Category: Berlin (Page 4 of 4)

Veranstaltungstipp

arzenuarzenu ist eine Vereinigung progressiver Jüdinnen und Juden, in dessen Bundesvorstand ich bin. In knapp zwei Wochen bieten wir eine Führung durch die Ausstellung Hermann Struck im CJ in der Oranienburger Straße an. Kostenlos.  Einen ausführliche Ausstellungsbeschreibung findet Ihr unter: http://www.j-zeit.de/archiv/artikel.612.html

arzenu bietet am Sonntag, den 12. August, 15.00 Uhr, eine kostenlose Führung durch die Ausstellung “Hermann Struck. Berliner Künstler und früher Zionist” im Berliner Centrum Judaicum an. Die Führung übernimmt für uns dankenswerterweise die Ausstellungskuratorin Dr. Chana Schütz. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Eine verbindliche Anmeldung ist bis zum 10. August möglich bei Hartmut Bomhoff unter bomhoff@arzenu.de.

Informationen zur Ausstellung finden sich unter anderem im Archiv der Jüdischen Zeitung (www.j-zeit.de).

Mehr Informationen zu arzenu findet Ihr unter www.arzenu.de

Nein Danke!

Gegen Judenmissionnun erlebt man ja schon mal das eine oder andere, wenn man als erkennbarer jude auf deutschlands straßen unterwegs ist und klar ist auch, das einem ab und an mal der puls fast davon rennt, aber doch kommt es immer mal wieder vor, dass einem eine begegnung den atem verschlägt und man sich fragt, ob man noch im richtigen film ist.

so bringt mein campus-leben in der uni-potsdam die einen oder anderen fragenden blicke mit sich, mehr oder weniger dumme oder kluge fragen zum judentum, diskusssionen um kippa in der öffentlichkeit oder nicht und auch mal “schräge” sonstige ereignisse, aber höhe punkt meines letzten semesters in diesem sinne war der versuch zweier älterer herren mich davon zu überzeugen, das ich nur unzureichend an G’tt glauben würde, wenn ich nicht an jesus glauben würde.

aufgefallen sind mir die beiden schon eher, aber bisher haben sie mich nicht weiter interessiert, weil ich mir dachte, dass hier halt zwei als gaststudenten studieren, die einen starken christlichen glauben haben, aber trotzdem etwas über ihre “jüdischen wurzeln” in ihrem glauben erfahren wollten. in diesem semester aber legten sie sich richtig ins zeug. im grunde erhielt jeder, der erkennbar, oder weniger erkennbar jüdisch ist ihre schriften in die hand gedrückt und wurde von ihnen ins gespräch verwickelt. für meinen russischsprachigen komillitonen holten sie sich russischsprachige unterstützung, für unseren amerikanischen gastproffessor gab es broschüren auf englisch und diskussionen in der vorlesung (“wie können juden G’ttes wort ablehnen und behaupten, dass die tora nicht im himmel ist”) und für mich eben die attacke zwischen tür und angel von eben jenen beiden, gleich von zwei seiten aus – ich sass sozudagen in der missionsfalle.

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einladung

 wer in berlin ist, den empfehle ich folgende veranstaltung:

 Das Abraham Geiger Kolleg und das Centrum Judaicum laden Sie herzlich

Zur 4. Emil Fackenheim Lecture

am: 1. März 2007, 19.00 Uhr
im Centrum Judaicum
Oranienburger Strasse 28-30
10117 Berlin

Einführung: Prof. Susannah Heschel

Vortrag: Rabbiner Dr. Michael Marmur
Dean des Hebrew Union College – Jewish Institute of Religion Jerusalem Emil Fackenheim Lecturer 2007 „Heschel’s Rambam and Heschel’s Maimonides: On the Duality of Jewish Existence“

Der jüdische Religionsphilosoph Emil Fackenheim sel. A. erhielt im Juli 2002 im Jüdischen Museum Berlin den Abraham Geiger Preis. Mit seinem philosophischen Lebenswerk hatte Emil Fackenheim Wege für die Möglichkeit eines religiösen Judentums nach der Schoa gewiesen. Der Preisträger errichtete daraufhin die „Emil Fackenheim Lecture“ am Abraham Geiger Kolleg.
Damit soll ein bedeutender Gelehrter auf dem Gebiet des Judentums geehrt werden, dessen Werk für die Verbindung von Tradition und Moderne in Forschung und religiöser Praxis steht. 2007 ist dies Rabbiner Dr. Michael Marmur aus Jerusalem. Er widmet seinen Vortrag Abraham Joshua Heschel zum 100. Geburtstag.

