Category: Jüdisches (Page 1 of 13)

On Rosh Hashanah we affirm that we can change.

Friends,

This is an incredibly special time of the year.  In a few weeks we will celebrate, separated but still together, the High Holy Days; Rosh HaShanah, Yom Kippur, then Sukkot and Simchat Torah. With all the uncertainties that surround us these days, the High Holy Days will be very different this year.  But what remains constant is the ability of Bet David to enter the High Holy Days on a path toward forgiveness, repentance, reflection, and renewal. We have worked hard and thoughtfully to ensure that these spiritual themes and prayerful experiences, as much you seek them, find their way to you.

The Torah declares:

“Surely, this instruction which I enjoin upon you this day is not too baffling for you, nor is it beyond reach. It is not in the heavens, that you should say, ‘Who among us can go up to the heavens and get it for us and impart it to us, that we may observe it?’ Neither is it beyond the sea, that you should say, ‘Who among us can cross to the other side of the sea and get it for us and impart it to us, that we may observe it?’ No, the thing is very close to you, in your mouth and in your heart, to observe it.” (Nitzavim, Dtn. 30)

On Rosh Hashanah we affirm that we can change. We proclaim that we can fix our mistakes and mend our ways. We believe that human beings are capable of repentance and change. Change however comes with difficulty. We know that we all have a tendency to resist it. This is part of our human nature. Everyone wants to hold on to the past and their image of the past. However, when we attempt to hold on to such imaginings, we never serve the future. We find ourselves alone and comforted only by memories. Thus, change is necessary. It is required for our society. It is required for our people. It is required in our personal lives. We must regularly reinvent ourselves.

On Rosh Hashanah, we celebrate our ability to change. We dip the apples into honey and say, “May it be Your will, Adonai our God and God of our ancestors, to renew this year for us with sweetness and happiness.” The Hebrew word for renew is chadesh. We make new. We make the old new. We are never trapped in our old ways. Our lives are not predestined. Our choices are not predetermined.

Too often we feel that our lives are beyond our control. The past six months have proven that there are things that we cannot determine. Our health is not entirely in our own hands. Often, other people’s choices affect us and direct our lives in uncharted territories. Yet our choices remain in our own hands. This is what we can change. And this is what we mark on Rosh Hashanah.

For Chayim and me these High Holy Days will be a time of a huge transition, moving from Johannesburg to the UK. The beginning of 5781 will also be the end for us of six wonderful years at Bet David. It is a time to say goodbye, but also to embrace the change that will be happening. I know that Bet David is in good hands and that you will continue to go from strength to strength.

Chayim joins me in wishing all of you and your families a blessed New Year filled with love, peace, joy, health, prosperity and Yiddishkeit.

May you be inscribed and sealed for a good new year.

Rabbi Adrian M Schell

Shabbat Shekalim

Shabbat Shekalim (“Sabbath [of] shekels”) takes place on the Shabbat before the 1st of the Hebrew calendar month of Adar, and is one of the four 4 special Shabbatot surrounding Purim and Passover to help us prepare physically and spiritually for those holidays. Traditionally every adult Jew was requested to contribute a half of a Biblical shekel for the upkeep of the Tabernacle. This tax was due by the 1st of Nisan, meaning in a month from now. In later times – as we can understand it from our Haftarah – the donation was used for maintenance of the temple. Today we can understand it as a contribution to the infrastructure of a community. The building and maintenance of a Synagogue for example. As the Israelites contributed to the building of the Mishkan, the tabernacle, we are still today asked to support our communities.

But we shouldn’t make the mistake to understand it only as a donation of money. This is one way of support, but Silver and Gold are only placeholder/symbols for other things we can give. It can be a cake for a Bracha, help when something needs to be prepared or done in the Synagogue or the visit of people who are sick. Sometimes, “just coming to the prayer services” can be a big contribution. Today, I think, the giving of TIME is one of the most valuable offerings we can give to our community.
Thank you all. – Rabbi Adrian M Schell

Parashat Balak: Der beschädigte Gott

Wenn man sich das Ende des Wochenabschnitt für diese Woche anschaut (Balak – Num 22,2-25,9), könnte man meinen, dass man über das Ende des israelitischen Volkes liest. Im Lager der Israeliten herrscht Chaos, das große Projekt, ein neues Volk aus Sklaven zu bilden, scheint zu scheitern. Wir werden Zeugen eines sehr dramatischen Moments während der Wüstenwanderung.
Schauen wir uns doch einmal die Situation genauer an.

Die 40jährige Wüstenwanderung ging ihrem Ende zu. Von der ersten Generation, also denjenigen, die einst Sklaven waren, lebte nur noch eine Hand voll, das Volk war müde von der Wanderung, Mosche war längst kein dynamischer Anführer mehr und die vor 40 Jahren eingeführten Rituale und Gebote scheinen, wie Mosche auch, an Autorität verloren zu haben. Gleichzeitig war das Volk mit den ersten Kriegen im Rahmen der Landnahme konfrontiert. Nach dem Krieg gegen die Emori war eine Auseinandersetzung mit Moav unausweichlich.

