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Presseschau zur Ordination

Foto: Tobias Barniske

Foto: Tobias Barniske

Ich danke schon mal an dieser Stelle allen Journalisten, Medien und Freunden, die über die Ordination berichten.

Ein schönes Portrait über meine Arbeit in Hameln ist hier zu finden:

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ausderjuedischenwelt/2072438/

“Neue Rabbiner und Kantoren braucht das Land – Ordinationsfeier in Erfurt”

Der MDR hat ausführlich berichtet. Hier ist die Startseite zur Berichterstattung: http://www.mdr.de/thueringen/mitte-west-thueringen/rabbinerordination100.html

Eine Zusammenfassung der Ereignisse ist hier als Video abrufbar: http://www.mdr.de/tv/programm/video117002.html

Die Jüdische Allgemeine hat hier über die Ordnination berichtet:

Gebet und Gesang

Und hier ist der Bericht von Heide Sobotka in der JA ist hier zu finden: http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/15695

Und hier die Tickermeldung der Bild-Zeitung: Bild Berlin

Hier die Meldung in den PNN: http://www.pnn.de/potsdam/740456/

Auf T-Online / Yahoo / Die Welt (dapd) ist folgender Bericht über die Ordination zu finden: http://www.t-online.de/regionales/id_62918606/rabbiner-und-kantoren-des-abraham-geiger-kollegs-in-aemter-berufen.html

und Deutschland today berichtet hier: http://www.dtoday.de/regionen/lokal-nachrichten_artikel,-Besonderes-Ereignis-juedischen-Lebens-weit-ueber-Thueringens-Grenzen-_arid,242805.html

Die Hamelner DEWEZET hat ebenfalls einen kleinen Bericht verfasst: http://www.dewezet.de/portal/startseite_Vom-Buchhaendler-zum-Rabbiner-_arid,518318.html

Und hier der Bericht der TLZ: http://www.tlz.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Erfurt-Renaissance-juedischen-Lebens-in-Deutschland-227625197

Und hier die Pressemitteilung des AGKs zur Ordnination:

Seien Sie unser Gast bei der Ordination in Erfurt:

Das Ereignis in den Medien:

“Neue Rabbiner und Kantoren braucht das Land – Ordinationsfeier in Erfurt”

Ab 14.00 Uhr: als Live-Übertragung
des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR Thüringen) im Internet:

http://www.mdr.de/tv/programm/sendung243888.html

Eine Zusammenfassung der Ereignisse mit dem gleichen Titel sendet der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) in der Sondersendung von 22.05 – 22.25 Uhr im regionalen Fernsehprogramm und danach unter gleicher Web-Adresse im Internet.

Am Mittwoch, den 10. April 2013, werden mit Rabbiner Alexander Nachama und Rabbiner Adrian M. Schell zum fünften Mal Absolventen des Abraham Geiger Kollegs an der Universität Potsdam ordiniert. Daneben werden mit Isidoro Abramowicz und Nikola David auch zwei Kantoren in ihr Amt eingeführt.

Die Ordination findet in der Neuen Synagoge der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen in Erfurt in Anwesenheit zahlreicher Rabbiner und Gemeinderepräsentanten aus dem In- und Ausland statt.

Unter den Ehrengästen wird die Ministerpräsidentin des Freistaats Thüringen, Christine Lieberknecht, sein, die auch die Festansprache hält.

Weitere Festgäste sind:
Aus dem Zentralrat der Juden: Dr. Josef Schuster (Vizepräsident), Mark Dainow und Heinz-Joachim Aris (Präsidium), Rabbiner Dr. Henry Brandt (Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland); aus den Kirchen: Landesbischöfin Ilse Junkermann (Evangelische Kirche Mitteldeutschland), Dr. Christian Stawenow (Regionalbischof Erfurt-Eisenach) und Gregor Arndt (Dompropst Bistum Erfurt); sowie Vertreter des Deutschen Bundestages und der Landtage Thüringen und Brandenburg.

