdebatte passen würde. Mindest. 50% der deutschen Bevölkerung, nämlich alle Männer, konnten etwas dazu sagen. Wenn es um den Intimbereich des Mannes geht, dann wird jeder Mann zu einem Experten, auch wenn er nicht beschnitten ist und eigentlich keine Ahnung hat, worum es in der Debatte geht.

Bis dahin glich die Sommerloch-Debatte jeder anderen. Otto-Normalverbraucher durfte mal Experte sein und seine Meinung äußern. Neu war in diesem Jahr aber, dass es nicht um die richtige Aufstellung der Fußball-National-Mannschaft ging, oder die Kleidung von Prominenten. Es ging plötzlich um „Wir“ und „Die“. Mit der Debatte wurde ein Teil der Bevölkerung gegen einen anderen Teil der Bevölkerung gestellt. Mit einem Mal standen alle Juden auf der Anklagebank. Es war wieder da: „Juden sind Kinderschänder“. Und weil die wichtigsten Politiker Deutschlands im Urlaub war, konnten selbsternannte Kinderretter ungehindert alte Parolen in die Presse bringen.

Die Regel lautet, dass das Sommerloch-Thema nach ein paar Wochen wieder verschwindet und niemand verletzt zurückbleiben wird. In diesem Jahr war es aber anders. Ja, das Thema wird wieder verschwinden. Das Urteil war so unbedeutend, dass man in Deutschland natürlich weiterhin Beschneidungen vornehmen kann und in einigen Wochen wird der Bundestag ein Gesetz verabschieden und alles wird perfekt geregelt sein. Aber für uns Juden hat sich etwas geändert. Die Verletzungen der letzten Wochen haben Spuren hinterlassen. Wenn der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland sagt, dass „Jüdisches Leben in Deutschland nicht mehr möglich“ sei, dann hat er vielleicht in der Hitze der Debatte übertrieben, aber dass er alleine zu solchen Worten greifen musste, zeigt, wie schwierig es bis heute ist, jüdisches Leben in Deutschland zu gestalten und wie stark alte Vorurteile gegenüber uns Juden bis heute vorhanden sind. Die Debatte um die Beschneidung hat alte Wunden neu aufgerissen und ich verstehe, dass viele Jüdinnen und Juden in Deutschland sehr verstört nach diesem Sommer überlegen, wie offen man noch jüdisch in Deutschland leben kann.

Im Zentrum des Tora-Abschnittes, den wir zu Rosch HaSchana lesen, steht der Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat. Die Beschneidung ist für uns Juden das andauernde Zeichen für diesen Bund. Wir Juden vertrauen seit Generationen darauf, dass Gott sein Versprechen gegenüber Abraham einhält, nämlich treu an unserer Seite zu stehen und wir Juden halten unseren Teil, in dem wir den Bund an unsere Kinder weitergeben. Wir geben unser Wissen weiter, so wie auch unsere Traditionen.

Ich weiß, dass nicht jeder männliche Jude beschnitten ist, und dass wir Juden natürlich darüber streiten sollten, ob wir eine Beschneidung der Vorhaut überhaupt noch für zeitgemäß halten. Als liberale Juden sollten wir sogar darüber diskutieren, denn jedes Gebot aus unserer Tradition sollte von jeder Generation neu diskutiert werden. Aber diese Diskussion müssen WIR führen. Wir sollten sie unabhängig von politischen Überlegungen führen, unabhängig von Ratgebern, die nicht verstehen, dass der Bund zwischen Gott und uns Juden eine Dimension hat, die über Gesetzestexte hinausgeht. Etwas, das so schwer zu beschreiben ist, wie Liebe oder Trauer. Unser Bund mit Gott ist so einmalig und unbeschreiblich, wie das Leben selbst.

Rosch HaSchana ist in der jüdischen Tradition der Geburtstag der Welt. Das wir uns gerade heute an die Erschaffung der Welt erinnern sollen, ist für mich kein Zufall. Es ist etwas Großartiges und etwas, das wir Menschen nicht einfach als etwas Selbstverständliches hinnehmen sollten. Genauso wenig wie den Bund zwischen Gott und uns Juden. Dass andere diese Besonderheit nicht wahrnehmen und ein Zeichen für diesen Bund, die Beschneidung, als etwas Barbarisches hinstellen, sollte uns nicht davon abhalten, trotzdem diesen Bund zu bewahren. Als Juden wissen wir, spätestens seit diesem Sommer, dass jüdisches Leben auch jetzt noch verteidigt werden muss. Wir wissen, dass Beschneidungen seit Generationen verantwortungsbewusst durchgeführt werden und wir unsere Kinder nicht verstümmeln. Eltern, die sich dafür entscheiden, an dieser Tradition festzuhalten, sollten die Möglichkeit dazu haben und wir alle sollten fest zu ihnen stehen. Womöglich sind wir nämlich die einzigen, die das tun werden.