Es geschah, was häufig in solchen Situationen passiert: Die Situation geriet außer Kontrolle. Nach dem Segen Bileams über die Israeliten spricht alles dafür, dass die Herrschaft von Gott zerbrochen war. Es war der Prophet eines fremden Gottes, der Israel in direkter Konfrontation mit dem Feind Moav segnete, nicht einer von Gottes Priestern, nicht Mosche oder Elazar. Die Israeliten konnten nicht wissen, dass Gott selbst Bileam die Segensworte in den Mund gelegt hatte. Es scheint mir fast logisch, dass Zimri, einer der Prinzen Israels, sich wie alle anderen Israeliten von Gott abwandte und den Ba’al Peor anbetete. Die Regeln, Gebote und Verbote der Torah hatten nach 40 Jahren in der Wüste ihre Gültigkeit verloren und waren damit irgendwie auch zu einer Qual für die Menschen geworden.

Die direkte Folge war, dass die Ordnung im Lager zusammen brach – die Tora, die Gebote und Verbote sollten das Zusammenleben organisieren, ohne sie, herrschte jetzt nur noch die Willkür. Dass Gott nicht sehr glücklich mit dieser Entwicklung war, können wir uns sehr gut vorstellen. Sein Projekt, all seine Mühen schienen zu scheitern. Mehr noch, er erkannte, dass die Kinder Israels auch nach so vielen Jahren immer noch ohne Vertrauen in ihn waren, sonst hätten sie gewusst, dass er es war, der sie segnen ließ, und kein fremder Gott. Die Schilderung in der Tora beschreibt sehr eindrücklich, wie groß die Enttäuschung Gottes gewesen sein muss: Er schlug die Israeliten mit einer großen Plage und ließ in seiner Zornesglut die Israeliten zu Tausenden an einer Seuche sterben.

Blicken wir noch weiter zurück. Im Wochenabschnitt „Ki Tissa“ sind wir schon einmal Zeugen einer vergleichbaren Situation geworden. Damals weilte Mosche noch auf dem Berg Sinai, während die Israeliten um das Goldene Kalb tanzten. Damals wie heute reagierte Gott zornig und eifersüchtig. Es gab aber einen markanten Unterschied: Damals reagiert Mosche auf die Ereignisse. Er stellt sich vor Gott und Kämpft gegen die Vernichtung des Volkes und vor allem für die Ehre Gottes:

„Warum sollen die Mizraijm sprechen: Zum Unglück hat er sie herausgeführt, sie zu erschlagen auf dem Bergen … Kehre um von deiner Zornesglut und bedenke dich wegen des Unheils über Dein Volk“ (Ex 32.12f)

Und diesmal? Was macht Mosche jetzt? Mein Eindruck ist, dass er aufgegeben hatte. Er versucht nicht mehr Gott zu stoppen. Er wird zu einem passiven Beobachter und sogar Henker. Ich muss zugeben, ich war enttäuscht von seiner Reaktion.

Sollte die Geschichte vom Auszug aus Ägypten tatsächlich so enden? Sollte Israel so kurz vor dem Einzug ins versprochene Land verschwinden? Vernichtet von einer Seuche bzw. komplett assimiliert im Volk der Moabiter?

Wenn Ihr mich fragt, ich glaube, dass diese Katastrophe fast Wirklichkeit geworden wäre, hätte Pinchas nicht eingegriffen. Auf dem Höhepunkt der Entweihung des Bundes mit dem Ewigen, dem Augenblick als Zimri, der Prinz aus Israel, mit Kosbi, der moabitischen Fürstentochter, im Zelt verschwanden (einigen Kommentatoren zufolge handelte es sich hierbei um das Stiftszelt) um einen neuen Bund zwischen Israel und Moav und damit mit dem Ba’al Peor, durch die körperliche Vereinigung zu besiegeln, sehen wir Pinchas die beiden töten. Diese dramatische Handlung bringt die Wende.
Erstaunlicherweise endete unser Wochenabschnitt genau auf diesem dramatischen Höhepunkt – mit einem Blick auf die 24.000 Toten. Wir alle haben gelernt, dass man eine Toralesung nicht mit etwas negativen beenden soll, aber trotzdem finden wir genau hier einen solchen Schluss.

Es ist wie ein Innehalten, Nachdenken über das, was gerade geschehen ist. Eine Atempause für uns und für Gott.

Zu Beginn des Wochenabschnittes für die nächste Woche lesen wir:

„Pinchas, Sohn Elazars … hat meinen Grimm abgewendet von den Kindern Israels, indem er eiferte an meiner Statt unter ihnen, dass ich nicht auftrieb die Kinder Israel in meinem Eifer (Num 25.11)“

Pinchas konnte nicht wie Mosche direkt mit Gott sprechen um ihn in seiner Wut zu stoppen, aber durch sein – zugegebener Maßen – extremes Handeln, konnte er Gott doch erreichen.
Ich will die Tat Pinchas nicht gut heißen, ich frage mich aber selbst, wie wir Situationen, in denen alles außer Kontrolle gerät, wieder in geordnete Bahnen zurück lenken können. Wie stoppen wir jemanden, der wie wild um sich schlägt? Oder auf unsere Gemeindesituation übertragen, wie verhindern wir, dass ein Moment so aus dem Ruder läuft, dass der Name Gottes beschädigt werden könnte?
Pinchas ist für mich nicht vergleichbar mit den Extremisten, die heute im Namen Gottes töten. Er hat genau das Gegenteil aufgezeigt. Töten aus Eifer beschädigt den Namen Gottes und bringt weiteres Töten mit sich. Die Handlung Pinchas war wie eine Ohrfeige für das Volk und für Gott, oder ein lautes auf den Tisch schlagen. Die Reaktion Gottes darauf zeigt, dass es sich dabei nur um eine einmalige, extreme Handlung handeln durfte und dass wir in solch einer Situation den Frieden suchen müssen. Pinchas wird nicht zum neuen Anführer der Israeliten, oder zu einem Krieger: Gewalt ist nicht die Lösung. Durch den Friedensbund den Gott am Anfang der nächsten Parascha mit Pinchas schließt, bindet Gott Pinchas an sich und an das Volk Israel. Der Extremist wird als Priester zum Vermittler zwischen ihnen und Gott.