Absolventen des Abraham Geiger Kollegs 2013

Rabbiner:

Alexander Nachama
Ordinationsspruch:
“Sei beherzt und tapfer, zage nicht und sei nicht ängstlich,
denn der Ewige, dein Gott, ist mit dir, überall wohin du gehst.”
(Josua 1,9)

Alexander Nachama, geboren 1983 in Frankfurt am Main, erhielt nach einer Ausbildung zum Kantor 2008 seinen Bachelor in Judaistik (Freie Universität Berlin) und 2013 seinen Master (Universität Potsdam). In seiner Masterarbeit beschäftigte er sich mit dem Anzünden der Schabbatkerzen (Hadlakat Nerot).

Seit November 2012 arbeitet Nachama als Gemeinderabbiner für die Jüdische Gemeinde zu Dresden.

Adrian Michael Schell

Ordinationsspruch:
“Lass deine Hand sein ob dem Manne deiner Rechten,
dem Menschensohn, den du dir stark gemacht”
(Psalm 80,18).

Adrian Michael Schell, geb. 1973 in Frankfurt am Main, ist hauptamtlicher Jugendleiter der Union progressiver Juden in Deutschland. Der gelernte Buchhändler hat vor seinem Studium der Religionswissenschaft und Jüdischen Studien in Potsdam zunächst im Buchhandel und dann beim Deutschen Taschenbuch Verlag in München gearbeitet. In seiner rabbinischen Abschlussarbeit behandelt er die Adoption von Kindern und die dazugehörigen halachischen (religionsrechtlichen) Diskussionen.

Er betreut seit Frühjahr 2012 zusätzlich die Jüdische Gemeinde Hameln, deren Rabbiner er nach seiner Ordination sein wird.

Kantoren:

Isidoro Abramowicz

Investiturspruch:
“Gott, höre mein Gebet, lausche den Sprüchen meines Mundes.”
(Psalm 54,4)

Isidoro Abramowicz wurde 1972 in Buenos Aires geboren. Er studierte Musik an der Universidad Nacional de Buenos Aires in Argentinien, bevor er 2009 seine kantoralen Studien am Abraham Geiger Kolleg und im Masterstudiengang der Jüdischen Studien an der Universität Potsdam aufnahm. Im Rahmen seiner Studien absolvierte er zwei Studienjahre in Israel und studierte am Hebrew Union College in Jerusalem und am Tel Aviv Cantorial Institute, das von Naftali Hershtik geleitet wird. In seiner Masterarbeit zum Thema “Das Frankfurter Kaddisch – Ein liturgischer Kalender” hat sich Abramowicz mit den Kaddischmelodien in der Tradition von Frankfurt am Main beschäftigt – einem Schatz von über fünfzig Melodien für die Liturgie eines ganzen Jahreszyklus. Bis zu diesem Zeitpunkt existierten noch keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem Thema.

Isidoro Abramowicz ist verheiratet und hat eine Tochter.

Nikola David

Investiturspruch:
“Singet dem Ewigen ein neues Lied, denn Wunderbares hat Er vollbracht, Seine Rechte half Ihm, der Arm Seiner Heiligkeit.”
(Psalm 98,1)

Nikola David wurde 1969 in Bela Crkva, Serbien, geboren. An der Musikakademie Novi Sad studierte er Gesang und Musikpädagogik. 1998 kam er mit einem Stipendium der Anni-Eisler-Lehmann-Stiftung nach Deutschland und absolvierte dann am Peter-Cornelius-Konservatorium der Stadt Mainz sein künstlerisches Aufbaustudium. Nikola David nahm 2008 sein Kantorenstudium am Abraham Geiger Kolleg auf. In seiner Bachelorarbeit zum Thema “Die Hymne Adon Olam” hat sich David mit der Bedeutung dieses traditionellen Schlussliedes in der jüdischen Gottesdienstliturgie und mit verschiedenen Vertonungen auseinander gesetzt.

Nikola David befindet sich zur Zeit in Verhandlungen mit der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Eine Pressemappe zur Ordination und Investitur finden Sie auch hier.

Baruch Dajan Ha Emet

Gestern habe ich die traurige Nachricht erhalten, dass Frau Professor Dr.
Francesca Yardenit Albertini als Folge ihres chronischen Leidens im Alter von 37 Jahren verstorben ist. Frau Albertini war Professorin an der Uni und ab und an mal auch ein Teil unseres Studenten-Minjans am Kolleg. Eine Lehrerin zu verlieren ist ein Schock, eine so junge Frau, die mit einer grossen Hingabe fuer die Wissenschaft machen von uns inspirieren konnte ein Verlust, den wir vielleicht erst viel Spaeter begreifen werden können.

