תְּרוּמָה Teruma, Ex. 25:1 – 27:19

Nachfolgend meine D’rascha zum Wochenabschnit Teruma: 

Chaverim, liebe Gäste, Дорогие друзья,
an diesem Shabbat lesen eigentlich alle jüdischen Gemeinden auf der Welt denselben Abschnitt aus der Torah. Er heißt Teruma, was auf Deutsch „Steuer oder Abgabe“ bedeutet und ein Teil aus dem Buch Exodus ist. In dem Abschnitt den wir lesen erhält Mosche von G’tt eine genaue Beschreibung zur Errichtung eines Stiftzeltes und seiner Einrichtung.

Errichtet werden soll das Zelt durch freiwillige Spenden alle Israeliten („nach seinem Herzen“). Für den Bau des Zeltes wird Gold, Silber, Kupfer und verschiedene Stoffe benötigt, Holz und vieles mehr, darunter sicher auch viel Arbeitskraft und Zeit.

Die Anweisungen an Mosche sind sehr genau, fast wie eine Bauzeichnung. Wenn wir den Text lesen, können wir uns eigentlich gut vorstellen, wie das Zelt ausgesehen haben muss, da selbst beschrieben wird, wo genau der Leuchter zu stehen hat, der Altar, die Bundeslade. Wir lesen sogar, welche Farben die Teppiche und Vorhänge haben müssen. Überlegt einmal. Wir müssen uns eine Zeltstadt vorstellen, von Nomaden. Und in der Mitte dieser Stadt stand dieses Zelt. Farbenfroh und Prächtig. Aber trotzdem noch beweglich. Die Anweisungen von G’tt beinhalten nämlich auch Hinweise, wie das ganze von einem Ort zum nächsten mitgenommen werden konnte.

Aber, was ist genau das Stiftzelt? In der Torah gibt es verschiedene Namen für das Zelt: MIKDASCH = Heiligtum. MISCHKAN, was Wohnung bedeutet, OHEL = Zelt, OHEL MOED = Zelt der Begegnung, OHEL EDUT = Zelt des Zeugnisses und MISCHKAN HA EDUT = Wohnung des Zeugnisses.

All die hebräischen Namen können uns eine kleine Idee von dem geben, wofür dieses Zelt gedacht war: Heiligtum, da es der Ort war, an dem der Altar stand, an dem der G’ttesdienst stattfand. Wohnung – es gibt eine Vorstellung, dass dieses Zelt, wie später der Tempel ein Ort war, an dem G’tt präsent war, also wohnte. Begegnungszelt, weil es der Ort war, an dem Mosche während der weiteren Wanderung durch die Wüste mit G’tt sprach, ihm also begegnete. In dem Zelt wurden die Tafeln mit dem Dekalog, den „10 Geboten“ aufgehoben, die ein direktes Zeugnis von dem Bund der Juden mit G’tt waren. Daher Zelt oder Wohnung der Zeugnisse.

In dem Wochenabschnitt heißt es zu beginn: ” וְעָשׂוּ לִי, מִקְדָּשׁ; וְשָׁכַנְתִּי, בְּתוֹכָם Ve-assu li mikdasch, ve schachanti be-toch‘am – Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich zwischen/in ihnen präsent/anwesend sein kann”. Was bedeuten diese Worte wirklich? Haben wir nicht alle gelernt, dass G’tt keinen Körper hat, also warum braucht er dann einen bestimmten Ort, an dem er wohnen kann, braucht die Gegenwart G’ttes (Schechina) ein Heiligtum? Sind Heilige Orte notwendig, um G’tt anzubeten?

Die jüdische Tradition lehrt uns, dass wir G’tt auf verschiedenen Wegen erfahren können, wir können G’tt in der Einzigartigkeit der Natur erkennen, in der Liebe und Freundschaft zu anderen Menschen, in Ritualen, Gebeten und Feiern eines G’ttesdienstes, oder in unserer Arbeit, die für Gerechtigkeit, Wohltätigkeit und Frieden steht. Es gibt nicht nur einen „Ort“ für G’tt. Oder umgekehrt, wie der große Rabbiner Sa’adia ben Joseph Ha Ga‘on sagte: „Es gibt keinen Ort ohne G’tt“.