Für uns bedeutet es, dass wir extreme Situationen und Positionen wahrnehmen müssen, auch wenn sie uns unangenehm sind. Wir müssen ihnen entschieden entgegentreten, aber gleichzeitig müssen wir auch lernen sie einzubinden. Manchmal muss man doch den Bock zum Gärtner machen. Schalom bedeutet eben mehr als nur Frieden.

Shabbat Shalom

Bechukotai and LagBaOmer

The torah portion for this Shabbat is Bechukotai (Lev. 26.3-27.34):

God promises that if Israel will keep the commandments, they will enjoy material prosperity and dwell secure in their homeland. But God also delivers a harsh warning of the exile, persecution and other evils that will befall them if they abandon their covenant with the Eternal. Nevertheless,

Yet, even then, when they are in the land of their enemies, I will not cast them away; nor will I ever abhor them, to destroy them and to break My covenant with them; for I am the Eternal their God. (Lev 26.44)

This torah portion opens many questions for us, especially how we could understand the biblical idea of punishment and blessings, and how we should understand it today. What we can learn from the description is a better understanding of a messianic time: A time full of blessings – a world in balance. A world where we get enough for what we worked for. A world without shortage of food, and a world where God is in our midst and men walk free and erected. I can find comfort in these lines, because the vision of a messianic age doesn’t appear unreachable to me. This messianic world is not restricted to some gods or supermen residing on the top of a mountain or on the other side of the sea. It is in our hands to start the process, and to fulfill the visions of the torah and the prophets.

***

On Sunday we will mark the 33rd day of the counting of the Omer which commenced on the second night of Pesach and will conclude on the 49th day with the festival of Shavuot. The 33rd day is Lag B’omer; the day that tradition holds as a marker in this counting cycle due to the purported lifting of a plague amongst the disciples of Rabbi Akiva in the 2nd century.

Rabbi Michael Shire wrote the following explanation I’d like to share with you:

So the 33rd day is a stop in the on-going counting much like the momentary pause of an old clock as it reaches 12 and prepares to go round again. On our journey from Pesach to Shavuot, from Egypt to Sinai, from slavery to freedom we symbolically walk away from the things that oppress us and towards release of harmful habits, destructive behaviours, self-defeat or our own oppressions. … Peter Senge, the management guru, in his book ‘Presence’ indicates that in order to “let go”, we have to look back and pause on what we have learned from our past experiences. By pausing, we come into a state of ‘presence’ and in that state, we allow something else to “let come”. New insights, new hopes, new ambitions and a new way of looking at the reality around us can be part of this process. …
Counting of the Omer may seem one of those strange anachronistic Jewish folkways but it may just be another way to understand ourselves and our journeys through life arriving at Shavuot in order to let Torah come to us in a new and inspired way.

Schabbat Zav: Es liegt buchstäblich in unseren Händen

Der Wochenabschnitt in dieser Woche ist inhaltlich eine Fortsetzung des letzten Wochenabschnitts. Er führt die Anleitungen zu den Opfern fort und erklärt genau, welche weiteren Opferarten es gibt und wie sie dargebracht werden sollen. Am Ende folgt, nach den theoretischen Unterweisungen, der nächste wichtige Schritt, auf dem Weg zur Errichtung der neuen Gottesdienstordnung. Aaron und seine Söhne werden von Mosche „ordiniert“. In der einzigartigen Zeremonie werden die neuen Priester vor das ganze Volk gestellt und in die neuen Kleider gehüllt. Aaron erhält das Brustschild, die Krone und die URIM und TURIM – die Orakelsteine.

Der nächste Schritt ist die Salbung mit Öl. Daher kommt übrigens das Wort Meschiach – Messias. Es bedeutet salben oder im übertragenen Sinne “der Gesalbte”.

Der Wochenabschnitt erwähnt ebenfalls ein wichtige Speisevorschrift, die vielen Juden bis heute wichtig ist:

Lev 7.26 Ihr sollt auch kein Blut essen, weder vom Vieh noch von Vögeln, überall, wo ihr wohnt.
Lev 7.26 Где бы вы ни жили, не ешьте кровь ни птиц, ни животных.

Wir leiten von diesem Vers ab, dass Fleisch geschächtet werden muss, damit es „Koscher“ ist. Aber woher kommt diese besondere Aufmerksamkeit für das Blut? Die meisten Kommentatoren stimmen darüber überein, dass es zwei Gründe für das biblische Verbot gibt:

Der erste hat etwas mit der Verwendung von Blut in anderen Kulten der damaligen Zeit zu tun. In diesen Kulten wurde Blut zum Beispiel verzehrt (getrunken), da man glaubte, dass man dadurch die Kraft und Stärke der Tiere übernehmen würde und von Krankheiten geheilt werden könnte. Oftmals gab es noch eine weite Komponente, nämlich die, dass man mit den Blutopfern die Götter beruhigen bzw. bestechen wollte. Daher waren in diesen Kulten auch Menschenopfer keine Seltenheit.