Die Veranstaltung findet statt in Kooperation mit

Synagoge Hüttenweg
Masorti
Synagoge Oranienburger Straße
World Union for Progressive Judaism

synagogentest hüttenweg

es wird dringend zeit, dass ich meine “testreihe” der berliner synagogen fortsetze.

 zu erst ein kleiner nachtrag zum fränkelufer. inzwischen habe ich es auch geschafft, mal zum shacharit samstags dort zu sein. wie freitag abends ist die stimmung sehr angenehm. wenn ich nicht so weit weg von der synagoge wohnen würde, könnte ich mir gut vorstellen, dass ich dort öfter anzutreffen wäre.

leider ist die gemeinde nicht ganz so progressiv, wie ich es mir gewünscht hätte, frauen erhalten keine torah aufrufe, aber trotzdem habe ich den eindruck, dass sie hier definitiv einen großen anteil daran haben, dass die atmosphäre in der synagoge stimmt 🙂

ein lob noch für den jungen mann, der zum teil vorgebetet hat und aus der torah gelesen hat. ich meine mich zu erinnern, dass er joschi heißt. wenn ich sehe, wie gut er ist, weiss ich, dass ich noch einen langen weg vor mir habe. kol ha-kavod – meine ganze hochachtung an ihn.

synagoge hüttenweg - das teamnun zum hüttenweg. in den vergangenen wochen habe ich zwei mal den weiten weg in den berliner südwesten unternommen um dem jüngsten mitglied der union progressiver juden einen besuch abzustatten. der G’ttesdienst am freitag abend beginnt um 20.30 uhr und ist damit, zumindest in den wintermonaten der absolute ausreißer in der berliner gemeinde.

letzten shabbat haben wir, ganz unorthodox, wie es sich wohl auch für diesen fall gehört, das shabbatessen VOR dem synagogenbesuch gelegt, den eines wusste ich schon von meinem ersten besuch dort. vor 23.00 uhr ist man nicht wieder zurück in charlottenburg, wenn man nach dem G’ttesdienst noch ein wenig mit dem mitbeterInnen reden möchte.

der G’ttesdienst an sich ist kurz, eine gekürzte version der pestalozzi-straße. inklusive “predigt” ca. 45 minuten. okay, das ist im orthodoxen verhältnissen genau im zeitrahmen, aber im liberalen kontext bedeutet dies eine deutliche straffung. leider geht diese – so empfinde ich es – zu lasten der amida. selbst ein geübter leser schafft es nicht, sie komplett zu lesen. also lieber augen zu und ein  bisschen meditieren und so die zeit nutzen um mit G’tt zu kommunizieren. ich denke aber, dass die stammbeter sehr an den ablauf gewöhnt sind und ihre kawanah finden. die ca. 60-70 beterinnen und beter beteiligen sich auf jeden fall aktiv und das ist in meiner bewertung ein echter plusspunkt.

was man deutlich in dieser gemeinde spürt, dass viele der mitglieder aktiv zu ihrem entstehen beigetragen haben und immer noch beitragen. dies ist keine gemeinde, in der nur konsumieren möglich ist. die zuschüsse durch die berliner gemeinde beschränken sich auf einen kleinen sokel, der durch die mitglieder großzügig ergänzt wird. jeder hat eine kleine geschichte zu den erfolgen und auch misserfolgen der gemeinde zu erzählen und wie die gemeinde aus den amerikanischen ursprüngen heraus entstanden ist.

man merkt auch,  dass die beter dort eine echte betergemeinschaft bilden. das kann dazu führen, dass man vielleicht bei dem ersten besuch dort ein wenig verlassen rumsteht, jedoch wird sich das sicherlich mit dem zweiten oder dritten mal, an dem man dort ist ändern. wir wurden herzlich willkommen geheißen und der rabbiner hat sich viel zeit für uns genommen, so dass es mit sicherheit nicht mein letzter gang in den süden berlins war. bald ist ja wieder sommer und es wird sich viel “natürlicher” anfühlen, erst um 20.30 in die synagoge zu gehen.