Baruch Dayan Emet.

Weitere Informationen auf uni potsdam

Zurück auf Start

Das neue Semester hat begonnen und damit bin ich wieder zurück in der Uni. Nach über einem Jahr ist es ein ungewöhnliches, aber nicht unangenehmes Gefühl. So sehr ich es genossen habe, mal ein anderes Lernen zu erleben, so sehr freue ich mich auf das geballte Uniwissen, welches wieder auf mich einwirken wird. Mein Kursauwahl verspricht mir aber auch einen sanften Übergang. Schwerpunktmäßig besuche ich in diesem Semester Kurse bei Admiel Kosman, welche sich alle, vor allem über den literarischen Weg, der jüdischen Kultur annähern. Gespannt bin ich auf den Kurs “Israeli Poetry” im kontext jüdischer Orthodoxie. Positiver Nebeneffekt, mein Hebräisch, welches in den vergangenen drei Monaten, die ich nun schon wieder in Berlin bin, sich leider schon wieder in hintere Ecken meines Sprachzentrums verzogen hat, Continue reading

Zwischenstand

Gestern habe ich meine BA Arbeit fertiggestellt. Mein kleines Baby hat 51 Seiten. Jetzt bin ich gespannt auf die erste Rektion meines Dozentens. Finde ich seine Gnade? Am Freitag will ich sie einreichen. Drückt mir die Daumen, dass er nicht zu viele Änderungen hat.

Ansonsten steht auch für mich die Vorbereitung auf das neue Jahr an. Kommenden Shabbat lerne ich meine neue Praktikumsgemeinde kennen. Bielefeld. Die Synagoge kenne ich bereits. Es ist die erste umgebaute Kirche in Deutschland gewesen. Mein Eindruck von meinem ersten Besuch von vor über einem Jahr ist, dass die Gemeinde was besonderes Geleistet hat. Ich werde Euch Berichten, wie es sich anfühlt vorne auf der Bimah zu stehen.

14 Tage

Liebe Leserinnen und liebe Leser meines Blogs.

Nein, ich möchte nicht das Ende meines Blogs ankündigen, aber die Ruhe, die derzeit herrscht, ein wenig begründen. Nicht nur, dass sich zum Semesterende Klausurvorbereitungen, Abgabetermine für Hausarbeiten und Prüfungstermine dicht an dicht drängen und sämtliche Zeitplanungen beherrschen, auch mein Tag für Tag näherrückender Abflugtermin nach Israel reduziert meine Möglichkeiten einer erweiterten Freizeitgestaltung, zu der das Beschreiben dieses Blogs gehört.

Gerne würde ich Euch z.B. über die Jahrestagung berichten, über die Aktivitäten von arzenu Deutschland (www.arzenu.de), interessanten Leseerfahrungen usw. aber ich komme einfach nicht dazu.

Also bleibt es bei einer kleinen Auswahl von Bildern von der Tagung und der Aussicht darauf, Euch demnächst von meinen anstehenden Studienplänen in Jerusalem berichten zu können. Damit Ihr mitbekommt, wann es hier weitergeht, empfehle ich, diesen Blog per RSS ins Abo zu übernehmen.

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Die letzte runde

in sachen BA hat begonnen. nach diesem semester habe ich dann meinen ersten hochschulabschluss. während die magister-studenten zum vergleichbaren zeitpunkt ihrer studien nur ihre zwischenprüfung in händen hielten, habe ich dann ein bachelor. für mich eine nettes i-tüpfelchen. bis dahin schlägt aber die uni-bürokratie mit allem auf mich/bzw. den ba-studenten im allgemeinen ein, was ihr zur verfügung steht. der magister student hatte zwar nur eine zwischenprüfung, aber dafür keine so starre studienordnung. allen die jetzt erst anfangen: seid klug und verzichtet auf individualität und beugt euch den “vorgeschlagenen” stundenplänen. wenn nicht, habt ihr in den späteren semestern das problem, eure kurse zusammenzubringen (und ihr müsst womöglich einführungskurse nachholen …)

mein stundenplan in diesem semester ist recht spartanisch, was aber notwenig ist. drei kurse, die einfach noch gefehlt haben und ansonstern ba-arbeit schreiben und schreiben und schreiben. am letzten vorlesungstag soll alles erledigt sein. keine prüfung, keine hausarbeit, kein referat.