Die zweite Erklärung besagt, dass das Blut der Sitz der Seele eines jeden Lebewesens ist. Während wir Menschen zwar Fleisch in bestimmten Maßen essen dürfen, bleibt das Blut tabu, weil die Seele einzig und alleine Gott gehöre.

Irgendwo zwischen den beiden Argumenten liegt die Erklärung von Nachmanides (Nachmanides war ein jüdischer Arzt, Rabbiner, Philosoph und Dichter aus Katalonien 1194-1270). Er glaubte, dass der Verzehr von tierischem Blut uns animalischer machen würde, also dass wir uns dadurch weniger menschlich und ethisch verhalten würden.

Auch wenn ich Nachmanides nicht in dem Punkt zustimmen würde, dass wir durch den Verzehr von Blut irgendwelche tierischen Eigenschaften annehmen, so sehe ich aber, dass die Vorschrift etwas mit Ethik zu tun hat und der Art, wie wir mit unserer Umwelt umgehen sollen.

Das vergießen von Blut ist oft gleichbedeutet mit dem Tod des Tieres oder eines Menschens. Wenn wir nun dem Blut von Tieren eine besondere Beachtung schenken, führen wir uns sehr eindrucksvoll vor Augen, dass wir Tiere töten, wenn wir sie verzehren wollen. Die Tora verbietet Blut zu essen, da es einen „heiligen“ Bestandteil in sich trägt, der Leben ermöglicht – die Seele –.

Das Schächten ist ein aufwendiger Vorgang. Man kann Tiere nicht in einer Nebensache töten. Auch wenn die Meisten von uns heute nicht mehr mitbekommen, wie ein Tier geschlachtet wird und viel zu häufig Fleisch, auch wenn es Koscher geschlachtet wird, noch lange nicht garantiert, dass die Tiere mit Würde behandelt wurden, können wir trotzdem aus diesem kleinen Gebot etwas für uns ableiten: Es liegt buchstäblich in unseren Händen, was wir essen. Wir können bewusst Essen einkaufen. Zum Beispiel Fleisch von kleinen Bauern, die ihre Tiere nicht in Tierfabriken großziehen. Früchte, die nicht zweimal um die Erde geflogen wurden, bis sie in unseren Supermärkten landen und andere Lebensmittel, von dem wir wissen, dass auch die einfachen Arbeiter in der Landwirtschaft ordentlich bezahlt wurden. Es gibt diese Dinge und sie sind oft nicht teurer als andere Lebensmittel. So kann jeder von uns einen Beitrag leisten und für sich selbst den alten biblischen Gesetzen eine ganz moderne Bedeutung geben.

Schabbat Schalom

Shabbat Shekalim: God has his place in our midst

This Shabbat, we are going to read the end of the second Book of the Torah, Parasha P’kudei. Because this year is a leap year in the Jewish calendar, this Shabbat is also Shabbat Sh’kalim.

Shabbat Sh’kalim is the first of four special Shabbatot in spring, guiding us towards Pessach. Therefore, a special Maftir – a final reading – from a second Torah scroll supplements the traditional reading of the Torah and a special Haftarah is read. For Shabbat Sh’kalim the Maftir is taken from Parashat KiTisa (2M30.11-16), the Torah portion we just read two weeks ago, and the Haftarah from the 2nd books of Kings (12,1-17).

The connecting theme is the “Dwelling place of God”, the Tabernacle/the Temple, and how the Israelites contributed to its construction.

Our sages took this as a model, when they instituted Shabbat Sh’kalim as a reminder for all of us to contribute to our Jewish communities, till today.

But why, one can ask, is the theme of contribution so strongly connected to the dwelling place of God?

Let me share with you the following idea:

The very beginning of God’s instructions for the new Tabernacle starts with a word from the Eternal to Moshe:

“Tell the Israelite people to bring Me offerings; you shall accept offerings for Me from every person whose heart is so moved” (Ex. 25.1-2)

The Hebrew word for offerings, which is used in this quote, as well as in our Maftir, is TERUMAH, offerings for God.

But these offerings are not the animal sacrifices, not the “KORBANOT” we often encounter in the Torah. And they aren’t the offerings we give for charity, ZEDAKA.
 Meant are special levies for the building of the Tabernacle.
 In later times – as we can understand it from our Haftarah – these donations were used for the maintenance of the temple.
 Today, we should understand it as a contribution to the infrastructure of the community; for example the building and maintenance of our Synagogue.

But let me direct your attention again to the second half of our quote: “from every person whose heart is so moved”.

We shouldn’t make the mistake to understand Terumah only as a monetary donation. This may be one way of support, but silver and gold are only symbols for other things, we can give.
 It can be a cake for a Bracha (Kiddush),
 the offer of help, when something needs to be prepared or done in the Synagogue,
 or the visit of people who are sick or lonely.
 Sometimes, “just coming to the prayer services” can be a big contribution.

