shabbat in der stadt

mein shabbat-wochenende beginnt donnerstag abends mit einem gang über den schuck (dem markt). obst und gemüse kaufen. ein gigantisches shwarma essen und dann schwer bepackt ins wochenende zu starten.

der freitag ist für mich zu einer art sonntag geworden. ich kann ausschlafen, ein wenig hausarbeit machen, lernen und vor allem, meine zeit ohne druck einteilen. glücklicherweise hatte ich die letzten shabbatot die möglichkeit, mich mit freunden zu treffen, die ihren shabbat in jerusalem verbracht haben. und es ist fast zur routine geworden, dass wir in der altstadt das österreichischen hospiz als ausgangspunkt wählen.

das hospiz ist – meiner meinung nach – ein idealer treffpunkt für touren duch die altstadt und (!) bei großer hitze ein platz zu relaxen und abkühlen. wer nach jerusalem kommt, muss hier einfach mal station machen, allein die aussicht ist lohnenswert. diesen schabbat war ich mit nikola dort verabredet. er ist kantorstudent am geiger kolleg und verbringt die sommerzeit gerade in beersheva.

synagogen-hopping ist eine der tollsten dinge, die man in jerusalem machen kann, neue synagogen aufsuchen, oder extreme an einem tag auf sich einwirken lassen. und genau das stand auch auf dem programm für diesen shabbat. abends waren wir in kol haneshama, eine refomsynagoge in baka, am unteren ende von katamon. es ist schwer die stimmung aus meditation und singen in worte einzufangen. die gebete bekommen hier eine besondere kraft, die liturgie hilft aus dem wochenstress herauszukommen.man muss sich aber auch darauf einlassen können. “new age” ist etwas, das einem auf der zunge liegt, wenn man den G’ttesdienst beschreiben möchte, auch wenn es das mit sicherheit unzutreffend ist.

dem gegenüber stand der besuch in der großen synagoge zum shacharit. wer hervorragende chazzanut perfomance sehen will, ist hier richtig. kantor chajm adler ist großartig und der chor unter elli jaffe ein genuss. nikola und ich waren mehr als einmal von den stimmen berührt. die professionalität ist so beeindruckend, dass man sich in dieser riesigen sünagoge fast noch kleiner vorkommt, wenn man überlegt, welcher weg noch vor uns liegt. (übrigens, chuzzbedik wie wir sind, saßen wir in der ersten reihe, ganz vorne an der bimah 🙂 ) –  aber, der grad zwischen gebet und konzert ist extrem schmal und ich gebe zu, dass meine gedanken das eine oder andere mal eher der musik nachgingen, anstatt sich auf das gebet zu konzentrieren.

es ist eine herausforderung, die wir als angehende rabbiner und kantoren lernen müssen: wann wird ein g’ttesdienst zur show, oder, wann wird der g’ttesdienst so langweilig und trocken, dass keiner mehr beten will und kann. wann dient die musik dem gebet und wann versucht sie, es zu übertrumpfen. da beide synagogen gut besucht waren, ist offentsichtlich, dass beide möglichkeiten, musik in den G’ttesdienst einzubauen, ihre beter haben.und noch etwas, musik gehört in die synagoge 😉

die hitze in der stadt fordert ihren tribut. für mich heisst das “shabbes shlof”. und so klingt mein wochenende so aus, wie es begonnen hat. angenehm.