Wenn dem also so ist, dann brauchen wir doch kein Heiligtum, oder Synagogen?
Schon die frühen Rabbiner sagten, dass das stimmt. Aus der Sicht G’ttes. G’tt braucht keine Wohnung, aber wir Menschen brauchen einen besonderen Ort, an dem wir uns ganz auf G’tt konzentrieren können, an dem wir Menschen die Ruhe finden mit G’tt beten zu können. Und wir brauchen diese Orte, um andere Menschen treffen zu können. Menschen, die auch an G’tt glauben, andere Juden.

Judentum ist keine Religion, die man alleine leben kann. Wir brauchen die Gemeinschaft um G’ttesdienste feiern zu können, um lachen und weinen zu können, um miteinander reden und lernen zu können. Aus diesem Grund kommen wir hier zusammen und zünden nicht einfach nur die Shabbatkerzen zu Hause an und deshalb ist es so wichtig, dass wir jede Woche versuchen einen Minjan, also eine Gruppe von mindestens 10 jüdischen Menschen zusammen zu bekommen.

Dieses Zelt in der Mitte der Israeliten war aber nicht nur ein Ort der Zusammenkunft, es war auch etwas, wie eine Verbindung zwischen allen Menschen in diesem Lager. Wie ein Herz, dass alles mit Blut versorgte. Heute haben wir kein Stiftszelt mehr, kein zentrales Heiligtum in unserer Mitte, aber wir haben unsere Synagogen, unsere Versammlungsorte. Und wir haben noch etwas, dass uns mit allen Juden auf der Welt verbindet. Wir lesen an diesem Shabbat, wie an allen anderen Shabbatot auch, gemeinsam ein Stück aus unserer Torah. In dieser Woche den Abschnitt Teruma.

Shabbat Shalom

2 Comments

  1. Yankel Moishe

    > Errichtet werden soll das Zelt
    > durch freiwillige Spenden

    … aber der Betrieb wurde durch Steuern
    finanziert!

    Eigentlich hat sich bis heute nichts geändert:
    Wenn es darum geht, den Bau einer neuen
    Synagoge oder Jeschiwah zu finanzieren
    (und dafür eine gewidmete Messingplatte
    und Erwähnung in einer Dankesrede
    o. ä. zu ertattern ), werden die Taschen
    aufgemacht.

    Aber für den weniger spektakulären Betrieb
    die längerfristige Finanzierung zu sichern,
    ist viel schwieriger.
    (obiges basierend auf einem Wort von Moische Feinstein SZ”L)

    Im Bezug auf Deutschland heute:
    Es werden laufend neue Synagogen eröffnet.
    Aber es gibt nicht genug Geld für Rabbiner,
    Lehrer usw
    Wozu Synagogen, wenn kaum jemand
    so richtig weiß, was man damit macht?

    Grüße und gut Woch

    YM

  2. Adi

    Damit hast Du einen wichtigen Punkt angesprochen. Ich habe leider auch schon Gemeinden in der Vergagenheit erlebt, die zwar Pläne für eine Synagoge hatten, aber noch keine Siddurim, geschweige denn, eine Torah-Rolle.

    Ein eigenes Gebäude bringt viel und ich weiß, wie sehr eine Gemeinde behindert ist, wenn sie nicht frei über Räume verfügen kann (z.B. weil sie nur Untermieter ist und eventuell nur zwei Tage die Woche die Räume nutzen kann), aber ich glaube, dass es nicht immer gleich ein ganzes Gebäude sein muss.

    Wenn, und das ist eine der wenigen pessimistischen Betrachtungen auf meine späteren Berufsaussichten, sind es überschuldete Gemeinden, die mir den Einstieg ins berufliche Rabbinerleben erschweren werden. Aber ich bin Optimist …

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