mein fazit: eine echte, liberale, egalitäre, moderne mitmach-gemeinde, die eine echte alternative zu den innenstadtsynagogen darstellt. an den G’ttesdienstablauf muss man sich aber gewöhnen, vor allem, wenn man etwas traditionelleres gewohnt ist.

dicke 4 sterne von mir.

website: http://www.huettenweg.de

Mazal Tov

die synagogengemeinde “beit or” in berlin (oranienburger straße) hat endlich einen rabbiner. besser gesagt, eine rabbinerin.

(c) www.or-synagoge.de

und zwar rabbinerin gesa s. ederberg.

sie ist damit, wenn ich mich nicht irre, die erste rabbinerin, die von der berliner gemeinde angestellt wurde. wenn wir immer wieder hören, dass jüdisches leben in deutschland in der realen welt ankommt, dann ist dies für mich mit absoluter bestimmtheit ein großer schritt dahin.

gesa ist übrigens auch bei uns am kolleg als dozentin. mehr zu ihr habe ich schnell mal den seiten “ihrer” gemeinde entnommen: (http://www.or-synagoge.de)

  •  
    • Rabbinatsstudium am Schechter Institute for Jewish Studies in Jerusalem – 2002 Smicha (Ordination)
    • Geschäftsführung Masorti e.V.
    • Executive Vice President of the European Region of the Rabbinical Assembly
    • Gründungsmitglied der Allgemeinen Rabbinerkonferenz des Zentralrats
    • Amtiert regelmässig in der Synagoge Oranienburger Strasse in Berlin
    • Rabbinische Betreuung und Überwachung der Kaschrut im Kindergarten des Masorti e.V.

zur neuen aufgabe wünsche ich gesa alles gute und viel kraft. der gemeinde wünsche ich, dass sie durch die führung von gesa ederberg weiter wächst und neue impulse, über die oranienburger straße hinaus setzen kann. 

zeit für ein wunder ?!

habt ihr alles chanukkah-geld beim dreidl-spiel verloren, oder habt ihr noch etwas übrig, das ihr für einen guten zweck spenden könntet?

ich war heute abend auf einem benefizkonzert zugunsten eines jungen paares, dass durch (bürokratische) richtlinien getrennt wurde und nun geld für – in meinen augen einen bürokratischen scherz – zahlen muss.

fangen wir aber von vorne an: inna goldberg (20), ursprünglich aus der ukraine, ist eine junge jüdin, die in ihrer heimatstadt hameln 1998 ihre große liebe kennengelernt hat. im dezember 2005 wurde ihr freund, nach 15 jährigem aufenthalt in deutschland, zusammen mit seiner familie aus deutschland abgeschoben, nicht weil er straffällig wurde, oder weil er dem staat “unnötige” kosten verursachte (im gegenteil, er machte gerade eine ausbildung), sondern weil das aufenthaltsrecht ausgelaufen war. KACHA.

die beiden heirateten im februar 2006 und er beantragte ein visum zur familienzusammenführung. inna berichtete heute abend:

doch dieser prozess sollte länger dauern und fürchterlicher sein, als wir es uns je vorstellen konnten. mein alltag bestand nun daraus, in jeder freien minute behördengänge zu erledigen und dafür zu kämpfen, dass er wieder zurückkommen darf.” es folgten viele weitere steine auf innas weg, inklusive einer prüfung, ob es sich bei der ehe nicht um eine scheinehe handelte. “jetzt stehe ich vor einer hürde, die ich auch mit aller willenskraft und kampfgeist nicht mehr alleine bewältigen kann. für die einreise meines mannes verlangt die ausländerbehörde 5.000,- euro von mir“.

der staat verlangt von den beiden die zurückerstattung der entstanden abschiebekosten. das klingt absurd, scheint aber wohl eine bürokratische realität zu sein. lange darüber zu diskutieren würde nur die schnelle wiedervereinigung der beiden verhindern. das eine junge schülerin 5.000,- euro nicht aus der portokasse zahlen kann ist verständlich, für uns alle zusammen aber sicher machbar.