warum die eile und der druck? ganz einfach. jerusalem wartet schon am ende des studientunnels. teil der ausbildung am geiger kolleg ist ein israel-jahr. und dieses steht bei mir unmittelbar ab sommer an. zunächst findet eine drei-monatige “intensiv-summer-class” für drei geiger studenten am steinsalz institut statt. drei monate talmud. anschließend beginne ich das one-year-program der konservativen jeschiwa in jerusalem. für letztere habe ich inzwischen die aufnahme-zusage erhalten und die ersten infos über mein neues leben als yeshive bocher.

eine spannende zeit liegt also vor mir. diesen schabbat aber erst einmal wieder ein besuch in der gemeinde weiden.

Ein Fall für die Öffentlichkeit – die Affäre Williamson

aus den beiden interviews ([hier] und [hier]) ist ersichtlich, dass der fall Richard Williamson ein ständiger begleiter meiner rom-reise war. und nicht nur, weil ich als rabbinerstudent mit dabei war und man sich gemüßigt gefühlt hätte, stellung zu beziehen. sondern im gegenteil: mein eindruck ist, dass es vor allem den katholischen teilnehmerInnen der studienfahrt wichtig war, aus dem zentrum der katholischen kirche eine stellungnahme zu dem jüngsten entscheidungen ihrer kirche zu erhalten.

Die Einheit der Kirche geht vor Diplomatie

Die Einheit der Kirche geht vor Diplomatie

natülich bewerte ich das bestreben der katholischen kirche, traditionalisten zurück in ihre gemeinschaft zu holen, als nicht wirklich sensibel gegenüber “uns juden” (immerhin habe ich etwas dagegen, wenn mission an juden öffentlich propagiert wird und wir juden als jesus-mörder weiter diffamiert werden), aber im grunde ist dies kirchenpolitik, die ich als gläubiger einer anderen religion nicht zu kommentieren habe. wenn die kirche, wie derzeit unter dem pontifikat von benedikt, weiter eine konservative ausrichtung  ‘hin zum “fundamentalismus”‘ betreibt, ist dies ihre sache und die ihrer anhänger (die änderung der karfreitags-fürbitte hat mich als jude viel stärker verletzt und hat wesentlich tiefere wunden in das jüdisch-christliche vertrauensverhältnis gerissen).

wie gesagt, letztlich müssen die gläubigen der katholischen kirche entscheiden, ob sie dem weg hin zu einer “katholischen orthodoxie” folgen wollen, oder nicht. jede religiöse intstitution, zumindest die, die anspruch auf moralische autorität erhebt, lebt letztendlich von denen, die sich ihr als gemeinschaft anschließen. und daher liegt der verdacht, dass der hintergrund der ausgestreckte hand in richtung der pius brüder nur ein prüfstein für die innerkirchliche flexibilität, bzw. biegsamkeit sein sollte, fast schon auf der hand.

pech nur, dass die entscheidungsträger der kurie für diesen belastungstest daneben gegriffen haben und ausgerechnet die abweichler am schopf gepackt haben, die nicht nur den innerkirchlichen konsenz in frage stellen, sondern auch diamentral zum europäisch-pluralistischen-demokratieverständnis stehen und somit zur belastungsprobe auch nach außen hin wurden.

meines erachtens ist richard williamson nur die grau-braune spitze eines eisberges, der durch tief braunes wasser dümpelt. er hat ausgesprochen, was konsenz in ultra-rechten kirchenkreisen sein dürfte. (ein blick auf kreuz.net zeigt ein paar nette weitere stilblüten.) seine äußerungen runden – sagen wir mal auf besonders geschmacklose art und weise – ab, was an menschenverachtenden gedankengut in den stuben der pius-klan-brüder gepredigt wird: von der herabwürdigung des islams, in dem der islamische prophet mohammad als kinderschänder beschimpft wird, über verschwöhrungstheorien, die eine unterwanderung deutschlands durch den islam, in form von einer erneuten türkischen eroberung europas, sehen, bis eben hin zu der leugnungsthese, dass die shoa nicht stattgefunden haben soll. [hier]

