Der Wochenabschnitt Wajeze berichtet von Jakobs Reise nach, seinem Leben in, und seiner Flucht aus Haran. Er erzählt von Jakobs erster Begegnung mit Rachel und von den Jahren, die er für Laban arbeiten muss. Der Bericht schildert die gemeinsamen Lebensjahre mit Rachel und Lea und die Geburt der ersten 11 Söhne und die von Dina.

Zu Beginn des Abschnittes hat Jakob einen Traum, in welchem er „eine Leiter, die von der Erde bis in den Himmel reicht“, sieht. Gott erscheint am oberen Ende der Leiter und verspricht Jakob, dass er das Land Kana’an zum Erbteil erhält und, dass er mit ihm sein wird. Jakob erwacht aus seinem Traum und bringt das erste in der Bibel aufgezeichnete Gebet dar: „Wenn der Ewige mir beisteht, mich auf meiner anstehenden Reise beschützt, mir Brot gibt, und Kleidung, und wenn ich sicher zu meines Vaters Haus zurückkehren werde, dann werde ich den Ewigen zu meinem Gott machen. …“

Es gibt etwas verstörendes an Jakobs Gebet. Es klingt eher nach einem Deal, einer Absprache, und bedient sich weniger der erhabenen theologischen Sprache, die wir von einem unserer Vorväter erwarten würden. Darüber hinaus mutet es irg1280xendwie Merkwürdig, dass Jakob ausgerechnet die Dinge von Gott erbittet, die dieser ihm gerade zuvor versprochen hat.

Eine Mögliche Antwort ist, dass zwar das Feilschen um Dinge „schlechte Theologie“ ist, so ist es doch Teil der menschlichen Natur. Ich behaupte mal, dass es nur wenige Menschen gibt, die noch nicht das eine oder andere Mal versucht haben, mit Gott einen Deal zu schließen. Meiner Meinung nach, wird Jakob zu Unrecht dafür kritisiert, dass er angeblich mit Gott einen Handel eingehen wollte und so wenig Vertrauen in die göttliche Hilfe zeigte. Gerade, dass er um nichts Neues bittet, verweist auf das Gegenteil. Er bekräftigt schlicht und einfach das göttliche Versprechen. In anderen Worten könnte man auch sagen, dass er sich selbst einen Fahrplan für die Zukunft erstellt. Er konzentriert sich auf die notwendigsten Dinge, wie Nahrung und Kleindung. Er bittet Gott über ihn zu wachen. Und er drück seine Hoffnung aus, das er einst als besserer Mensch nach Hause zurückkehren darf. Er gibt sich selbst einige, wichtige Ziele für sein zukünftiges Leben – in Gott zu vertrauen und ihm ehrlich zu dienen. Er möchte es Wert sein, dass der Ewige „sein Gott“ ist.

Was wir daraus lernen können ist, dass es in Gebeten nicht um Bitten oder gar Feilschen geht. In Gebeten erkennen WIR unsere menschlichen Bedürfnisse an und, dass wir diese nicht alleine erfüllen können. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine Partnerschaft mit Gott. Immer dann, wenn wir uns ernsthaft dessen bewusst werden, was wir wirklich im Leben benötigen, können wir – gemeinsam mit Gott – danach streben, diese Ziele zu erreichen. Durch ein Gebet werden wir hierbei vom passiven Empfänger zum aktiven Spieler. – Rabbi Adrian M Schell
Source: R’ Greenspan: Prayer