Unsere Synagoge in Hameln, unsere Gemeinde, steht dafür, ein offenes Haus zu sein. Beiteinu, unser Haus ist offen für alle, die mit uns in den Dialog treten wollen, auch über die schwierigsten Fragen. An der Debatte in diesem Sommer hat mich gestört, dass es kein Dialog war, dass es wie gesagt eher ein „Wir“ und „Die“ war. Ich hoffe sehr und wünsche mir, dass diese unschöne Episode so schnell verschwindet, wie alle anderen Sommerloch-Themen und, dass das Miteinander, das hier in Hameln vorgelebt wird, wieder zur Normalität in Deutschland wird.

Und auch das sollten wir an diesem Rosch Ha Schana nicht vergessen: Gott hat die Welt nicht nur für uns Juden, oder für Muslime oder Christen erschaffen, sondern für alle Menschen, so wie Gott auch einen Bund mit allen Menschen geschlossen hat. Möge dies als Botschaft von diesem Rosch Ha Schana ausgehen. Möge das kommende Jahr für alle ein friedliches Jahr und ein Jahr des gegenseitigen Respektes werden.

Schana Tova

Tora Lesungen bis Schawuot in liberalen Gemeinden(5772)

Chaverim,

ich melde mich aus meiner Blog-Schlafpause, um Euch auf eine Besonderheit hinzuweisen, die momentan für die Tora-Lesungen in den liberalen Gemeinden gilt. Die nächsten Wochen (bis zum 19. Mai) sind die Tora-Lesungen in den Liberalen Gemeinden und in Israel andere, als in den traditionellen Gemeinden der Diaspora. Dies liegt daran, dass es in den liberalen Gemeinden, wie in Israel auch, kein 8 Pessachtag (Doppelung des 7. Tag Pessach) gefeiert wird, sondern Pessach am kommenden Freitag endet. Daher wird in israelischen und liberalen Gemeinden die normale Toralesung mit dem Abschnitt “Sch’mini” fortgesetzt. Erst zur BaMidbar sind die Lesungen wieder identisch (da der Wochenabschnitt “Bahar – Bechukotai” auf zwei Schabbatot aufgeteilt wird).

Damit ergeben sich für die kommenden Wochen folgende Lesungen :

Datum Abschnitt Haftarah* Traditionelle G.
14. April Sch’mini 2 Sam 6.1-7.17 8. Tg. Pessach
21. April Tasria-Mezora 2 Kön 7.3-20 Sch’mini
28. April Achare Mot-Kedoschim Amos 9.7-15 Tasria-Mezora
5. Mai Emor Ezechiel 44.15-31 Achare Mot-Kedoschim
12. Mai BaHar Jer 32.6-27 Emor
19. Mai BeChukotai Jer 16.19-17.14 BeHar-Bechukotai
26. Mai BaMidbar Hos 2.1-22 BaMidbar

* Haftarot nach Plaut

Einige liberale Gemeinden folgen aber der traditionellen Lesung für die Diaspora, daher empfehe ich, dass Ihr gezielt Eure Rabbiner fragt, was der Minhag Eurer Gemeinde ist.
Liebe Grüße

Moadim le Simcha

Adrian

Ma Tovu Ohaleicha Yaakov? – Sind unsere Zelte noch so schön? Drascha zu Balak

23.7 Da begann er [Biliam] seinen Spruch und sprach: Aus Aram hat Balak mich hergeführt, von den Bergen des Ostens der König von Moab: Komm, verfluche mir Jakob! Ja, komm und verwünsche Israel!
8 Wie soll ich verfluchen, wen Gott nicht verflucht, und wie verwünschen, wen der EWIGE nicht verwünscht hat?
9 Denn vom Gipfel der Felsen sehe ich es, und von den Höhen herab schaue ich es; siehe, ein Volk, das abgesondert wohnt und sich nicht zu den Nationen rechnet.

24.2 Und Bileam erhob seine Augen und sah Israel, gelagert nach seinen Stämmen; und der Geist Gottes kam über ihn.
24.3 Und er begann seinen Spruch und sprach: Es spricht Bileam, der Sohn Beors, und es spricht der Mann mit geöffnetem Auge.
4 Es spricht, der die Worte Gottes hört, der ein Gesicht des Allmächtigen sieht, der niederfällt mit enthüllten Augen:
5 Wie schön sind deine Zelte, Jakob, deine Wohnungen, Israel!
6 Wie Täler breiten sie sich aus, wie Gärten am Strom, wie Aloebäume, die der Ewige gepflanzt hat, wie Zedern am Wasser.

9 Die, die dich segnen, sind gesegnet, und die dich verfluchen, sind verflucht!

 

מה־טבו אהליך יעקב משכנתיך ישראל׃

Ihr kennt alle diesen Satz aus unserem Wochenabschnitt.
Stellt Euch nun, für die nächsten paar Minuten, vor, der Satz würde nicht mit einem Ausrufezeichen enden, sondern mit einem Fragezeichen.

Wie schön sind Deine Zelte Jaakov?

Wie schön sind Deine Wohnstätten Israel?