Today, I think, the offering of TIME is one of the most valuable “things” we can give to our community.
Jewish services aren’t solely meant to praise and worship God. There is also the concept of meeting other people. The Torah calls the tabernacle also the “tent of meeting”, because – to borrow an idea from Martin Buber – we can only meet God in dialog. Coming together and spending time together, that’s worship as well. Wherever we meet, we are creating a place for God to be.

Once, Rabbi Mendel of Kotzk asked his students, where God is at home on this world. His students laughed and answered quickly: What a question, isn’t the whole world filled by the Shechina (the presence) of God? But the rabbi stayed earnest and answered his own question: God is there, where WE let him in.

All the readings of the last weeks about the building of the tabernacle sound like a huge task, hardly manageable, but when we realize that it starts with an offering, coming from the heart, and mainly means to get together with others, to create a real community by spending time together, than God has his place in our midst and dwells among us.

Shabbat Shalom

Rabbi Adrian Michael Schell​
Schabbat Shekalim 5774 @ Bet David, Johannesburg ZA

An Kindes statt

Wie Orthodoxie und Reformbewegung mit Adoptionen umgehen

Eine Familie zu gründen, ist für viele Paare ein Herzensanliegen. Im wahrsten Sinne des Wortes liegt dieser Wunsch uns im Blut, und so sehr wir uns auch über die »jiddische Mamme« amüsieren mögen, ist es doch schön für uns zu wissen, dass wir unsere Traditionen und Werte an die nächste Generation weitergeben können. Nicht zu vergessen, dass es auch ein biblisches Gebot ist, eine Familie zu gründen…

… den ganzen Artikel kann man in der Print- und Onlineausgabe der Jüdischen Allgemeinen Zeitung vom 29.8.2013 lesen (Print auf Seite 21, Online: http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/16900).

Unsere Verantwortung – Drascha zu Jom Kippur

Es gibt eine alte Weisheit, die ursprünglich von den Indianern Nordamerikas stammen soll: „Wir erben nicht die Welt von unseren Vorfahren, wir leihen sie nur von unseren Kindern“. Diese Weisheit halte ich für bedeutend. Ich verstehe sie dahingehend, dass wir, dass unsere Generationen, derzeit die Hüter dieser Welt sind, wir aber auch Teile einer Kette sind. Wir sind verbunden mit den Generationen vor uns und mit den Generationen nach uns.

Oft wird die Weisheit in Verbindung mit Umweltschutz gebracht. Sie soll uns ermahnen, mit den Ressourcen dieser Welt verantwortungsbewusst umzugehen, so dass auch zukünftige Generationen noch gut auf dieser Erde leben können. Aber sie Idee geht darüber hinaus. Alleine die Finanzkrise ist ein gutes Beispiel dafür. Die Schulden, die wir heute machen, müssen die nächsten Generationen als Hypothek weitertragen. Gesetze und ethische Werte, die wir heute gestalten, bilden den Handlungsspielraum unserer Kinder.

Wenn ich mir diesen Weisheitsspruch so ansehe, stelle ich fest, dass sich meine Haltung in den letzten Jahren gewandelt hat. Lange Zeit hatte ich das Gefühl, ich stehe auf der Seite der Kinder, von denen sich die anderen die Welt ausborgen. Mir ging es um das, was einmal mir gehören sollte. Heute, gerade nachdem ich angefangen habe, mit Jugendlichen zu arbeiten, geht es mir umgekehrt. Ich frage mich, was ich weitergeben werde.

Entsprechend unserer Tradition lesen wir morgen Vormittag im Schacharit-Gottesdienst den Abschnitt aus der Parascha “Nitzawim”, der ganz gut eine jüdische Variante der indianischen Weisheit sein könnte. Gott bestätigt den Bund mit dem Volk Israel, kurz bevor sie das gelobte Land betreten. Der Text in der Tora betont, dass alle Israeliten in diesem besonderen Augenblick anwesend waren:

DTN: 29.9 Ihr steht heute alle vor dem Ewigen, eurem Gott, die Häupter eurer Stämme, eure Ältesten, eure Amtleute, jeder Mann in Israel, 10 eure Kinder, eure Frauen, dein Fremdling, der in deinem Lager ist, dein Holzhauer und dein Wasserschöpfer,

 

Und es folgt eine weitere bedeutende Information:

13 Denn ich schließe diesen Bund und diesen Eid nicht mit euch allein, 14 sondern mit euch, die ihr heute hier seid und mit uns steht vor dem Ewigen, unserm Gott, wie auch mit denen, die heute nicht mit uns sind.

Dieser Bund reicht von Abraham bis zu den Kindern Israels in der Wüste. Und er reicht von den Kindern Israels bis zu uns und allen Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt. Und er wird weiterreichen. Bis zu unseren Kindern und Enkeln, bis zu den Enkeln unserer Enkel und immer weiter. Wer weiß, vielleicht wird es einmal Juden auf dem Mars geben? Selbst dort werden sie weiter Teil des Bundes sein. Alle Generationen sind Teil dieser Kette.

Die Aussage in der Tora ist sehr wichtig. Gott hat die Tora nicht nur einer Person, nicht nur einer Generation, übergeben, sondern allen Jüdinnen und Juden. Egal ob sie damals gelebt haben, oder ob sie heute leben, oder in der Zukunft.