Die Affäre Williamson ist nur eine der typischen Aufgeregtheiten aus Deutschland

"Die Affäre Williamson ist nur eine der typischen Aufgeregtheiten aus Deutschland"

dass solche äußerungen mehr nur als ein entsetztes räuspern des zentralrates der juden in deutschland erwirken (was dem vatikan mehr oder weniger egal gewesen sein dürfte), sondern, im wahrsten sinne des wortes, eine staatsaffäre heraufbeschwören würden, war für besagte kurienpolitiker wohl ein nicht beabsichtigter unfall. für mich ist dies aber in vielerlei hinsicht ein gutes zeichen:

(die) kirche steht nicht in einem gesellschaftspolitisch luftleeren raum, in dem sie agieren kann, wie sie will. die gesellschaft nimmt anteil an dem, was im inneren jeder großen institution vor sich geht und wer diese gesellschaft ist, bestimmt (glücklicherweise) nicht die institution selbst. wenn also (die protestantin) angela merkel die ihr zugewählte aufgabe wahrnimmt, dann politisch einzugreifen, wenn der gesellschaftliche grundkonsenz durch eine gruppe innerhalb dieses gefüges in frage gestellt wird, dann tut sie recht so. dass einige kurienkardinäle dies als aufgeregtheit in deutschland und einmischung in innerkirchliche angelegenheiten abtun, ist meiner meinung nach ein falscher umgang mit kritik – und dazu ein äußerst schlechter.

der papst mag vielleicht die eine oder andere position der pius-brüder teilen (z.b. in liturgiefragen, oder die mission von juden u.d.g.), aber, dass er die neo-nazi-thesen teilt, halte ich für abwegig. problematisch ist aber, dass er nicht von beginn an eine “klare und deutliche” position gegen den braunen dreck eingenommen hat, sondern sich erst hat bitten lassen müssen. wenn ich etwas in meiner woche in rom gelernt habe, dann, dass die römisch-katholische kirche in ihrer lehrmeinung absolut auf den papst ausgerichtet ist (abweichler haben echt ein problem). gerade deshalb wäre es in genau dieser absolutheit notwendig gewesen, eine sofortige stellungnahme vom “vorstandsvorsitzenden” zu erhalten und nicht nur von seinen regionalen repräsentanten.

Die Meinung dieser Demonstranten auf einer Anti-Vatikan-Demo in Rom teile ich definitiv nicht, aber solche Vergleiche hätten durch ein offenes und klares Eintreten gegen Antisemitismus und für Menschenwürde bereits im Keim erstickt werden können.

Die Meinung dieser Demonstranten auf einer Anti-Vatikan-Demo in Rom teile ich definitiv nicht, aber solche Vergleiche hätten durch ein offenes und klares Eintreten gegen Antisemitismus und für Menschenwürde bereits im Keim erstickt werden können.

entgegenungen, wie die folgende: “offentsichtliches muss man doch nicht noch promulgieren”, wie die eines engagierter vertreter der kurie, sind natürlich grundweg falsch. wenn man möchte, dass offensichtliches offen sichtbar bleibt, dann muss man es auch der öffentlichkeit vorlegen.. andernfalls wird es zu einem öffentlichen geheimnis und gibt anlass zu spekulationen, wenn es nicht gar in vergessenheit gerät. gerade die “hüter” von moral und glauben, sollten dies wissen.

wenn ich also an dem vorgehen der katholischen kirche kritik übe, dann in erster linie dahingehend, dass die kirche ein bild aufgezeichnet hat, welches höchst problematischen personen eine niesche innerhalb ihres gefüges einräumt. problematisch wird dies, weil sich die römisch-katholische-kirche sich per eigendefinition auch als moralisches vorbild für die gesamtgesellschaft sieht, und damit im übertragenen sinne legitimation für neo- und altnazis auch in der gesamtgesellschaft schafft. und, dass dies in keinem fall zutreffend ist, hat die deutsche (medien)öffentlichkeit dankenswerter weise erkannt und zu recht zu einem aktuellen diskussionsthema gemacht.

radio vatikan

meine lieben leserinnen und leser, die stille auf meinem blog ist einer großen zeitlichen belastung geschuldet, die mich zum ende dieses semesters heimgesucht hat. das nahende ende meines ba’s hat zur folge, dass ich nun einige kurse “abarbeiten” muss.

eine kleine insel in dieser zeitlich gefüllten zeit bot eine studienfahrt nach rom. thema war die kurie und die arbeitsweise der leitung der katholischen kirche. für mich gehörte das seminar zum themenblock der vergleichenden religionswissenschaft und war mehr als nur eine pflichtveranstaltung. zum einen war ich noch nie in rom, zum anderen war es für mich höchst spannend, einen der seltenen einblicke in “den vatikan” zu bekommen.