–  Denkt Ihr, Biliam würde seinen Segen auch heute noch so sprechen?

– Sind  unsere Zelte noch genauso schön wie einst?

– Werden wir den Ansprüchen und Beschreibungen Biliams in den vier Segenssprüchen aus unserem Wochenabschnitt noch gerecht?

– Oder müssten die Orakel umgeschrieben werden?

– Sind wir nicht längst weiter gezogen?

– Haben wir nicht längst neue Zelte gebaut, anders und an anderen Orten?

– Wie würde Biliam uns heute sehen?

– Und was würden wir uns wünschen, wie er uns sehen soll?

Welche Zukunft soll Biliam uns, den Kindeskindern Israels, bescheinigen?

Um klarer zu werden, lasst mich die Frage noch einmal ein wenig anders formulieren:

– Wie verstehen wir unser Judentum heute?

– Was ist es, dass uns zu liberalen, progressiven Jüdinnen und Juden macht?

– Wie sehen wir uns?

– Und wie wollen wir von anderen wahrgenommen werden?

Welche Visionen haben wir für unsere Zukunft?

Siehe, ein Volk, das abgesondert wohnt und sich nicht zu den Nationen rechnet.

So beschreibt Biliam das Erscheinungsbild unserer Vorfahren in ihrer Welt. Jüdische Kommentatoren sahen durch die Jahrhunderte hinweg einen großen Vorteil in dieser Zurückgezogenheit. Sie half uns, so die Rabbinen, unsere eigene Identität zu wahren. Es bewahrte uns davor, unterzugehen. Die Abgeschiedenheit schütze unsere Unabhängigkeit.

– Sehen wir! uns noch an diesem Ort?

– Ist Abgeschiedenheit ein Modell für uns heute, im hier und jetzt?

– Ein Judentum, das getrennt von anderen Religionen ist?

– Sollen wir als Jüdinnen und Juden getrennt von allen anderen „Nationen“ leben?

– Im Städtl, im Ghetto oder Bnei Barak?

Ist es wirklich das, was wir wollen?

Ich denke nein! Ganz im Gegenteil! Als liberale Jüdinnen und Juden glauben wir an den Dialog, an die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Jung und Jüdisch in Berlin steht in einem wunderbaren Dialog mit einer muslimischen Gemeinde hier in Berlin und mit Muslimen aus ganz Deutschland. Die meisten von Euch sind Teil der jüdisch-christlichen Gesellschaften – nicht ohne Grund. In alle Synagogen laden wir Schulklassen ein, zum einander kennenlernen. Wir tragen Tag für Tag dazu bei, dass die Distanz zwischen uns und „den anderen“ kleiner und kleiner wird.

Ich bin davon überzeugt, dass wir durch diese Haltung viel Gewinnen. Mehr als wir jemals verlieren können. Die Angst der Rabbinen, dass wir unsere Identität verlieren, wenn wir unter den Völkern leben, teile ich nicht. Wir können sie stärken, weil wir durch den anderen viel mehr von uns selbst sehen können. Biliam, der Visionär, der Seher von Außerhalb konnte die Größe Israels beschreiben, während die Israeliten damit beschäftigt waren, über ihre eigene Führerschaft zu streiten und über ihre Vergangenheit nachzudenken.

In meiner Vision eines neuen Biliam-Segens spricht Biliam nicht mehr von einem Volk, dass abgesondert von den Nationen lebt, sondern er preist ein Volk, das in mitten der anderen lebt. Offen für Lob und auch für Kritik von anderen. Ein Judentum, dass nicht nur bereit ist, zu kämpfen, sondern auch selbst zu loben und zu segnen.

 Und Bileam erhob seine Augen und sah Israel, gelagert nach seinen Stämmen;

Der Ausspruch Biliams, dass die Kinder Israels Stamm für Stamm, siedeln, interpretiert der Midrasch und später der Talmud in Baba Batra 60a nicht nur als Stamm für Stamm, sondern als von einander abgewandt. Diese Abgewandheit ist nach Meinung der Rabbinen die Grundlage für Modesty, Zinut, Zurückhaltung. Ein Ausdruck von Respekt vor der Privatsphäre des anderen.

Auch diese Aussagen möchte ich mit einem Fragezeichen versehen:

– Wie stehen wir als liberale Juden dazu?

– Wie wollen wir unsere Zelte unter Klal Israel aufschlagen?

Was wird einst Biliam sagen, wenn er uns heute von seinem Hügel aus beobachtet? 

– Sieht er uns hinter hohen Mauern, die uns vor den Blicken der anderen Schützen, oder sieht er, dass wir die Mauern einreißen, um den anderen wieder sehen zu können?

– Ist es nicht so, dass wir vor lauter falschen Bescheidenheit uns selbst soweit von einander entfernt haben, dass wir den anderen nicht mehr sehen können?

-Haben wir nicht manchmal mehr negative Vorbehalte vor den anderen Strömungen im Judentum, als freundschaftliche und familiäre?