Für mich enthält dieser Text zwei wichtige Botschaften, die sehr typisch für das sind, was Judentum für mich ausmacht. Zum einen geht es um Vertrauen: Natürlich waren nicht alle Generationen damals am Sinai physisch anwesend, als Gott den Bund mit dem Volk Israel bestätigte. Aber im Geiste schon. Gott sprach unseren Vorfahren das unendliche Vertrauen aus, dass sie und ihre Kinder und Kindeskinder den Bund bewahren und weiterreichen würden. In der Tora folgt zwar direkt auf den Bundesschluss eine Mahnung an das Volk, was alles passieren wird, wenn der Bund nicht gehalten wird, aber die Tatsache, dass Gott ihnen die Tora trotz des Wissens, dass es nicht immer einfach wird, übergeben hat, beweist, dass Gott ihnen vertrauen konnte. Gott vertraute ihnen, dass sie verantwortungsbewusst die Tora von Generation zu Generation weitergeben würden.

„Verantwortungsbewusst“ ist das zweite Stichwort, das mir in den Sinn gekommen ist. Unsere Vorfahren haben in großer Verantwortung die Tora und den Bund mit Gott angenommen. In dem Vertrauen, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen haben. Sie hatten sich für einen Weg entschieden, der auch noch für ihre Kinder sicher sein sollte. Ganz so wie Eltern auch heute noch wichtige Entscheidungen treffen, immer in der Hoffnung, dass diese auch zum Nutzen ihrer Kinder sein werden.

Die Gabe der Tora war nicht etwas Statisches, etwas Einmaliges, das damals am Sinai sein Ende gefunden hatte. So wie der Bund von Generation zu Generation weiter reicht, so ist die Tora selbst etwas sehr Lebendiges in unserer Mitte. Die Tora wurde unseren Vorfahren mit dem Hinweis übergeben, dass sie zu uns Menschen gehört und damit von uns interpretiert werden muss. In der Tora heißt es:

Dtn. 30.12. Lo BaShamaim Hi. Nicht im Himmel ist sie (die Tora).

Оно не на небе

יב  לֹא בַשָּׁמַיִם, הִוא:  לֵאמֹר, מִי יַעֲלֶה-לָּנוּ הַשָּׁמַיְמָה וְיִקָּחֶהָ לָּנוּ, וְיַשְׁמִעֵנוּ אֹתָהּ, וְנַעֲשֶׂנָּה.

Und wenige Zeilen weiter heißt es:

Dtn 30.19 Das Leben und den Tod habe ich dir vorgelegt, den Segen und den Fluch! So wähle das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen.

Und dies gilt bis heute. Auch heute sind wir noch die Hüter der Tora. Wir sind diejenigen, die den Bund von den Generationen vor uns übernommen haben und ihn hoffentlich an die nächste Generation weitergeben dürfen. Wir genießen dasselbe Vertrauen von Gott, das er damals unseren Vorfahren gewährt hat. Gott vertraut uns, dass wir verantwortungsbewusst mit der Tora und seinem Bund umgehen. Und noch etwas gilt weiterhin: Wir dürfen keine Angst im Umgang mit der Tora haben.

Wir leben jetzt und hier. Wir müssen Dinge ausprobieren. Wir müssen schauen, wie wir Dinge verändern können, die sich als nicht gut erwiesen haben. Manchmal muss man leider Schulden machen, um etwas für die Zukunft aufbauen zu können. Manchmal muss man neue Techniken ausprobieren, um zu sehen, welche Fortschritte wir damit machen können. Wichtig ist dabei nur, dass wir unsere Grenzen erkennen, dass wir Fehler sehen, wenn wir sie machen und ,dass wir nicht weiter einen falschen Weg gehen, wenn wir schon längst wissen, dass er uns in die Irre führt.

Die Tora ist nicht im Himmel. Sie ist Teil unserer Welt und daher gilt  auch für die Tora, dass wir aktiv dafür sorgen müssen, dass sie weiterhin existieren kann. Wie ein alter Baum, den jede Generation umsorgen muss, dass er kräftig bleibt. Wie er, so soll auch die Tora Schutz und Halt geben, aber auch mit dem Wind gehen dürfen und neue Triebe hervorbringen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Tora genau so lebendig ist, wie alles andere auf dieser Welt, und dass jede Generation sie weiterentwickeln muss. Wir alle haben die Möglichkeit das mitzubestimmen, was wir an die nächste Generation weitergeben wollen.

Heute, an Jom Kippur, geht es darum, das wir erneut über unsere Fehler, Dummheiten und Sünden nachdenken sollen. Wir sollen die Grenzen unseres Handelns erkennen. Wir sollen überprüfen, ob wir noch auf dem Weg sind, der uns in die richtige Richtung bringt. Dabei geht es zwar auf den ersten Blick um die Vergangenheit, aber es geht eigentlich um noch viel viel mehr: Es geht um unsere Zukunft. Aus diesem Tag soll uns die Kraft und Hilfe erwachsen, die Zukunft weiter gestalten zu können.

Die Entscheidungen die wir machen, haben immer auch eine Auswirkung auf die Generationen, die noch nicht geboren wurden. Unser Handeln wird beeinflussen, welche jüdische Welt die nächsten Generationen vorfinden kann. Wenn wir uns immer vergegenwärtigen, dass unser Judentum etwas ist, das wir gleichzeitig von unseren Vorfahren geerbt und nur von unseren Kindern geliehen haben, werden wir alle dazu beitragen, dass das Judentum etwas sehr Lebendiges, Liebenswertes  und Lebenswertes bleibt.