chanukkah ist ein fest, dass uns an ein wunder erinnern soll und daran, dass wir für einander einstehen können. ich glaube, dass dies genau ein solcher anlass ist. inna wünscht sich nichts mehr, als

endlich wieder ein normales, glückliches und vor allem gemeinsames leben” mit ihrem mann führen zu können.

bitte helft ihr dabei und spendet ein wenig von eurem chanukkah-geld:

Spendenkonto: Inna Goldberg, Berliner Volksbank, BLZ 100 900 00, Konto 73 22 16 40 11.

synagogentest II

seid simacht torah sind ja schon wieder einige wochen ins land gezogen und selbstverständlich habe ich meine hopping-tour fortgesetzt, jedoch in nicht so großen sprüngen, wie ursprünglich geplant.

meinem test kann ich als neu-entdeckung nur das fraenkelufer hinzufügen, jedoch möchte ich noch etwas auführlicher auf beit or in der oranienburger synagoge eingehen, da ich diese gemeinde am längsten in berlin kenne und hier schon oft mitbeter sein durfte.

zunächst ans fraenkelufer. es war insgesamt das dritte mal, dass ich dort war und immer wieder erfreut mich die freundliche begrüßung, die einem dort entgegen gebracht wird. es ist nicht nur der gabbai, der einem freundlich die hand reicht, sondern mehr oder weniger alle anwesenden strahlen aus, dass man willkommen ist.

der ritus ist konservativ-orthodox. als siddur liegen shma kolenu und die hefte der zwst aus. frauen und männer sitzen (irgendwie) getrennt, aber nicht räumlich getrennt, es ist irgendwie wie in einem fussballstadion – in block a sitzen die frauen, in den restlichen die männer. ob und wie weit frauen zur torah aufgerufen werden, oder anderweitig eingebunden werden, weiss ich noch nicht, aber vielleicht wisst ihr ja schon mehr, andernfalls bekomme ich das sicher in den nächsten wochen raus. grundsätzlich habe ich aber den eindruck, dass frauen ebenfalls herzlich willkommen sind. essen gibt es nicht. die synagoge am fraenkelufer erhält von mir 3 von 5 sterne.

welchseln wir die lokalität zu der frauenversteher-synagoge schlechthin. okay. das ist vielleicht böser gesagt als gemeint, aber, die gemeinde, die einer jüdische frau, die aktiv am syagogenleben teilhaben will, am meisten entfalltungsmöglichkeiten bietet, ist und bleibt beit or in der oranienburger synagoge. hier darf frau aus der torah vorlesen, wenn sie möchte auch mit ihrem kind auf dem arm, die draschah darf feministische züge haben und eigentlich alles darf von frauen gestaltet werden. manchmal, aber das ist wirklich die ausnahme, geht das ganze zu lasten einer ausgewogenen verteilung zwischen frau und mann, und die benachteiligung von männern kann ja wohl nicht sinn und zweck der ganzen übung sein.

am meisten stört mich an der synagogengemeinde beit or die unterschwellig schwelenden kämpfe. den einen ist die gemeinde zu liberal, den anderen zu konservativ, die einen mögen den nicht, die anderen das nicht, da gibt es den einen minjan, da den anderen …usw. auch mir, der nur unregelmäßig die gemeinde besucht, bleibt die spannung nicht verborgen – eindeutig ein schabbat-launen-abtörner.

aber, da ich ja auch eine vorstellung von dem habe, wie die G’ttesdienste dort aussehen sollten, hier meine zwei anmerkungen: eine weitere traditionelle synagoge braucht berlin nicht, also weg mit dem mussaf, den 7 alliot, und den 50tausend kaddisch-wiederholungen. man bzw. frau kann ab und an auch mal ein gebet auf deutsch oder russisch sagen, denn das ist die tradition in der eigentlich die gemeinde stehen sollte. böse könnte man sonst in einigen jahren behaupten, beit or sei ein orthodoxer frauen minjan.