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Shoah und Nationalsozialismus im Unterricht

Für ein Projekt im Rahmen eines Uni-Seminares bin ich (mal wieder) am sammeln von Materialien und Daten und da ich weiß, dass einige meiner LeserInnen engagiert in Gemeinden sind, veröffentlich ich diesen Aufruf auch hier in meinem Blog.

Zielgruppe meiner Anfrage sind diesmal ausschließlich jüdische Gemeinden. Es geht um Unterricht für jüdische Kinder und Jugendliche. Andere Studenten betrachten das Thema aus anderen Blickwinkeln, so dass am Ende ein breites Spektum abgedeckt sein wird.

Hier meine Anfrage:

Sehr geehrte Gemeindevertreterinnen und – vertreter,

im Rahmen eines Studienprojektes an der Universität Potsdam brauche ich Ihre Unterstützung und möchte Sie herzlich Bitten, mir bei der Suche nach Unterrichtsmaterialien und der Beantwortung einiger Fragen zu helfen.

Konkret suche ich Unterrichtsmaterial für jüdische Kinder- und Jugendliche zu den Themen Shoah und Nationalsozialismus. Haben Sie in Ihrer Gemeinde solches Material, dass Sie im Unterricht (z.B. Bar-/Bat-Mitzwah Unterricht) verwenden? Es wäre mir sehr geholfen, wenn Sie mir Kopien dieses Materials zukommen lassen könnten, bzw. mir genauere Angaben über die Materialien und deren Bezugsquellen zusenden könnten?

Desweiteren habe ich nachfolgend einige Fragen formuliert, die ich Sie herzlich bitte möchte, mir ausgefüllt, per Email (schell -at-  uni-potsdam.de), per Fax (030) 63429784, oder per Post (Adrian M. Schell, Postfach 100320, 10563 Berlin), zurücksenden.

Das Ergebnis dieser kleinen Umfrage schicke ich Ihnen selbstverständlich zu. Die Materialen, soweit keine Urheberrechtsbeschränkungen vorliegen und wenn dies von den Herausgebern genehmigt wurde, ebenfalls.
Herzlichen Dank im Voraus

Adrian Michael Schell
Rabbinerstudent / Uni Potsdam Jüdische Studien

Fragebogen an jüdische Gemeinden (Word-Dokument)

Ich danke Ihnen/Euch für die Unterstützung und bin gespannt auf die Rückmeldungen.

letzter schultag

in diesem semester…

Meine Lieblingsbaustelle - direkt neben dem Hörsaal

Meine Lieblingsbaustelle - direkt neben dem Hörsaal

vergangenen mittwoch war mein letzter tag mit vorlesungen im nun vergangenen semester und ich schaue ihm mit einigen tränenden und auch einigen lachenden augen hinterher. es war – um mit dem typischen studentischen sprachgebrauch zu beginnen, und um es dann auch gleich hinter mir zu lassen – eine echt anstrengende zeit. die kursanzahl war recht hoch und der scheinoutput wird wohl recht niedrig sein, da ich z.b. einen hebräischkurs nur für meine weiterbildung belegt habe, aber dank des wunderbaren ba-systems keine “credits” dafür bekommen kann. laut studienordnung habe ich neuhebräisch bereits mit dem kurs aus dem letzten semester ordentlich abgeschlossen und damit hat sich das auch.