Gmar Chatima Tova!

Ein neues Jahr und ein Sommerloch – Drascha zum Neuen Jahr

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“Und Abraham gab seinem Sohn, der ihm geboren worden war, den Sara ihm geboren hatte, den Namen Isaak. Und Abraham beschnitt seinen Sohn Isaak, als er acht Tage alt war, so, wie Gott ihm geboten hatte.“

Авраам дал новорожденному сыну, которого родила Сарра, имя Исаак. Когда его сыну Исааку исполнилось восемь дней, Авраам обрезал его, как велел ему Бог.

(Bereschit 21.3-4)

In Deutschland gibt es Regeln für alles. Wann die Schule beginnt, wie man sich im Auto auf der Straße verhalten muss, wie die Lebensmittel in Supermärkten verpackt sein müssen. Alles ist geregelt. Und es gibt eine weitere Regel: Im Sommer, also wenn die wichtigsten Politiker des Landes Urlaub machen, dann suchen weniger bekannte Politiker oder Journalisten nach Themen, mit denen sie bekannt werden können. Oft sind das Themen, die wenig Bedeutung haben und nach drei bis vier Wochen auf den Titelseiten unserer Zeitungen wieder verschwinden. Die Politiker aus der zweiten Reihe konnten sich ein bisschen im Scheinwerfer-Licht der Journalisten zeigen, die Zeitungen wurden trotz der Urlaubszeit gut verkauft und richtig Schlimmes ist nicht passiert. Nach den Sommerferien kommen Angela Merkel und die anderen wieder zurück nach Berlin und alles ist so wie immer.

Im Grunde stimmte diese Regel auch für das diesjährige Sommerloch-Thema. Ein paar Journalisten fanden ein perfektes Thema für die Sommerloch-Debatte: Einige Wochen zuvor hatte ein recht unbedeutendes Gericht in Köln geurteilt, dass die Beschneidung von Jungen eine Verletzung der körperlichen Unversehrtheit von Kindern sei. Da in Deutschland erstaunlicherweise keine Regelung bezüglich religiöser Beschneidungen existiert, haben die Juristen aus Köln, ganz bürokratisch Gesetze verglichen und wie Mathematiker ein Urteil gefällt. Dass sie nicht bedacht haben, dass Beschneidungen für Muslime und Juden auch eine sehr emotionale Bedeutung haben, kann man ihnen nicht unbedingt vorwerfen. Für emotionale Komponenten sind Politiker zuständig, die die Gesetze machen. Juristen urteilen nach diesen Gesetzen.

Zurück zum Sommerloch. Die Journalisten fanden also ein Thema, das emotional perfekt in die Sommerlochdebatte passen würde. Mindest. 50% der deutschen Bevölkerung, nämlich alle Männer, konnten etwas dazu sagen. Wenn es um den Intimbereich des Mannes geht, dann wird jeder Mann zu einem Experten, auch wenn er nicht beschnitten ist und eigentlich keine Ahnung hat, worum es in der Debatte geht.

Bis dahin glich die Sommerloch-Debatte jeder anderen. Otto-Normalverbraucher durfte mal Experte sein und seine Meinung äußern. Neu war in diesem Jahr aber, dass es nicht um die richtige Aufstellung der Fußball-National-Mannschaft ging, oder die Kleidung von Prominenten. Es ging plötzlich um „Wir“ und „Die“. Mit der Debatte wurde ein Teil der Bevölkerung gegen einen anderen Teil der Bevölkerung gestellt. Mit einem Mal standen alle Juden auf der Anklagebank. Es war wieder da: „Juden sind Kinderschänder“. Und weil die wichtigsten Politiker Deutschlands im Urlaub war, konnten selbsternannte Kinderretter ungehindert alte Parolen in die Presse bringen.

Die Regel lautet, dass das Sommerloch-Thema nach ein paar Wochen wieder verschwindet und niemand verletzt zurückbleiben wird. In diesem Jahr war es aber anders. Ja, das Thema wird wieder verschwinden. Das Urteil war so unbedeutend, dass man in Deutschland natürlich weiterhin Beschneidungen vornehmen kann und in einigen Wochen wird der Bundestag ein Gesetz verabschieden und alles wird perfekt geregelt sein. Aber für uns Juden hat sich etwas geändert. Die Verletzungen der letzten Wochen haben Spuren hinterlassen. Wenn der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland sagt, dass „Jüdisches Leben in Deutschland nicht mehr möglich“ sei, dann hat er vielleicht in der Hitze der Debatte übertrieben, aber dass er alleine zu solchen Worten greifen musste, zeigt, wie schwierig es bis heute ist, jüdisches Leben in Deutschland zu gestalten und wie stark alte Vorurteile gegenüber uns Juden bis heute vorhanden sind. Die Debatte um die Beschneidung hat alte Wunden neu aufgerissen und ich verstehe, dass viele Jüdinnen und Juden in Deutschland sehr verstört nach diesem Sommer überlegen, wie offen man noch jüdisch in Deutschland leben kann.

Im Zentrum des Tora-Abschnittes, den wir zu Rosch HaSchana lesen, steht der Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat. Die Beschneidung ist für uns Juden das andauernde Zeichen für diesen Bund. Wir Juden vertrauen seit Generationen darauf, dass Gott sein Versprechen gegenüber Abraham einhält, nämlich treu an unserer Seite zu stehen und wir Juden halten unseren Teil, in dem wir den Bund an unsere Kinder weitergeben. Wir geben unser Wissen weiter, so wie auch unsere Traditionen.