Ist es nicht manchmal so, dass die Angst, falsch verstanden zu werden, uns abhält als jüdische Gemeinschaft gegen Unterdrückung, Benachteiligung und Ungerechtigkeiten einzutreten?

– Sollte uns nicht zum Beispiel die große Armut unter den ultraorthodoxen Gemeinden genauso umtreiben, wie die Benachteiligung von progressiven Gemeinden in Israel?

– Wie Positionieren wir uns in der zunehmend Anti-Türkischen Stimmung in Deutschland?

Wir als liberale Juden sind auf einem gutem Weg. Wir schauen nicht weg und wir dürfen es auch nicht, denn es ist an der Zeit, dass wir in unseren Zelte von damals, neue Fenster und Türen einfügen. Wir müssen sehen was um uns herum passiert.

Biliams erster Segen endet damit, dass derjenige, der Israel segnet, gesegnet sein wird. In meiner Vision einer neuen Biliamsrede, werden wir als ein Volk beschrieben, dass den ersten Schritt macht. Indem wir Segen bringen, erhalten wir unseren Segen. By blessing the other, we will be blessed.

Wie Täler breiten sie sich aus, wie Gärten am Strom, wie Aloebäume, die der Ewige gepflanzt hat, wie Zedern am Wasser.

Vor kurzem wurde mir von einem orthodoxen Juden vorgeworfen, Reformjudentum sei „nur“ Ethik. Er fragte, ob wir noch Gott sehen? Wo sei die Bescheidenheit, Zinut, Zurückhaltung? Wo der Gehorsam gegenüber Gott? Wo die Rote Kuh, die wir opfern sollen, ohne zu verstehen warum?

– Ganz ehrlich? Ist das wirklich eine Anschuldigung, oder nicht doch eher ein Kompliment?

– Sagt nicht das Kleingedruckte  in unserem Partnerschaftsvertrag mit Gott, dass ethisches Denken und Handeln im Vordergrund stehen sollte?

– Ist nicht das, was wir als liberale Jüdinnen und Juden zu unserer Welt beitragen können so wichtig, dass zu viel Bescheidenheit und Zurückhaltung mehr behindern als befördern?

– Ist nicht eine Welt, die ethisches Handeln NICHT als Gottesdienst versteht, eine Welt, in der sich Menschen voneinander entfernen, anstatt aufeinander zuzugehen.

Tikkun Olam ist nicht ein Gottesersatz für uns. TikkunOlam ist unser Ausdruck unserer Liebe zu Gott und zu unserer Umwelt. Gott zu dienen endet nicht mit der Frage was wir anziehen oder wie oft wir beten. Gott zu dienen ist ein ständiger Dialog zwischen uns und dem anderen. Es endet nie und es ist selten wirklich leise.

Wir liberale Juden verstehen den prophetischen Ausspruch, ein Licht für die Völker zu sein (Jes 49.6), nicht als elitäre Aussonderung, sondern als eine Aufgabe Gerechtigkeit in diese Welt zu bringen.

Biliams Vision war noch geprägt von einer physischen Stärke, von einem Ausbreiten im Land und auf der Welt, für uns wünsche ich mir, dass unsere Ideen und Gedanken, unsere Träume von einer gerechten und besseren Welt mehr und mehr Platz finden. Und dass wir Kraft finden, sie umzusetzen und für sie einzutreten.

Um zurück zu meinen Fragen vom Anfang zu kommen:
Ja, ich bin davon überzeugt, dass Biliam unsere Zelte auch heute noch als „schön“ bezeichnen würde. Und zwar mit Ausrufezeichen!

Er würde aber den Rest seines Segens anders formulieren.
Er würde hinzufügen,

– dass unsere Zelte ein Teil dieser Welt sind,

– dass sie offene Synagogen sind,

– dass in ihnen Jugendgruppen von Netzer zu finden sind, die sich genauso für soziale Projekte engagieren, wie sie auch ihre jüdische Identität entdecken.

Er würde unsere Zelte als bunt und fröhlich beschreiben,

in denen jede und jeder ihren und seinen Platz finden kann.

Unsere Zelte sind noch nicht perfekt. Manchmal sind wir noch zu sehr abgewandt, zu sehr mit uns selbst beschäftigt. In vielen Dingen sind unsere Wasserläufe noch kleine, kleine Rinnsale. Soziales Engagement, Zedaka, ist im Herzen all’ unserer Gemeinden zu finden, aber manchmal ist das noch zu sehr ein Geheimnis. Wir dürfen ruhig ein wenig mehr offensiv damit umgehen. Wir haben als Juden in Deutschland etwas zu sagen, wir können, wollen und müssen etwas beitragen.

Ich wünsche mir eine Welt, in der Bileam uns Jüdinnen und Juden in der Mitte aller Nationen sieht. Ich wünsche mir ein großes Zelt, offen nach allen Seiten, inklusiv und lebendig. Für Juden und Nichtjuden, liberale und orthodoxe, Frauen, Kinder und Männer. Möge dies auch Gottes Wille sein.

