Willkommen bei den Opfern ?

gestern laß ich auf dem blog “JewsByChoice.Org” einen artikel, der mich doch ein wenig nachdenklich gemacht hat:

Welcome to the Hunted
(by David 7.3.2008)

My previous post seems terribly self-indulgent, especially in light of yesterday’s slaughter at Yeshiva Mercaz Harav in Israel.
… As if that weren’t cruel enough, those who were murdered were mere boys, studying their tradition, practicing their religion. They could not have been more innocent. Oh, wait. Scratch that: they were Jewish.

So, fellow Jews by Choice: I am honored to count you, along with myself, among the hunted, the despised and the maligned. If an innocent boy can be deliberately targeted in Israel, then we all have bull’s eyes on our backs, and over our hearts. It takes a brave soul, a soul that is called, to choose to join that company.

Prayer and contemplation, study and mitzvot and acts of tzedaka are important now; but so is steadfastness of purpose, and the refusal to be intimidated away from being Jewish.

A tough job that will only get tougher.

Let’s hang together, as Benjamin Franklin said, or we shall surely hang separately.

über die motivation zum judentum zu konvertieren wird immer wieder diskutiert. ich hatte bereits in meinem vorherigen text erwähnt, dass es von jüdischer seite keinen religiösen grund gibt, dass jemand zum judentum konvertiert, wenn er “anteil an der kommenden welt”* haben will. ein mindestmaß an menschlichkeit und sozialem verhalten langt. wer gerecht lebt, ist dabei (um es kurz und knapp auszudrücken).

ich gehe mal nicht davon aus, dass der autor des beitrages jüdisch geworden ist, weil er nun teil der opfer sein kann, aber es gibt durchaus menschen, die es aus diesem grund getan haben. gerade hier in deutschland, so können es sicher viele rabbiner berichten, gab es einige dieser versuche. vor allem direkt nach 1945. es gab und gibt rabbiner, die aus diesem grund (bis heute) keine gijurim (konversionen) von deutschen vornehmen.

eine rachel-esther schreibt als kommentar zu davids beitrag:

One of the questions that my rabbi who converted me asked was if I truly understood that by casting my lot with the Jewish people, I would also become a target of those who hate the Jews. He asked me this at least three times and I was then asked this again at the bet din. I told the rabbis that I completely understood that I may be literally putting my life on the line by converting. This was something that I had contemplated before every seeking out a rabbi. I too feel proud to be one of the “hunted” and proud to be a Jew by Choice.

wie sie richtig anmerkt wird während des gijur-prozesses mehrfach darauf hingewiesen, dass es menschen gibt, die juden hassen, die verbal und leider auch körperlich gewalttätig gegen uns vorgehen und man dies ganz realistisch wahrnehmen muss. realistisch ist aber nicht, mit stolz darauf zu reagieren.

ich bin nicht happy darüber, dass es menschen gibt, die juden verfolgen, vernichten und ins meer werfen wollen. mich erfüllt es mit trauer, wenn frauen, männer und kinder nur auf grund ihres jüdischseins angegriffen werden. es kann einen nicht glücklich machen, zu den “gejagten” zu gehören. ganz realistisch: mir macht der umstand angst, dass es regionen in der welt und leider auch in deutschland gibt, wo man als erkennbarer jude einer gefahr ausgesetzt ist, nur weil man jude ist. so wie es mir auch angst macht, wenn ein farbiger nicht überall sicher leben kann.

es ist schon mehr als nur ein verwundertes kopfschütteln, wenn ich von menschen lese, die als katastrophentouristen in waldbrandgebiete fahren, um mal den kick zu erleben, wie es ist, wenn einem fast der hintern wegbrennt, aber jude werden zu wollen, weil man dann zu “den gejagten” gehört … (ganz neben bei bemerkt: wenn man von seinem sicheren häußchen irgendwo an der amerikanischen ostküste schreibt und die wahrscheinlichkeit eines antisemitischen übergriffes gleich null ist, klingt es schon besonders absonderlich…).

und noch etwas stößt mir bei den beiden beiträgen auf. ich erkenne darin keine solidarität mit den wirklichen opfern. es hilft niemanden, wenn ich mich ganz solidarisch nun auch als opfer fühle. jüdisch sein bedeutet, für andere juden und nicht-juden einzustehen, wenn sie es brauchen, jemanden in seinen anliegen und/oder “kampf” zu unterstützen – wer den opfern helfen will, spendet am besten, oder engagiert sich aktiv in der opferbetreuung etc.. darauf kann mann und frau dann, von mir aus, stolz sein: wir juden allesamt (ob geborene oder gewordene) können und sind zu recht stolz darauf, dass wir uns nicht zu opfern haben dekradieren lassen und tunlichst auch nicht werden lassen – wir sind keine “victims by choice”.

um es versöhnlich abzuschließen. ganz sicher, nur die wenigsten, die einen gijur machen, kommen auf den gedanken, dies machen zu wollen, um endlich auch mal opfer sein zu können. die gründe sind im allgemeinen vielschichtig und sind ein abbild der jeweiligen lebenssituation. den umstand, dass juden nur wegen ihres jüdischseins zur zielscheibe werden können, müssen sie verarbeiten und ich glaube, dass es für niemanden einfach ist. aber weder fatalismus noch stolz sind der richtige weg, damit umzugehen.

1 Comment

  1. Avi aka TikkunGer

    Hi there

    I don’t read German so I’m not sure what it’s about but I assuming it’s positive, so thanks for quoting/linking us.

    Shabbat Shalom!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *