Category: Dialog (Page 2 of 4)

rückblick – eine glosse zum wochenende

die medienarbeit der katholischen kirche ist weiterhin bedauernswert schlecht. ich kann mich nicht dem eigenen gedankenspielen entziehen, dass hier eine große verschwörung im gange ist. nur eines wird mir dabei nicht klar: welche rolle spielen wir juden darin?

nach einer woche medientraining bin ich zwar noch kein experte, aber ich meine zu erkennen, dass man auf seiten der papst-liga zur zeit jedes mediale fettnäpfchen in angriff nimmt, dass sich einem auftut. möglichst viele linke (katholiken) vergraulen, damit man rechts voranschreiten kann, könnte natürlich auch ein ziel sein. dass der papst wieder gegen kondome wettert ist für mich unbegreiflich. welcher schutz von leben kann mit einer solchen aussage noch gemeint sein. seine äußerungen sind genauso unverantwortlich wie die junger menschen, die meinen, auf kondome könne man verzichten, da HIV ja mit medikamenten kontrolliert werden könne.

sicher, kondome sind kein allheilmittel und die welt als ganzes muss nach möglichkeiten suchen, HIV und damit auch AIDS zu besiegen, aber, ein verantwortungsbewusster umgang mit dem thema sexualität und keine tabus, ist und bleibt die basis, auf der überhaupt erst ein schritt raus aus der krise unternommen werden kann. die haltung aus rom ist meines erachtens menschenverachtend und zeigt, dass die wahl ratzingers leider eine falsche war.

mit der frage der pius-brunderschaft wurde ich ebenfalls wieder in wien konfrontiert. ein interview mit Bernard Fellay, generaloberer der pius-brüder in der wochenzeitschrift profil zeigt, dass die ausgestreckte hand des papstes inzwischen staub und spinnweben angesetzt haben muss. es wird wohl eher kein entgegenkommen geben. und nachdem klar ist, dass juden nur das stroh waren, um das eigentliche feuer zur vernichtung aller katholiken in den öfen der nazis anzufachen, hat die piusbruderschaft das letzte rätsel der shoah aufgedeckt. her mit dem schlussstrich.

da passt auch der vorstoß kardinal meisners hinein, der weiterhin eine entschuldigung der kanzlerin erwartet. die öffentliche “papstmäkelei”  würde uns, so die argumentation meisners, in aller welt lächerlich machen. ups. entschuldigung. aber könnte es nicht so sein, dass die klaren worte der bundeskanzlerin eher umgekehrt bewertet werden müssten. deutschland ist kein platz für holocaust-leugner, die kirchen sind kein platz für holocaust-leugner. mir erscheint das nicht lächerlich, aber ich bin ja auch nur ein zaungast.

shabbat shalom

(vorherige artikel zu dem thema hier und hier)

Koscher – gibt es das auch im Islam

Judentum und Islam ?

Judentum und Islam ?

Einen sehr interessanten Beitrag zum jüdisch.islamischen Dialog habe ich bei der Deutschen Welle entdeckt. Der Film ist knapp 30 Minuten lang und kann online abgerufen werden:

http://www.dw-world.de/popups/popup_single_mediaplayer/0,,3988059_type_video_struct_3609_contentId_2576946,00.html

oder:

http://www.dw-world.de/dw/0,,3609,00.html (rechts Unten im Archiv den Beitrag auswählen).

Shabbat Shalom

Ein Rabbinerstudent im Vatikan

In der Märkischen Allgemeinen wurde über meinen Besuch in Rom auch berichtet. Der Bericht ist hier abgedruckt und nachfolgend zum nachlesen (Bericht vom 26.2.2009 von Rüdiger Braun):

Adrian Michael Schell tat sich sechs Tage lang in der Kurie um / Verhaltene Kritik, aber auch Verständnis für Benedikt XVI. im Fall Williamson

POTSDAM – Begegnungen zwischen Juden und der katholischen Kirche sind seit der Diskussion um die Wiederaufnahme des Holocaust-Leugners Richard Williamson in die Kirche nicht leichter geworden. Dass sie dennoch gelingen können, weiß Adrian Michael Schell. Der Potsdamer Rabbinerstudent hat zusammen mit einigen Kommilitonen in der zweiten Februarwoche den Vatikan besucht. Das umfangreiche Programm war als Seminar am Potsdamer Abraham-Geiger-Kolleg angeboten worden. Dort lässt sich Schell seit 2006 zum Rabbiner ausbilden.

Continue reading

radio vatikan

meine lieben leserinnen und leser, die stille auf meinem blog ist einer großen zeitlichen belastung geschuldet, die mich zum ende dieses semesters heimgesucht hat. das nahende ende meines ba’s hat zur folge, dass ich nun einige kurse “abarbeiten” muss.

eine kleine insel in dieser zeitlich gefüllten zeit bot eine studienfahrt nach rom. thema war die kurie und die arbeitsweise der leitung der katholischen kirche. für mich gehörte das seminar zum themenblock der vergleichenden religionswissenschaft und war mehr als nur eine pflichtveranstaltung. zum einen war ich noch nie in rom, zum anderen war es für mich höchst spannend, einen der seltenen einblicke in “den vatikan” zu bekommen.

Continue reading

zwischenruf zur waffenruhe

als ich den artikel angefangen habe, war die lage in gaza noch eine andere, der krieg war noch nicht durch die waffenruhe unterbrochen. die frage, wie ich als religiöser jude, zionist, humanist und pazifist mit diesem, wie mit jedem anderen krieg umgehen soll und kann, hat mich wirklich umgetrieben und eine antwort ist weiterhin nicht einfach zu geben.

das schweigen der waffen offenbart – zum glück – jedoch wieder den blick auf die zukunft und befreit uns hoffentlich aus den ketten der gewaltspirale. wünschenwert ist und wäre, wenn nun alle, die für israel und palästina auf die straßen gegangen sind, jetzt auch den friedensprozess unterstützend begleiten. wenn statt der feindschaft, die entstanden ist, die bereitschaft erwächst, aufeinander zuzugehen, wäre ein großer schritt für ein wirkliches miteinander geschafft. und bitte: auch hier in deutschland. der dialog zwischen den religionen muss weitergehen. wir müssen und sollten hier zusammen leben können, denn eine zweistaatenlösung gibt es hier nicht und wäre ein fatales signal an unsere umwelt.

*** im moment bin ich leider sehr durch arbeiten an der uni und am kolleg eingebunden, so dass ich kaum dazu komme, hier etwas zu schreiben. trotzdem versuche ich ab und an durch “zwischenrufe” mich zu melden.

*** ich suche noch weiterhin materialien zum thema “Shoah und Nationalsozialismus im Unterricht” – hier geht es zum artikel ->

die rolle der deutschen

seit zwei tagen bin ich nun auf der konferenz in zypern. wir sitzen in einem bauhaus hotel abseits der touristenmeilen und größeren städte auf einem berg. auch wenn dieser berg kein vulkan ist, birgt dieser ort doch viel sprengstoff und kleine eruptionen gab es auch schon. das explosive gemisch entstammt nicht der natur, sondern den virtuellen rucksäcken, die ein jeder teilnehmer mitgebracht hat.

wie ich in einem vorherigen beitrag geschrieben habe, ist die konferenz eine zusammenkunft von mehrheitlich psychologen/sychotherapeuten und -analysten aus israelis, deutschen und palästinensern/arabern und anderen. Continue reading

Gruppendynamiken

derzeit beobachte ich ja noch die dynamiken von katzen, wenn diese in einer wohnung aufeinander treffen. ich muss sagen, sie machen fortschritte. bis zum ende des experimentes (in einigen stunden) werden sie sich vielleicht bis auf wenige zentimenter begegnet sein.

ab montag werde ich dann beobachter und selbst bestandteil einer vergleichbaren untersuchung bei menschen werden. ich nehme an einer “experiental conference” zu gruppendynamiken teil. eine woche werden sich “deutsche, juden, israelis, palestinänser und andere” in zypern treffen und gemeinsam diskutieren. für mich klingt das programm (s.u.) nach einem spannenden experiment. man muss sich vor augen halten, dass in gemeinden die unterschiedlichsten prozesse am laufen sind und, dass es für “professionals” wichtig ist, diese zu erkennen und ggf. zu entschärfen, bzw. zu lenken. ein teil unserer lehreinheiten in der supervision verwenden wir genau darauf und diese konferenz scheint dabei für mich eine gute ergänzung zu sein.

in wie weit der titel der ganzen veranstaltung nur platzhalter oder programm ist, kann ich euch nicht sagen und muss einfach erfahren werden. ich werde mein notebook mitnehmen und, soweit es die zeit zuläßt, davon berichten.

mehr zur konferenz findet ihr nachfolgend. shabbat shalom und rosh chodesch tov

Continue reading

cross-over-seelsorge

ist ein rabbiner ein seelsorger oder nicht? gehört das zu seinen aufgaben?

irgendwie denke ich schon, auch wenn der begriff der seelsorge ein sehr christlich geprägter ist und vielleicht nicht so wirklich auf das judentum zutrifft. ich würde mich der bezeichnung “begleitung” anschließen (definitioshilfe: ich helfe jemanden über die straße, damit er auf der anderen seite seine dinge selbst erledigen kann und gehe nicht für ihn und erledige, was er selbst hätte tun können). es geht nicht um die (abstrakte) sorge um die seele und ihrer erlösung, sondern um den ganzen menschen und seinem weg durch diese welt.

© Damaso Reyes

© Damaso Reyes

Continue reading

studi-vz, karftreitagsfürbitte und antisemitismus

sind die drei top-quoten-bringer für meinen blog. täglich finden neue leserInnen über google und co. meine seite durch die suche nach einem dieser themen. ich frage mich, ob sie hier finden, was sie suchen. ich bin mir nicht so sicher.

in fragen der karfreitagsdebatte ist es in meinem umfeld ruhiger geworden (siehe meinen eintrag hier). in letzter zeit hatte ich keine “dialog-veranstaltungen”, so dass es auch zu keinen direkten gesprächen mit gläubigen der basis kam. die reisen und aussprüche des papstes sehe ich weiterhin sehr kritisch. es ist unglaublich wie arrogant und selbstherlich er in die öffentlichkeit tritt und den gebrauch von kondomen verbietet, wenn HIV und AIDS gerade auch in den ländern dramatische ausmaße angenommen hat, in denen die katholische kirche eine autorität besitzt, die ein verantwortungsvollen umgang mit dieser “macht” ethisch gebietet. man kann nicht menschenrechte fordern, wenn man auf der anderen seite millionen menschen das recht auf ein gesundes leben verbietet. was ist das für ein verständnis von menschenwürde, wenn man mit ansieht, wie männer, frauen und kinder an AIDS sterben.

die frage, ob das studi-vz platz für antisemiten bietet, kann ich nicht sicher beantworten, aber ich denke schon. es ist nach meinen erfahrungen nicht mehr so, dass die antisemiten und anti-israel-hetzer das studi-vz zum offenen spielplatz für ihre kampagnen benutzt, aber mal da und mal da sieht man sie doch noch. da aber studi-vz eh seinen größten reitz verloren hat, ist dies vielleicht auch schon ein problem, welches sich auf natürliche weise selbst erledigen wird. wer andere erfahrungen dazu hat, den bitte ich um rückmeldungen. interessieren würde es mich schon. auch würde mich interessieren, wie es auf facebook hinsichtlich brauner elemente so zugeht. anhand von aktionen “Facebook: Delete the group “Israel is not a country”!” scheint es auch dort zum unangenehmen begleiterscheinungen des web2.0 zeitalters zu kommen.

ein prominenter leser meines blogges ist übrigens ilan mor, der gesandte israels hier in berlin. auf der gedenkfeier für die beiden ermordeten soldaten sprach er mich auf meinen eintrag über seinen besuch in der uni an. er war nicht so glücklich mit meinem eindruck, aber ich war ja auch nicht 100% glücklich mit seinem besuch – damit waren wir ja schon mal auf einer gemeinsamen ebene. und ich kann seine kritik an meiner kritik gut verstehen. wahrscheinlich ist es wirklich nicht so einfach, die anderen seiten israels darzustellen, wenn die allgemeine erwartunghaltung an einen solchen besuch, wohl eher die darstellungen des konfliktes mit den nachbarn ist und selbst wenn dem nicht so war, ist es eine solche ausnahme, dass es dem gesandten nicht wirklich anzulasten ist. und wäre der konflikt nicht angesprochen worden, so wäre das geschrei sicher groß gewesen – nur von mir hätte es eine 1 mit sternchen gegeben. 🙂

wir sind übrigens zu dem entschluss gekommen, noch einmal eine andere veranstaltung zu organisieren, oder eine ganze veranstaltungsreihe. dann zu den themen arbeit, gleichstellung , bildung und so weiter. diese herausforderung nehme ich gerne an. den ich bin weiterhin davon überzeugt, dass israel mehr zu bieten hat, was einer kritischen analyse bedarf.

ansonsten allen besuchern: danke für euren besuch hier. 22.700 ist schon eine ganz ordentliche zahl. 🙂

« Older posts Newer posts »