Ken Ihi Ratzon.

Vor dem Holocaust

Fotos zum jüdischen Alltagsleben Hessen

Gestern Abend fand ich in meiner Email-Post einen Hinweis auf ein neues Web-Portal. Im Wesentlichen handelt es sich um eine kommentierte Fotosammlung. Kern der virtuellen Ausstellung sind Fotos aus dem Alltagsleben von hessischen Juden vor der Shoah, ergänzt mit Fotos aus der Verfolgungszeit und aus den Jahren danach. Vorrangiges Ziel der Website, die vom Fritz Bauer Institut (in Kooperation mit dem Pädagogische Zentrum Frankfurt und dem Jüdischen Museum in Frankfurt/M.) betrieben wird, ist die Bereitstellung von Dokumentationsmaterial für den Schulunterricht. Lehrer und Schüler sollen Bildmaterialien an die Hand bekommen, mit dem sie jüdisches Leben in Hessen vor der Shoah besser visuell erfassen können.

Als Hesse habe ich natürlich geschaut, was aus meinem Heimatort zu finden ist. Leider ist es noch sehr wenig, aber es ist ein Anfang. Man merkt, dass die Dokumentation jüdischen Lebens von rund 400 Gemeinden bisher nur teilweise erfolgen konnte. Und ich hoffe, dass durch die Website neue, weitere Fotos hinzugefügt werden können. Wie es geht, an wen man sich wenden muss, und weitere Informationen findet Ihr auf der Website:

www.vor-dem-holocaust.de

www.vor-dem-holocaust.de

Hier ein Auszug aus der Email:

Das neue Web-Portal »Vor dem Holocaust« – Fotos zum jüdischen Alltagsleben Hessen (www.vor-dem-holocaust.de) ist das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit. Es bietet Fotos zu vielfältigen Aspekten jüdischen Alltagslebens in hessischen Städten und Dörfern und erschließt sie biografisch und historisch. Die Fotos sind ein einzigartiger Fundus zur Erinnerung an eine komplexe kulturelle Lebenswelt in Hessen, die durch die nationalsozialistische Verfolgung zerstört und ausgelöscht wurde. Kein anderes Medium kann das alltägliche Zusammenleben von Juden und Nichtjuden vor der Zeit des Nationalsozialismus so anschaulich vermitteln wie diese zumeist von Laien aufgenommenen Fotografien.

Das Portal zeigt auch Fotos zur nationalsozialistischen Verfolgung und insbesondere zu den Reaktionen jüdischer Menschen in Hessen auf die nationalsozialistische Bedrohung. Schülerinnen und Schülern sind auf dieser Website unterschiedliche Möglichkeiten geboten, sich individuell anzunähern an Themenfelder wie Familie, Schule, Arbeit, religiöses Leben, NS-Verfolgung und Reaktionen auf die NS-Verfolgung.
Die Website mit ihren verschiedenen Zugängen wird in der Fortbildung vorgestellt. Möglichkeiten zur pädagogischen Nutzung werden aufgezeigt und diskutiert.

Baruch Dajan Ha Emet

Gestern habe ich die traurige Nachricht erhalten, dass Frau Professor Dr.
Francesca Yardenit Albertini als Folge ihres chronischen Leidens im Alter von 37 Jahren verstorben ist. Frau Albertini war Professorin an der Uni und ab und an mal auch ein Teil unseres Studenten-Minjans am Kolleg. Eine Lehrerin zu verlieren ist ein Schock, eine so junge Frau, die mit einer grossen Hingabe fuer die Wissenschaft machen von uns inspirieren konnte ein Verlust, den wir vielleicht erst viel Spaeter begreifen werden können.

Baruch Dayan Emet.

Weitere Informationen auf uni potsdam

Eine neue Synagoge

Am vergangenen Wochenende wurde in Hameln die neue Synagoge der Gemeinde feierlich eröffnet. Es war ein bewegender Augenblick, für mich, aber noch um einiges mehr für die rund 200 Gemeindemitglieder, die alle Anteil an diesem Erfolg, an ihrem Haus haben. Folgerichtig heißt die neue Synagoge “Beiteinu” – unser Haus.

“Die neue Synagoge ruht auf den Schultern der alten Synagoge”, so beschrieb die Gemeindevorsitzende Rachel Dohme das Fundament des Neubaus. Die Synagoge wurde exakt an der Stelle gebaut, an der bereits zwischen 1876 und 1938 die letzte Synagoge der Stadt Hameln stand. Zerstörrt durch die Naziz in der Pogromnacht und anschließend auf Kosten der damaligen Gemeinde abgerissen.

Der Neubau ist der erste Neubau einer liberalen Synagoge in Deutschland seit den Schrecken und der Vernichtung des zweiten Weltkrieges. Bad Segeberg war eine Wiederherstellung, Hannover und Bielefeld umwidmungen von Kirchen und alle anderen liberalen Gemeinden sind derzeit noch in gemieteten Räumen. Wenn ich es richtig im Kopf habe, war die Hamelner Synagoge auch der preisgünstigste Synagogenbau der letzten Jahre.