der anschließende kiddusch mit ordentlichem (mitgebrachtem) essen ist ein echtes highlight. die stimmung ist fröhlich und er gibt auch gästen das gefühl, am shabbat teil einer jüdischen familie zu sein. aber – und dies ist meine zweite anmerkung – leider viel zu selten. warum nicht jede woche, und dann bitte freitag abends und samstags. es gibt genügend einsame jüdische menschen, auf die nur eine dunkle wohnung wartet. die gemeinde sollte hier ihr großes plus an offenheit nutzen. und seid nett mit dem menschen, der das ganze vorbereitet, eine echte meisterleistung.

eine weitere meisterleistung ist die aktuelle website . für beit or 3,5 sterne von 5 .

eingezogen

Nun bin ich ein weiteres Stück in Berlin angekommen. Unsere Berliner Wohnung ist jetzt eine jüdische Wohnung, nachdem wir nach einem schönen Shabbat-Ausgang eher spontan die Mezusot an die Türen angebracht haben.

simchat-torah 2

es war natürlich selbstvertändlich, dass wir nach dem für mich so neuen, aber dadurch auch umso schöneren G’ttesdienst in der sefardischen synagoge zum Kiddusch eingeladen wurden. das was uns serviert wurde war sehr schmackhaft und aussreichend – übrigens scheint es nach meinen bisherigen erfahrungen die einzige gemeinde in berlin zu sein, die eine fleischige küche hat (bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege).

mit einem wohligen gefühl im bauch und eingigen ohrwürmern der dort vernommenen melodien folgte eine kurze nacht. das wiederkommen am ächsten morgen war für mich beschlossne sache und so änderte ich mein hopping durch die berliner synagogen-szene kuzfristig ab und kam auch am sonntag in der früh wieder in die gemeindeum simchat torah dort zu feiern.

ich bedaure, dass ich euch keine fotos oder einen film präsentieren kann. wie am vorabend wurden wir freundlich empfangen und herzlich in das was folgte mit eingebunden. es sei auch n dieser stelle erwähnt, dass in sefardischen gemeinden fast alles aus dem siddur laut vorgebetet wird, so dass der geneigte mitbeter wesentlich besser folgen kann und – zum beispiel der nicht-muttersprachler – sein hebräisch-kenntnisse durchaus aufpolieren kann (großes plus: sefardische aussprache).

ein kleiner warnhinweis: die bracha nach der Torah-lesung unterscheidet sich ein wenig von der aschkenasischen. also, besser nicht auswenig den segen sprechen, sondern ablesen. es verhindert eine enttarnung 🙂

um den bericht nicht in die länge zu ziehen und euch die möglichkeit zu geben, eigene eindrücke zu gewinnen, schließe ich an dieser stelle meinen bericht über die jüngste synagogengemeinde innerhalb der jüdischen gemeinde zu berlin ab. allen, die in der nächsten zeit nach berlin kommen, ist hiermit ein besuch der synagoge wärmstens ans herz gelegt. es gibt “selbstverständlich” einen täglichen schacharit (um 7.30h).

mein synagogenhopping-wochenende endete am montag mit einem schacharit in der joachimsthaler synagoge. was erwartet einen: klassisch aschkenasisch-orthodox, ideal für leute, die auf der einen seite eine gemeinschaft suchen mit der sie beten können, auf der anderen seite, vor dem ersten kaffee eigentlich mit niemanden reden wollen. wenig junge menschen. alles in allem eine ruhige, medidative atmosphäre. sicher nicht der höhepunkt meines wochenendes, aber ein würdiger abschluss. (ach so, wer der aschkenasischn aussprache nicht so mächtig ist, sollte sich dringend neben jemanden setzten, der einem ab und an zeigt, wo man sich gerade im siddur befindet.)

simchat-torah 1

eigentlich bin ich ja nicht der größte fan von berlin, aber das letzte wochenende hat dazu beigetragen, dass ich doch noch einer werden könnte. natürlich nur in bezug auf das jüdische leben, was sich über die letzten tage hin als außerordentlich vielseitig gezeigt hatte, über den rest der stadt und meiner dazugehörigen eindrücke lege ich mal lieber den mantel des schweigens.

nun gut. fangen wir damit an, dass ein besuch aus israel sich für freitag ankündigte und ich ihm anbot, dass er mich zum G’ttesdienst begleiten könne. besuch aus israel heisst in der regel entweder religiös und orthodox, oder nicht-obeservant und orthodox, libral ist die große ausnahme. ich bot ihm daher vorausschauend an, in einen der tradtitionellen, ortodoxeren synagogen den G’ttesdiesnt zu feiern oder, kontrast muss ja sein, classical reform in der pestalozzi-strassse, also mit orgel, chor und museumscharakter.

nadav entschied sich für classical reform, sowas kannte er nicht und er war neugierig. nach einem freundlichen sicherheitscheck kam mein besucher nicht aus dem staunen heraus. ich weiss nicht, wer von euch die synagoge von innen kennt, aber sie hat eben keine bimah in der mitte und die bestuhlung hat schon eher was von weniger bequemen alten bahnhofbänken, aber auf der anderen seite ist sie eine schöne, helle und beeindruckende synagoge – etwas überheizt.

es war durchaus eine ordentliche anzahl beter da und mit dem ersten orgelton war meinem besucher klar, dass er sich auf etwas gaaaanz neues einzustellen hatte: kantor mit mikrophon, das seine stimme bis zur unkenntlichkeit verzerrt, chor mit frauenstimmen, eigenwillige anordnung der gebete und wenig aktive menschen. im wesentlichen wurde geschwätzt und dem schauspiel im vorderen teil der synagoge keine aufmerksamkeit geschenkt – achtung, gilt nicht für alle teilnehmer des G’ttesdienstes, aber war zumindest so ansteckend, dass ich keine hemmungen hatte, Nadav zu erklären, was genau passiert und wie dieser ritus innerhlab der jüdischen welt einzuordnen ist. bis auf einige, wenige einschübe hatte ich eher nicht den eindruck, dass wir am vorabend zu schemini azeret stehen, es kann aber auch sein, dass meine aufmerksam eher beim gespräch mit meinem nachbarn lag.

mit einem kurzen und schönen kiddusch in der sukka klang der abend in der pestalozzi straße aus. an dem gemeinsamen singen müssen wir alle noch üben, aber das ist ja in der dortigen synagoge auch eher nicht notwendig.

für mitsinger ist in berlin eh am besten die oranienburger synagoge geeignet. mitmachen ist absolut erwünscht und macht zudem auch noch spass. da die dortige gemeinde den jüdischen kalender gemäß der israelischen tradition beachtet, wurde nicht nur schemini azeret begangen, sondern auch simchat torah. ein langer G’ttesdienst, mit hallel, hakafot, Torah-lesung und viel singen.

ein wichtiger warnhinweis: die hagba’a für rechtshänder, wenn die Torah auf bereschit gestellt ist, ist eher schwierig und sollte entweder geübt sein, oder bedarf vieler, die drum herum stehen und ängstlich die hände in richtung der Rolle halten, um sie notfalls zu fangen. ich war nicht so geübt.

nach einem leckeren kiddusch – bestehend aus teils mitgebrachten milchigen/parven speisen – gab es eine spontaneinladung zu mitstudenten von mir, was meine persönliche feiertagsstimmung bei 100% hielt. nach viel schokolade (jona hat eine schokoladenfabrik ausgeraubt) beschlossen wir, erev simachat torah (diesmal wieder nach dem diaspora kalender berechnet) in der sefardischen synagoge zu feiern.

ich war zum ersten mal dort und es war ein wunderschönes erlebnis. zuerst aber ein hinweis an die frauen unter meinen leserInnen. es handelt sich dabei um eine orthodoxe gemeinde, d.h. seperat sitzen und passiv sein, aber der frauenbereich ist so zentral in der synagoge, dass frau mittem im geschehen sitzt und zumindest alles perfekt sehen kann (der einizig negative punkt in der synagogenbewertung). im anfang waren wir noch ein wenig aufgeschmissen, was den ablauf im siddur anging, aber die gemeindemitglieder waren so aufgeschlossen und freundlich, dass wir schnell den passenden siddur auf der richtigen seite in der hand hatten und unsere sitzpläte am rand zugunsten eines mitfeierns in der mitte der synagoge getauscht hatten. wer es uns gleich machen will, und die sefardische synagoge in berlin besuchen möchte, den erwarten tolle melodien und eine sehr lebendige gemeinde.

teil zwei des berichtes folgt in kürze 🙂

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