Liebe Freunde,
In wenigen Tagen, am 9. Av, erinnern wir an die Zerstörung unserer beiden antiken Tempel. Einer der Gründe, den das klassische Judentum für die Zerstörung benennt, war die Avera, die Sünde, Sinat Chinam, der Streit, der Hass und die Spaltung innerhalb des damaligen Judentums. Vor wenigen Tagen, am 1. Av, gab es zwei Vorfälle, die unsere Sorge um die Einheit des Judentums, weiter wachsen lässt:
1. Der Gesetzesentwurf (Rotem-Gesetz), der die Anerkennung von Übertritten in des Judentum alleine in die Hände des ultra-orthodoxen Oberrabbinates verschieben soll, und damit vielen liberalen, nicht orthodoxen Juden eine Aliya nach Israel unmöglich machen wird, hat einen weiteren Schritt zur Gesetzeskraft erlangt. Wenn wir das Gesetzesvorhaben nicht stoppen können, befürchten wir eine Spaltung des Judentums. Ultra-Orthodoxe Juden werden versuchen die Vielfallt jüdischen Lebens weiter zu zerstören. Gerade in einer Zeit, in der Israel gegen viele Kämpfen muss, die die Existenz des Staates in Frage stellen, ist es fatal und ein falsches Signal, so viele Jüdinnen und Juden weltweit zu de-legitimieren.
2. Trauriger Weise passierte dieser Vorgang zeitgleich mit der Verhaftung von Anat Hoffmann (Direktorin des Israel Religious Action Center und Gründerin der „Women of the Wall) für das Tragen einer Torah-Rolle von der Kotel zum Robinson Arch.
arzenu, Masorti Deutschland, Meretz Deutschland, Mercaz und die Union progressiver Juden in Deutschland, haben gemeinsam einen Aufruf verfasst, in dem wir unsere Sorgen und Bedenken zum Ausdruck bringen. Der Gesetzentwurf verleiht einer Minderheit das Recht darüber zu bestimmen, wer jüdisch ist, und damit Bürger des Landes werden kann. Der Staat wird zu einem Geisel der Ultraorthodoxie. In der jüdischen Geschichte gab es niemals eine vergleichbare Machtkonzentrierung. Und es sollte sie auch niemals geben. Die jüdische Stärke liegt in ihrer Vielfallt und Pluralität.
Bitte unterstützt uns in unserem Protest gegen diese traurige Entwicklung:
– Verteilt bitte diesen Aufruf an Eure Mitglieder, Freunde und Unterstützer und bittet darum, dass sie sich dem Protest anschließen.
– Gemeinsam mit unseren Schwester- und Partnerorganisationen in Israel und Weltweit, appellieren wir an die Israelische Regierung, ihr Gesetzesvorhaben zu stoppen. Wir wollen der Regierung Netanyahu verdeutlichen, dass bei einem solch wichtigen Gesetzesvorhaben, Vertreterinnen und Vertreter des Diasporajudentums und aller Strömungen gehört werden müssen. Schließt Euch bitte mit eigenen Aktionen an.
– Und wir glauben, dass jede Stimme, die die Regierung in den nächsten Tagen erreichen wird, ein wichtiger Beitrag hierzu ist. In der Anlage zu dem Brief befindet sich ein Musterbrief an den israelischen Botschafter in Deutschland und an den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Jeder Brief, jedes Fax, welcher/welches den Ministerpräsidenten und den Botschafter erreicht, kann ausschlaggebend sein.
Wir lernen aus dem Talmud, dass Tisha be Av (der 9. Av) einst ein fröhlicher Tag war und in der messianischen Zeit auch wieder sein wird. Wir können unseren Beitrag dazu leisten, dem Ziel einer friedlicheren Welt näher zu kommen, in dem wir uns gegen Hass, Ausgrenzung und Spaltung stellen.
Im Namen von arzenu, Masorti Deutschland, Meretz Deutschland, Mercaz und der Union progressiver Juden in Deutschland bedanke ich mich bereits im Voraus für Eure Unterstützung
Adrian Michael Schell
Anschreiben zum Gesetzesvorhaben -Anerkennung von Konversionen in Israel-
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