Nachfolgend weitere Bilder aus Hameln. Wer mehr zur Gemeinde erfahren möchte, dem empfehle ich einen Blick in den Gemeindenewsletter auf: JGH-REFORM.

P.S.: Ich bin das nächste Mal zu Purim in Hameln und werde dann testen, wie es ist, auf der Bimah zu stehen 🙂

Lasst uns die Feindbilder auf beiden Seiten einreissen

fast wäre der nachfolgende artikel auf grund der unscheinbaren mail, mit der er daher kam, in meinem virtuellen ablagestapel gelandet,  aber nur fast und zum glück nicht. nach einem einstieg, der nicht unbedingt einfach (für mich!) ist, findet sich ein wunderbares plädoyer für einen gemeinsamen weg aus der krise, oder zumindest für dessen anfang.

wer die folgenden zeilen liest, wird sich vielleicht denken: schöne worte, aber wenig konkretes, dem möchte ich antworten: richtig. nicht unbedingt ein realpolitisches dokument für die tagespolitik. dieses plädoyer besticht durch seine worte, die wie balsam in einem konflikt sind, der längst vergessen hat, dass menschen unter ihm leiden. vielleicht hilft es; vielleicht ist es wie der dringend benötigte notverband, direkt nach einem unfall. er heilt nicht, aber er lindert ein wenig die größten schmerzen.

durch meinen beitrag möchte ich dem plädoye ein wenig mehr zur verbreitung verhelfen, den ich glaube, dass uns die schmerzen längst sämtliche optionen zur heilung geraubt haben. möge es trotz, oder gerade wegen seiner viele diskussionswürdigen punkte, ein ausgangspunkt für weiteres nachdenken sein:

„Laßt uns die Feindbilder auf beiden Seiten einreißen“

Ein Plädoyer für Besonnenheit, Differenzierung und Dialog – Kraftanstrengung von Muslimen und Juden ist jetzt gefordert – Von Muhammad Sameer Murtaza

Ich möchte mit drei Feststellungen beginnen:
(1) Die Abriegelung des Gaza-Streifens ist ein klarer Bruch des Völkerrechts. Keine Regierung der Welt besitzt das Recht, Menschen auf Dauer einzusperren. Diese Politik wird von der internationalen Gemeinschaft nicht mehr gedeckt. Auch hat der geplante Bau von 1.600 Wohneinheiten im annektierten Ostjerusalem und der unaufhörliche Siedlungsbau im Westjordanland, der inzwischen als „natürliches Wachstum“ bezeichnet wird, Israel politisch zu einem einsamen Staat werden lassen.

(2) Weltweit empfinden Muslime Wut und Empörung über das, was ihren Glaubensgeschwistern in Palästina angetan wird. Demütigung birgt die Gefahr blinder Gewaltbereitschaft. Es gibt einen kausalen Zusammenhang zwischen den Ereignissen in Palästina und den verwerflichen weltweiten Anschlägen auf jüdische Einrichtungen wie Schulen oder Synagogen. Fatalerweise unterscheiden Muslime in der Regel nur unzureichend zwischen den Handlungen des israelischen Staates als politischem Akteur und der jüdischen Religion.

(3) Der Nahost-Konflikt hat tiefe Spuren im beiderseitigen Denken hinterlassen. Auf Seiten von Muslimen wie auch Juden sind Feindbilder entstanden, die einen Tunnelblick verleihen. Das Einsickern europäischen antisemitischen Gedankenguts in das muslimische Denken im Zuge des Palästinakonfliktes erfolgte in zwei Schritten. In der ersten Phase wurden europäische antisemitische Themen und Anklagen (z.B. durch Übersetzung antisemitischer Fälschungen wie Die Protokolle der Weisen von Zion) absorbiert. In der zweiten Phase wurden diese Themen durch islamische Ideologen wie Sayyid Qutb assimiliert, verinnerlicht und schließlich dem Islam übergestülpt. Ein gutes Beispiel hierfür ist Qutbs Schrift Ma’rakatuna ma’a l-Yahud (Unser Kampf mit den Juden). Dieser islamisch verbrämte Antisemitismus hat die gegenwärtige muslimische Sichtweise auf das Judentum stark beeinflusst.

Verschärfend kommt hinzu, dass der Zentralrat der Muslime zwar mahnt, dass der Nahost-Konflikt ein politischer sei, er jedoch von nicht wenigen Muslimen und Juden als religiöser Konflikt gesehen wird.
In den nächsten Tagen oder Wochen werden tausende Muslime auf die Straße gehen und gegen die Gaza-Blockade demonstrieren. Dies ist gut so und stellt eine legitime Kritik dar, aber mit welcher Einstellung tun wir dies und was kommt danach?