Ich weiß, dass nicht jeder männliche Jude beschnitten ist, und dass wir Juden natürlich darüber streiten sollten, ob wir eine Beschneidung der Vorhaut überhaupt noch für zeitgemäß halten. Als liberale Juden sollten wir sogar darüber diskutieren, denn jedes Gebot aus unserer Tradition sollte von jeder Generation neu diskutiert werden. Aber diese Diskussion müssen WIR führen. Wir sollten sie unabhängig von politischen Überlegungen führen, unabhängig von Ratgebern, die nicht verstehen, dass der Bund zwischen Gott und uns Juden eine Dimension hat, die über Gesetzestexte hinausgeht. Etwas, das so schwer zu beschreiben ist, wie Liebe oder Trauer. Unser Bund mit Gott ist so einmalig und unbeschreiblich, wie das Leben selbst.

Rosch HaSchana ist in der jüdischen Tradition der Geburtstag der Welt. Das wir uns gerade heute an die Erschaffung der Welt erinnern sollen, ist für mich kein Zufall. Es ist etwas Großartiges und etwas, das wir Menschen nicht einfach als etwas Selbstverständliches hinnehmen sollten. Genauso wenig wie den Bund zwischen Gott und uns Juden. Dass andere diese Besonderheit nicht wahrnehmen und ein Zeichen für diesen Bund, die Beschneidung, als etwas Barbarisches hinstellen, sollte uns nicht davon abhalten, trotzdem diesen Bund zu bewahren. Als Juden wissen wir, spätestens seit diesem Sommer, dass jüdisches Leben auch jetzt noch verteidigt werden muss. Wir wissen, dass Beschneidungen seit Generationen verantwortungsbewusst durchgeführt werden und wir unsere Kinder nicht verstümmeln. Eltern, die sich dafür entscheiden, an dieser Tradition festzuhalten, sollten die Möglichkeit dazu haben und wir alle sollten fest zu ihnen stehen. Womöglich sind wir nämlich die einzigen, die das tun werden.

Unsere Synagoge in Hameln, unsere Gemeinde, steht dafür, ein offenes Haus zu sein. Beiteinu, unser Haus ist offen für alle, die mit uns in den Dialog treten wollen, auch über die schwierigsten Fragen. An der Debatte in diesem Sommer hat mich gestört, dass es kein Dialog war, dass es wie gesagt eher ein „Wir“ und „Die“ war. Ich hoffe sehr und wünsche mir, dass diese unschöne Episode so schnell verschwindet, wie alle anderen Sommerloch-Themen und, dass das Miteinander, das hier in Hameln vorgelebt wird, wieder zur Normalität in Deutschland wird.

Und auch das sollten wir an diesem Rosch Ha Schana nicht vergessen: Gott hat die Welt nicht nur für uns Juden, oder für Muslime oder Christen erschaffen, sondern für alle Menschen, so wie Gott auch einen Bund mit allen Menschen geschlossen hat. Möge dies als Botschaft von diesem Rosch Ha Schana ausgehen. Möge das kommende Jahr für alle ein friedliches Jahr und ein Jahr des gegenseitigen Respektes werden.

Schana Tova

Tora Lesungen bis Schawuot in liberalen Gemeinden(5772)

Chaverim,

ich melde mich aus meiner Blog-Schlafpause, um Euch auf eine Besonderheit hinzuweisen, die momentan für die Tora-Lesungen in den liberalen Gemeinden gilt. Die nächsten Wochen (bis zum 19. Mai) sind die Tora-Lesungen in den Liberalen Gemeinden und in Israel andere, als in den traditionellen Gemeinden der Diaspora. Dies liegt daran, dass es in den liberalen Gemeinden, wie in Israel auch, kein 8 Pessachtag (Doppelung des 7. Tag Pessach) gefeiert wird, sondern Pessach am kommenden Freitag endet. Daher wird in israelischen und liberalen Gemeinden die normale Toralesung mit dem Abschnitt “Sch’mini” fortgesetzt. Erst zur BaMidbar sind die Lesungen wieder identisch (da der Wochenabschnitt “Bahar – Bechukotai” auf zwei Schabbatot aufgeteilt wird).

Damit ergeben sich für die kommenden Wochen folgende Lesungen :

Datum Abschnitt Haftarah* Traditionelle G.
14. April Sch’mini 2 Sam 6.1-7.17 8. Tg. Pessach
21. April Tasria-Mezora 2 Kön 7.3-20 Sch’mini
28. April Achare Mot-Kedoschim Amos 9.7-15 Tasria-Mezora
5. Mai Emor Ezechiel 44.15-31 Achare Mot-Kedoschim
12. Mai BaHar Jer 32.6-27 Emor
19. Mai BeChukotai Jer 16.19-17.14 BeHar-Bechukotai
26. Mai BaMidbar Hos 2.1-22 BaMidbar

* Haftarot nach Plaut

Einige liberale Gemeinden folgen aber der traditionellen Lesung für die Diaspora, daher empfehe ich, dass Ihr gezielt Eure Rabbiner fragt, was der Minhag Eurer Gemeinde ist.
Liebe Grüße

Moadim le Simcha

Adrian

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