Am 27.1. ist der internationale Gedenktag an die Shoah. Manchmal fällt es mir schwer, gerade in einer Zeit, in der wir uns in der Torah-Lesung in einem der glücklichsten Momente befinden, dem Auszug aus Mizrajim (Ägypten), an das absolute Gegenstück in ‘unserer’ Geschichte zu denken. Es ist keine neuerfundene Weisheit von mir, das Glück und Unglück so nahe liegen, vor allem in unseren Gedanken, so dass die jüdische Tradition schon immer die Verbindung zwischen beiden Extremen sucht. Wahrscheinlich um sie erträglicher zu machen.
Während jedem G’ttesdienst – der eine Zeit der Freude sein soll und ist – erinnern wir an die Menschen, die Yahrzeit haben, d.h. deren Todestag ist. Zu Hochzeiten wird ein Glas zerbrochen, das an die Zerbrechlichkeit von Glück erinnern soll, wenn wir es nicht sorgsam behandeln und an die Zerstörung des Tempels und die Vertreibung der Juden aus Jerusalem vor ~2.000 Jahren. Es gibt viele Gedenktage im Jahreskreislauf, die erinnern und mahnen sollen. Und umgekehrt wird in Stunden der Verzweiflung an die glücklichen Zeiten gedacht. Momente die Hoffnung geben.
So wie während der Schrecken der Shoah weiter Pessach gefeiert wurde und der Auszug aus Mizrajim als ein Zeichen der Hoffnung für kurze Momente Licht in die Dunkelheit brachte, so soll uns das Gedenken an die dunklen Zeiten den notwendigen Kontrast geben, um nicht zu vergessen, dass Glück nicht selbstverständlich ist.