Wir sollten uns vorsehen vor einem simplen Schwarz-Weiß-Denken

Die Muslime werden im Qur’an als eine Gemeinschaft der Mitte charakterisiert. Eine solche Gemeinschaft ist eine vernunftgeleitete, die sich nicht von Emotionen überwältigen lässt, so sehr sie auch berechtigt sein mögen. Allen muslimischen Demonstranten sollte klar sein: Wir protestieren gegen die Handlungen der israelischen Regierung, die offenbar davon überzeugt ist, in einer moralischen Sonderwelt zu leben, in der sie glaubt, sich mit dem steten Hinweis auf angebliche Selbstverteidigung jedes Recht herausnehmen zu dürfen. Gleichzeitig dürfen wir jedoch nicht übersehen, dass die Hamas Raketenbeschüsse auf israelisches Gebiet duldet und diese nicht unterbindet bzw. als Vergeltungsaktionen provoziert.
Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hat es im Tagesspiegel deutlich auf den Punkt gebracht: „Unsere Trauer und unser Zorn richten sich nicht gegen das jüdische Volk, sondern gegen rechtswidrige und tödliche Handlungen der Armee.“

Unsere Alarmglocken sollten schrillen, wenn wir bei uns eine feindselige Haltung gegenüber Juden im Allgemeinen feststellen, die ihnen einen von Natur aus schlechten Charakter zuschreibt. Wenn wir solches verspüren, dann sind wir Opfer eines verführerischen antisemitischen Denkens geworden, das keinen Platz im Islam hat. Dieser Antisemitismus entwirft ein Feindbild, das sich hervorragend dazu eignet, die komplexe Wirklichkeit zu vereinfachen, um sie somit schlüssig zu machen:

• Das Feindbild entlastet: Durch das Stereotyp des international agierenden Judentums kann man diesem alle Schuld zuschieben. Alle unsere Frustrationen lassen sich gefahrlos nach außen auf einen Sündenbock projizieren. Juden werden nicht mehr als Individuen wahrgenommen, sondern als ein kollektiv handelnder Körper. Ausgeblendet wird dabei, dass auch Juden an dem Vorgehen der Regierung Netanjahus und der Siedlungsbewegung heftige Kritik üben.

• Das Feindbild eint: Wir Muslime sind uns zwar in vielem uneins, doch einig sind wir gegen einen äußeren Feind. Ein gemeinsamer Feind stärkt den Zusammenhalt. Das Judentum wird als Kollektiv wahrgenommen und ermöglicht ein Block-Denken. Ausgeblendet wird dabei, (1) dass Israel gemeinsam mit Ägypten eine Blockade über den Gaza-Streifen verhängt hat, (2) dass das religiöse Establishment der Al-Azhar-Universität sich daran wenig störte, (3) dass die Türkei, die nun als Fürsprecher der Palästinenser auftritt, zugleich durch Rüstungslieferungen an Israel ein gutes Geschäft betreibt und (4), dass die gesamte muslimische Welt sich bis heute wenig engagiert gezeigt hat, um politische Perspektiven für einen Frieden zwischen Palästinensern und Israelis zu entwerfen. Wenn es um den Friedensprozess geht, blicken die Palästinenser nicht nach Teheran oder Riad, sondern sehnsüchtig nach Washington.

• Das Feindbild polarisiert: Muslime, die ihre Stimmen gegen eine solche Simplifizierung erheben, werden ausgegrenzt. Es gilt das Prinzip Entweder-Oder. Entweder man steht auf Seiten der Muslime oder auf Seiten der Juden. Feindbilder pressen alles in ein Freund-Feind-Schema. Jedes Vorgehen des Feindes wird an den Pranger gestellt, aber die Methoden der eigenen Leute bleiben frei von jeglicher Kritik, gleichgültig wie verwerflich sie sind wie z.B. die islamwidrigen Selbstmordattentate.

• Das Feindbild aktiviert: Wir gehen auf die Straße demonstrieren, versenden Rundmails, gründen Pro-Gaza-Gruppen auf Facebook und Studivz und machen unserem Zorn Luft…, aber was dann? Spätestens zwei bis drei Wochen später nehmen wir unser geregeltes Leben wieder auf, aber die Menschen in Palästina und Israel können dies nicht. Für sie ist der Nahost-Konflikt Alltag.

Laßt uns die Feindbilder auf beiden Seiten einreißen

Was wünschen wir uns für die Menschen in Palästina? Wie lange sollen ganze Generationen von Palästinensern unter den Bedingungen einer willkürlichen Besatzungsmacht aufwachsen und leben? Frieden und Sicherheit für die Palästinenser muss aber zugleich Frieden und Sicherheit für die Israelis bedeuten. Hierzu kann jeder Jude und jeder Muslim einen Teil beitragen. Der Theologe Hans Küng hat es deutlich formuliert: Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog zwischen den Religionen ohne Grundlagenforschung in den Religionen.

Dies bedeutet eine enorme Kraftanstrengung von Muslimen und Juden: (1) Beide Seiten müssen sich vom vorherrschenden unseligen Kollektivdenken befreien. Es gibt nicht die Juden, ebenso wenig wie es die Muslime gibt. Das Judentum und der Islam sind keine monolithischen Gebilde.