Zofia sei Dank - Hunderttausend Mal

Zofia sei Dank - Hunderttausend Mal

überhaupt. dieses ba-studienordnung macht das studieren eh sehr schwierig. es geht eher darum, das kurzzeitgedächtnis eines studenten zu stimmulieren. ein bissl von dem und ein bissl von dem und möglichst nicht zu weit den deckel der wissenschaft öffnen – es könnte ja sein, dass sich ein junger mensch in einem thema festbeißen könnte und damit einen gewissen erkenntnisgewinn davon tragen könnte, den man – der vergleichbarkeit mit anderen universitäten (weltweit) zuliebe, so nicht haben will. wenn nach dem ba sich ein teil der studenten verabschiedet hat, versucht man das wohl über den master wieder gerade zu biegen, aber ob das der bildungsoffensive in deutschland nützlich sein wird.

aber ich will nicht zu viel klagen, denn an der uni potsdam (so zumindest in meiner studienrichtung) gibt es doch ein wenig platz für exoten und nicht alle müssen sich der verschulten einförmigkeit hingeben. professoren und dozenten scheinen es tatsächlich noch zu mögen, wenn studenten hausarbeiten statt klausuren schreiben wollen und einige unterstützen diese waghalsigen ausbrüche mit ernsthafter studienbegleitung. so ist es mir zumindest geschehen.

Nach der Vorlesung - Semesterende !!!

Nach der Vorlesung - Semesterende !!!

zurück zum letzten semester: spannend war die vorlesung zu sozialismus und antisemitismus (vorallem vor 1950). ein eindruck, dass in der linken (nicht nur die pds-nachfolgepartei, sondern die linken politischen bewegungen als ganzes) antisemitismus ein unerwünschtes, aber gängiges phänomen war und ist, konnte nicht beseitigt werden, aber die betrachtung ist nun für mich differenzierter möglich. die tiefen verwurzelung antijüdischer resentiments innerhalb des linken spektrums sind für mich erschreckend deutlich geworden, aber auch der andauernde kampf, der von anfang an von politikern innerhalb der linken dagegen geführt wurde. auch wichtig, dass der antisemitismus innerhalb der linken nichts mit dem antizionismus zu tun hat. es wäre eine faule ausrede, den antisemitismus auf die ablehnung des zionismus’ reduzieren zu wollen. letzteres entstand im wesentlichen aus der ablehnung sämtlicher nationalen bestrebungen innerhalb der kommunistischen / sozialistischen bewegung und war damit konträr zur propagierten ideologie, während antisemitismus durchaus auch als ein politisches instrument und in den gleichen abartigen erscheinungsformen wie in allen anderen politischen- und gesellschaftlichen gruppierungen zu finden war und leider noch immer ist.

Und zum Abschied weinte der Himmel ...

Und zum Abschied weinte der Himmel ...

meine anderen kurse an der uni: amida – wissen vertieft, hebräische quellen – erhellend: versucht einmal nur eine fussnote von ginzburgs ‘legends of the jews’ rückwärts aufzudröseln, d.h. die quellen, die dieser geniale wissenschaftler verwendet hat, mit hilfe des internets und von bibliotheken, ausfindig zu machen und nachzuprüfen. es gelingt und mehrere große a-ha-erlebnisse sind eingeschlossen, aber auch viele stunden von irrwegen und toten links. (eine gute linksammlung stelle ich die tage mal ins netz.)

jüdische religionsgeschichte – die klausur wird zeigen, wie weit ich das gehörte verinnerlicht habe und die vorlesung zum jüdischen eherecht war ein amüsanter ausflug in die wandlungsfähigkeit biblischer quellen durch die halacha in die heutige wirklichkeit, eingeschlossen aller “stilblüten”.

Blick in die Übung zur Amida. Mit den üblichen Auflösungserscheinungen am Ende das Semesters

Blick in die Übung zur Amida. Mit den üblichen Auflösungserscheinungen am Ende das Semesters

in diesem semester habe ich wieder einen kurs angeboten, in dem ich – diesmal zusammen mit einer weiteren studentin – ein seminar inhaltlich begleitet und vertief habe. es war kein reines tutorium, sondern eine übung, was bedeutet, dass es auch – für die ba studienordnung wichtige – credits für die teilnehmerInnen gab. es hat mir – erneut nach dem tutorium im letzten jahr – durchaus einige freude bereitet und ich habe manches dazulernen können.

soviel als rückblick auf das uni-potsdam semester. der rückblick auf mein geiger-semester folgt, spätestens nach dem nächsten wochenende, wenn ich zum letzten mal die gemeinde in hameln im rahmen meines praktikums besucht haben werde.

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