synagogentest II

seid simacht torah sind ja schon wieder einige wochen ins land gezogen und selbstverständlich habe ich meine hopping-tour fortgesetzt, jedoch in nicht so großen sprüngen, wie ursprünglich geplant.

meinem test kann ich als neu-entdeckung nur das fraenkelufer hinzufügen, jedoch möchte ich noch etwas auführlicher auf beit or in der oranienburger synagoge eingehen, da ich diese gemeinde am längsten in berlin kenne und hier schon oft mitbeter sein durfte.

zunächst ans fraenkelufer. es war insgesamt das dritte mal, dass ich dort war und immer wieder erfreut mich die freundliche begrüßung, die einem dort entgegen gebracht wird. es ist nicht nur der gabbai, der einem freundlich die hand reicht, sondern mehr oder weniger alle anwesenden strahlen aus, dass man willkommen ist.

der ritus ist konservativ-orthodox. als siddur liegen shma kolenu und die hefte der zwst aus. frauen und männer sitzen (irgendwie) getrennt, aber nicht räumlich getrennt, es ist irgendwie wie in einem fussballstadion – in block a sitzen die frauen, in den restlichen die männer. ob und wie weit frauen zur torah aufgerufen werden, oder anderweitig eingebunden werden, weiss ich noch nicht, aber vielleicht wisst ihr ja schon mehr, andernfalls bekomme ich das sicher in den nächsten wochen raus. grundsätzlich habe ich aber den eindruck, dass frauen ebenfalls herzlich willkommen sind. essen gibt es nicht. die synagoge am fraenkelufer erhält von mir 3 von 5 sterne.

welchseln wir die lokalität zu der frauenversteher-synagoge schlechthin. okay. das ist vielleicht böser gesagt als gemeint, aber, die gemeinde, die einer jüdische frau, die aktiv am syagogenleben teilhaben will, am meisten entfalltungsmöglichkeiten bietet, ist und bleibt beit or in der oranienburger synagoge. hier darf frau aus der torah vorlesen, wenn sie möchte auch mit ihrem kind auf dem arm, die draschah darf feministische züge haben und eigentlich alles darf von frauen gestaltet werden. manchmal, aber das ist wirklich die ausnahme, geht das ganze zu lasten einer ausgewogenen verteilung zwischen frau und mann, und die benachteiligung von männern kann ja wohl nicht sinn und zweck der ganzen übung sein.

am meisten stört mich an der synagogengemeinde beit or die unterschwellig schwelenden kämpfe. den einen ist die gemeinde zu liberal, den anderen zu konservativ, die einen mögen den nicht, die anderen das nicht, da gibt es den einen minjan, da den anderen …usw. auch mir, der nur unregelmäßig die gemeinde besucht, bleibt die spannung nicht verborgen – eindeutig ein schabbat-launen-abtörner.

aber, da ich ja auch eine vorstellung von dem habe, wie die G’ttesdienste dort aussehen sollten, hier meine zwei anmerkungen: eine weitere traditionelle synagoge braucht berlin nicht, also weg mit dem mussaf, den 7 alliot, und den 50tausend kaddisch-wiederholungen. man bzw. frau kann ab und an auch mal ein gebet auf deutsch oder russisch sagen, denn das ist die tradition in der eigentlich die gemeinde stehen sollte. böse könnte man sonst in einigen jahren behaupten, beit or sei ein orthodoxer frauen minjan.

der anschließende kiddusch mit ordentlichem (mitgebrachtem) essen ist ein echtes highlight. die stimmung ist fröhlich und er gibt auch gästen das gefühl, am shabbat teil einer jüdischen familie zu sein. aber – und dies ist meine zweite anmerkung – leider viel zu selten. warum nicht jede woche, und dann bitte freitag abends und samstags. es gibt genügend einsame jüdische menschen, auf die nur eine dunkle wohnung wartet. die gemeinde sollte hier ihr großes plus an offenheit nutzen. und seid nett mit dem menschen, der das ganze vorbereitet, eine echte meisterleistung.

eine weitere meisterleistung ist die aktuelle website . für beit or 3,5 sterne von 5 .

1 Comment

  1. Adi

    Anonym hat gesagt…
    Was die Synagoge Oranienburger Str. von allen anderen Berliner Synagogen unterscheidet ist doch weniger, dass die einen orthodox sind und Beit Or eben nicht, sondern dass die einen nicht-egalitär sind und Beit Or eben einen egalitären G-ttesdienst anbietet. In diesem Sinne muss sich die Synagoge nicht durch einen liberalen G-ttesdienst von den anderen Synagogen abgrenzen. Das Besondere ist die aktive Teilnahme von Frauen.

    1:55 PM

    Juebe hat gesagt…
    Zu Lasten der Männer? Das liegt doch dann eher an den Männern, ob und wieweit sie sich einbringen, wenn Frauen gleichberechtigt sind. Ich habe in amerikanischen Reformgemeinden immer wieder die Klagen von Rabbiner/innen gehört, wie schade es wäre, daß sich die Männer mehr und mehr zurückziehen, wenn Frauen sich gleichberechtigt im Gottesdienst beteiligen.

    6:59 PM

    Adi hat gesagt…
    meine darstellung ist vielleicht etwas überspitzt, aber kann es nicht sein, dass männer sich zurückziehen, wenn die atmosphäre sich für sie als eher abweisend darstellt.

    das argument, es gibt ja genügend synagogen, in der mann alles machen kann, zieht meiner meinung nicht. entweder ist eine synagoge egalitär oder elitär. beides geht nicht. wenn frauen “bevorzugt ” werden, dann ist das in ordnung, sollte aber dann auch so klar nach außen vermittelt werden: wir sind eine gemeinde die frauen den vorzug gibt. dann weiss mann, woran er ist und hat kein recht sich zu beschweren.

    noch einmal, ich denke nicht, dass es bei beit-or wirklich so ist, aber es gibt einige tendenzen, die ich verspüre. ich selbst gehe gerne in die gemeinde, gerade weil frauen aktiv und gleichberechtigt am G’ttesdienst teilnehmen. aber es gibt gemeinden in deutschland, die das auf eine natürlichere, selbstverständlichere art leben, als das bei beit or der fall ist (z.B. beth shalom in münchen).

    10:57 AM

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