(2) Beide Seiten müssen das Wir-Die-Denken aufgeben. Was uns über alle Religionen eint ist unser Menschsein. Jeder Mensch verfügt über eine Würde, die bereits mit seiner Existenz gegeben ist. Sie ist nicht Gegenstand einer Zuerkennung, sondern einer Anerkennung.

(3) Wir müssen anerkennen, dass beiden Seiten Leid widerfahren ist. Die Schoah und die Naqba haben Juden wie Palästinenser tief geprägt.

(4) Beide Seiten sollten sich auf ihren gemeinsamen Ursprung besinnen. Juden und Muslime glauben gemeinsam an denselben einen Gott, den Gott Abrahams, Ismaels und Isaaks. Dieser Glaube befreite sie aus der Knechtschaft des Polytheismus und machte sie zu einer Gemeinschaft der Gleichen unter Gott und damit zu freien Menschen unter Gott. Juden und Muslime bilden jeweils theozentrische Gemeinschaften. Gemeinsam bilden sie eine abrahamitische, gottgläubige Gemeinschaft.

(5) Beide Seiten müssen sich an die Zeit vor dem Nahost-Konflikt erinnern. Es gab niemals eine „ewige Feindschaft“ zwischen Juden und Muslimen, wie uns Extremisten auf beiden Seiten dies glauben machen wollen. Die Juden sahen seit jeher die Muslime, mit Verweis auf den Bund Noahs, als Fromme unter den Weltvölkern an, die ihren Platz in der göttlichen Weltordnung haben, auch wenn sie keine Juden sind. Die Muslime betrachteten die Juden stets als Leute der Schrift, die unter Schutz der Muslime standen. In der Geschichte des Islam haben Juden zehn Jahrhunderte lang unter islamischer Herrschaft gelebt. Auch in dieser Geschichte gab es Diskriminierung, aber es gibt keine Parallelen zu den Verfolgungen und den Pogromen in Europa oder dem Holocaust. Im Gegenteil, wer sich in die Geschichte der Juden und der Muslime vertieft, findet eine Geschichte der gegenseitigen intellektuellen Befruchtung vor.

(6) In beiden Religionen ist Gerechtigkeit zentral. Für Juden und Muslime ist Gerechtigkeit kein abstrakter Begriff, sondern ein Verhaltensbegriff. Gerechtigkeit ist etwas, dass realistisch durch Tun erreicht werden kann. Dies eröffnet den Weg, völker- und religionsübergreifend nach einem gemeinsamen Ethos zu suchen, um dem Frieden einen Schritt näher zu kommen.

Es ist schon verwunderlich, dass es nach dem Gaza-Krieg nicht zu einer Zusammenarbeit von Juden und Muslimen gekommen ist. Initiativen wie die Stiftung Weltethos (http://www.weltethos.org), JuMuDia (Jüdisch-Muslimischer Dialog; http://jumudia.wordpress.com), das Projekt „Gemeinsames Kernethos von Judentum und Islam“ des Arbeitskreises Eine Menschheit (www.eine-menschheit.de) oder die Bemühungen des Vereins Jung und Jüdisch (http://www.jungundjuedisch.de/) für einen Dialog zwischen Juden und Muslimen bleiben exotisch.

Was bleibt von dieser Krise? Kehren wir nach ein paar Wochen Wut zu unserem Alltag zurück oder beginnen wir produktiv für den Frieden zu arbeiten? Dies wäre wahrhaft gelebte Solidarität mit den Palästinensern. Gelingen kann dies nur, wenn Juden und Muslime Kooperationsgemeinschaften gründen oder bereits bestehende Friedensprojekte unterstützen. Es gilt das Motto: Lokal handeln, global denken. Kooperationsgemeinschaften sind globale Akteure, denn sie setzen grenzüberschreitend Zeichen für den Frieden. Wie erfolgreich diese Bemühungen sein werden, wird die Zeit zeigen. Doch eines ist jetzt schon klar, wo miteinander gesprochen wird, schweigen die Waffen, wo nach dem Gemeinsamen gesucht wird, da wird nicht ausgeschlossen, wer Dialog führt, der beweist die Stärke, den Dialog auszuhalten.

Muhammad Sameer Murtaza ist Islamwissenschaftler, Mitbegründer des Arbeitskreises Eine Menschheit und externer Mitarbeiter der Stiftung Weltethos. Mit der Vortragsreihe „Gemeinsames Kernethos von Judentum und Islam“ setzt er sich für ein besseres Verständnis zwischen den beiden Religionen ein.

absender der email ist http://eine-menschheit.de/

(ich denke, diese mail beantwortet einige diskussionen die zu meinen anderen beiträgen gerade stattfinden. um dem grundtenor dieses beitrages nachzukommen, möchte ich vorerst die diskussionen nicht fortführen. ich brauche zeit zum nachdenken.)

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